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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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Knie bescherte.
    Reiß dich zusammen!
    Domenico Volpe hatte sie schon damals nur als nette kleine Abwechslung betrachtet. Vermutlich hatte er sich köstlich über ihre kindliche Bewunderung für die Sehenswürdigkeiten Roms amüsiert. Und für ihn, ihren charmanten Begleiter.
    „Meine Haut ist an die Sonne gewöhnt, Ihre dagegen …“
    „… ist blass, weil ich im Gefängnis gesessen habe. Danke, das weiß ich.“
    „Beenden Sie immer die Sätze anderer Leute? Ihre Haut, wollte ich sagen, ist wunderschön hell und zart.“ Er beugte sich zu ihr herunter. „Wie Sahne und Rosen.“
    Unter seinem intensiven Blick verspürte sie ein sinnliches Prickeln. Unwillkürlich atmete sie schneller.
    „Ihr Englisch ist ausgezeichnet, aber es heißt Pfirsichteint, nicht Sahne und Rosen.“ Von wegen. „Gefängnisblässe“ traf es wohl eher.
    „Ich meine es so, wie ich gesagt habe.“ Seine Stimme war warm, dunkel und viel zu nah. „Ihre Haut ist sahnig weiß mit einem Hauch von Rosa.“
    Zornig hob Lucy den Kopf. Was fiel ihm ein, sich über sie lustig zu machen! Sie war kein naives junges Ding, das er mit Süßholzraspeln beeindrucken konnte.
    Als sie ihn ansah, vergaß sie allerdings die wütende Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag. Er wirkte kein bisschen zynisch, nur leicht verwundert, als könnte er selbst nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte.
    Das Grau seiner Augen schimmerte wie geschmolzenes Silber. Ein Funke schien überzuspringen und die Luft zwischen ihnen zum Knistern zu bringen.
    Wie auf Kommando wandten sie sich voneinander ab.
    Dies war nicht die Frau, die er zu kennen glaubte.
    Verwundert beobachtete Domenico, wie Lucy munter den staubigen Pfad über die Insel entlangwanderte, als wären Expeditionen in die Wildnis ihr liebstes Hobby. Die wildromantische Landschaft, die er immer so erholsam fand, schien ihr zu gefallen.
    Wo war das vergnügungssüchtige Partygirl geblieben? Das Mädchen mit der Vorliebe für teuren Schmuck und reiche Männer?
    Falls sie ihre Langeweile nur überspielte, war sie eine geniale Schauspielerin. Sie vergaß sogar, die unnahbare Schmollmiene aufzusetzen, was sie jünger und weicher wirken ließ.
    Und gefährlich hübsch.
    Lächelnd sah sie einem bunten Schmetterling nach, als wäre sie fasziniert von seiner Schönheit.
    Und er war fasziniert von ihr.
    Die Erkenntnis wühlte Domenico auf wie ein Stein die glatte Wasseroberfläche eines Sees. Was fiel ihm ein? Er trug das Bild seines toten Bruders im Herzen. Er hätte nichts, aber auch gar nichts für diese Frau empfinden dürfen!
    Warum war er überhaupt hier? Er musste den Vertrag nicht persönlich aushandeln, das konnte auch ein Anwalt erledigen.
    Domenico wusste, warum. Weil Lucy Knight etwas an sich hatte, das ihn nicht ruhen ließ. Er musste es klären, bevor sie für immer aus seinem Leben verschwand.
    „Ist das eine Burgruine?“, fragte sie fröhlich und blieb neben ihm stehen.
    „Ja.“
    „Warum haben Sie Ihre Villa dann am anderen Ende der Insel gebaut?“
    Domenico zuckte mit den Schultern. „Da ist die Aussicht schöner. Die Burg diente der Verteidigung, nicht dem Vergnügen.“
    „Komisch. Ich dachte, Sie stehen auf alte Gemäuer wie den Palazzo in Rom.“
    Ihm entging nicht, wie sich ihre Miene bei der Erwähnung der Villa verdüsterte, als wollte Lucy die Erinnerung daran schnell wieder verdrängen.
    „Halten Sie mich für altmodisch?“, fragte er.
    „Keine Ahnung, so gut kenne ich Sie nicht.“
    Das war ja ihr Problem. Wochenlang hatte Domenico Volpe mit versteinerter Miene ihrem Prozess beigewohnt, als könnte er nicht erwarten, dass sie verurteilt wurde. Nur hin und wieder hatte er ihr einen lodernden Blick zugeworfen. Damals hatte sie geglaubt, alles über ihn zu wissen, was sie wissen musste.
    Nun aber verhielt er sich ihr gegenüber so umgänglich, als hätte sein vernichtender Zorn nie existiert. Hin und wieder erinnerte er sie sogar an den Mann von damals, in den sie sich Knall auf Fall verliebt hatte. So heftig, dass sie schon gedacht hatte, er wäre es. Der Mann ihres Lebens.
    Ihr Herz schlug schneller, als sie sein stolzes, scharf geschnittenes Profil betrachtete.
    „Nur weil ich die Familientradition achte, lebe ich nicht in der Vergangenheit.“
    Domenico Volpe lehnte an der hüfthohen Mauer, die den alten Burggraben umgab. In den verwaschenen Jeans, die sich um seine muskulösen Schenkel schmiegten, und dem schwarzen Poloshirt, das einen faszinierenden Kontrast zu seinen kräftigen,

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