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Verfuehrung in bester Gesellschaft

Verfuehrung in bester Gesellschaft

Titel: Verfuehrung in bester Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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auch bewunderte, er würde nicht heiraten, und schon gar kein sechzehnjähriges Mädchen.
    „Warum setzen wir uns nicht und ich sage Ihnen, was ich Ihnen vorschlagen möchte? Vielleicht werden Sie mich dann nicht länger ansehen, als hätte ich den Verstand verloren.“
    Rule musste lächeln. Verdammt, er mochte Griffin wirklich und er hasste die Vorstellung, dass dieser Mann so viele Jahre zu früh sterben sollte.
    Es war eine Schande, dass er seinen Vorschlag ablehnen musste.
    Violet Griffin saß auf einem reich verzierten goldenen Samtsofa in ihrer Schlafstube neben ihrer Cousine und besten Freundin Caroline Lockhart. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Violet schnäuzte in ihr spitzenverziertes Taschentuch und wischte sich mit einer Hand die Tränen von den Wangen.
    „Ich kann es immer noch nicht glauben.“
    „Es ist nicht fair“, sagte Caroline. „Du hast schon deine Mutter verloren. Du verdienst es nicht, auch noch deinen Vater zu verlieren.“
    Violet atmete tief durch. Seitdem ihr Vater sie in sein Kontor gerufen und ihr die schreckliche Wahrheit gesagt hatte – dass er in weniger als einem Jahr tot sein würde –, hatte sie nur geweint. „Vater sagt, das Leben ist niemals fair.“
    „Vermutlich nicht, aber das sollte es sein.“
    Violet sah zu ihrer Freundin auf. „Vater möchte, dass ich heirate. Er sagt, nur so könne er in Frieden sterben.“
    Caroline sah die Cousine aus ihren großen hellblauen Augen an. Sie war blond, mit heller Haut und gut zwei Zentimeter größer als Violet. Als sie sich jetzt bewegte, raschelte der rosa Taftrock ihres Teekleides. „Liebe Güte, du bist erst sechzehn!“
    „Das spielt keine Rolle.“
    Caroline biss sich auf die Unterlippe. „Wen sollst du seinem Wunsch gemäß heiraten?“
    „Den Engländer Rule Dewar. Du erinnerst dich an ihn? Er war ein paar Mal zum Essen hier. Du musst ihn getroffen haben.“
    Carolines Miene wurde verträumt. „Als ob ich ihn vergessen könnte. Noch nie habe ich einen schöneren Mann gesehen.“
    Violet nickte nur. „Das habe ich auch gedacht, als ich ihn das erste Mal sah. Er hat die erstaunlichsten blauen Augen und sein Haar ist so schwarz, dass es schon beinahe blau wirkt.“ Sie senkte den Blick und sah dann wieder die Freundin an. „Meinst du auch, ich sollte ihn heiraten? Vater möchte meine Zukunft gesichert sehen, ehe … ehe …“
    „Dein Vater hat dich sehr lieb“, sagte Caroline leise.
    „Ich weiß, dass er mich liebt.“ Violet tupfte sich die Tränen von den Wangen. „Soll ich seinem Wunsch entsprechen? Papa hat nur selten etwas von mir verlangt, und es würde ihm so sehr gefallen.“
    „Meinst du … meinst du, Rule würde dich heiraten wollen?“
    „Ich weiß es nicht. Vater sagt, er würde es tun.“
    „Es ist ein seltsamer Name – Rule. Was glaubst du, wo er herkommt?“
    „Vater sagt, es war der Name seines Urgroßvaters mütterlicherseits. Er sagt, sie wären bereits zu einer finanziellen Übereinkunft gekommen, die uns beide gut versorgen wird. Er sagte, Rule würde erst … er würde erst dann zu meinem richtigen Ehemann werden, wenn ich achtzehn bin.“
    Caroline nickte. „Du meinst, er würde seine ehelichen Rechte erst einfordern, wenn du alt genug dafür bist.“
    „Das nehme ich an.“ Violet drehte das feuchte Taschentuch zwischen ihren Fingern. „Bis dahin kehrt er wieder nach London zurück, um sich um die Niederlassung der Firma zu kümmern, die wir dort besitzen.“
    Caroline strich ihren Rock mit beiden Händen glatt. „Willst du ihn denn heiraten?“
    Violet schüttelte den Kopf. „Ich möchte niemanden heiraten. Jedenfalls jetzt noch nicht. Aber wenn ich heiraten muss, nun … dann würde ich vermutlich Rule wählen.“
    Caroline strahlte. „Kannst du dir das vorstellen? Der Mann ist der Bruder eines Dukes! Wenn du ihn heiratest, wird dich jedes Mädchen in Broadmoor beneiden.“
    Mrs Broadmoors Akademie für junge Damen, die beide Mädchen zurzeit besuchten, war die exklusivste Schule für höhere Töchter in ganz Boston. Violet gefiel es dort nicht sehr. Sie schätzte andere Dinge, die Art von Unterricht, für die ihr Vater bisher gesorgt hatte: Mathematik und Geschichte, Naturwissenschaften und Geographie, Französisch, Latein und Griechisch.
    Aber sie war fest entschlossen, die Dame zu werden, die sie dem Wunsch ihres Vaters gemäß werden sollte. Daher widmete sie sich mit demselben Eifer ihren Aufgaben an der Akademie.
    Die Tränen stiegen ihr erneut in die Augen.

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