Verfuehrung in bester Gesellschaft
mit der ich Geschäfte machen möchte.“
„Ich verstehe.“
Er erhob sich. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich dafür interessieren, Violet, aber als Ihr Vater mich zu Ihrem Ehemann wählte, hat er mir auch das Wohlergehen der Firma anvertraut. Während der vergangenen drei Jahre habe ich Entscheidungen getroffen, die dem Geschäft gutgetan haben. Wenn es nichts Weiteres mehr gibt, was Sie mit mir besprechen möchten, würde ich Sie gerne nach Hause begleiten!“
Sie presste die Lippen zusammen. Er behandelte sie wie ein dummes kleines Mädchen. So etwas hatte ihr Vater nie getan, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass es ihm gefallen würde, wenn Rule Dewar es tat.
Sie unterdrückte ein spöttisches Lächeln. Sobald ihre Ehe beendet war, würde er vielleicht eine Überraschung erleben, wenn er von ihren Plänen erfuhr. Nicht, dass er darunter leiden würde. Er hatte beim Tod ihres Vaters etwas Geld geerbt, mit der Firma einiges verdient, und sein Anteil am Verkaufserlös wäre ebenso groß wie ihrer.
„Wenn Sie mir sonst nichts zu sagen haben, können wir ebenso gut gehen.“ Sie erhob sich und gestattete ihm, ihren Arm zu nehmen und sie zur Tür zu geleiten.
Rule schickte die Kutsche der Lockharts zurück nach Belgravia und half ihr in seine eigene.
„Ich werde dafür sorgen, dass Sie so bald wie möglich eine Kutsche zu Ihrer eigenen freien Verfügung bekommen“, sagte er. „Ich möchte nicht, dass Sie durch die Straßen laufen und eine Droschke suchen.“
Violet widersprach nicht. Für die verbliebene Dauer ihres Aufenthalts in London könnte sie einen Wagen gut gebrauchen.
Rule nahm ihr gegenüber Platz, ließ sich in die bequemen Samtpolster sinken und sah sie von unten herauf an. Als das Fahrzeug sich in Bewegung setzte, spürte sie seinen Blick auf sich, und sie erschauerte ein wenig, ehe sie das Gefühl abschütteln konnte.
„Ihre Cousine bleibt also bei ihrer Großmutter?“, fragte er in beiläufigem Ton und ließ den Blick auf ihren Brüsten ruhen.
Sie nickte. „Ich werde ihr morgen ihre Sachen schicken lassen.“
Er streckte die langen Beine aus, so gut es in dem engen Raum eben möglich war. „Ich habe beschlossen, ein paar Tage freizunehmen. Sie waren noch nie in London. Als Ihr Gemahl wäre es mir ein Vergnügen, Ihnen die Stadt zu zeigen. Würde Ihnen das gefallen?“
Natürlich würde es das! Bisher war sie kaum gereist. Eine so aufregende Stadt zu sehen, würde ihr gefallen.
Innerlich seufzte sie allerdings und wusste, dass sie nicht mit ihm gehen sollte. Je weniger Zeit sie in seiner Gesellschaft verbrachte, desto besser war es für sie. Andererseits würde sie vielleicht nie mehr nach England zurückkehren, und es wäre schade, wenn sie die Gelegenheit verpasste, sich alles anzusehen.
Sie blickte ihm in die Augen. „Das wäre sehr freundlich von Ihnen.“
Rule lächelte zum ersten Mal an diesem Tag. „Wir machen eine Stadtrundfahrt, vielleicht essen wir in einem der kleinen Restaurants in der Bond Street. Dann besichtigen wir das London Museum, und natürlich müssen Sie den Kristallpalast sehen und vielleicht auch mit Mr Croxwells Ballon fahren. Oh, und ich werde Sie in die Oper ausführen.“ Er sah sie an. „Sie mögen doch die Oper.“
Sie lächelte. „Natürlich.“
Er schien darüber nachzudenken. „Andererseits macht ein Theaterbesuch vielleicht mehr Spaß. Im Royal Pantheon gibt es ein neues Stück. Dort habe ich eine Loge. Wie klingt das?“
Es klang wunderbar. Sie liebte das Theater und auch die Oper. Und dennoch zögerte sie.
Rule runzelte die Stirn. „Sie haben mir Ihr Wort gegeben, Violet. Ich möchte nichts weiter als eine Möglichkeit, damit wir uns besser kennenlernen können.“
Das schien nicht zu viel verlangt zu sein, und immerhin hatte sie dem zugestimmt.
Sie seufzte tief. „Na schön. Ich möchte London liebend gern kennenlernen und ein Abend im Theater würde mir besonders gut gefallen.“
In seinen Wangen erschienen wieder diese Grübchen. Violet wurde ein wenig schwindelig. Sie hasste es, dass er dieses Gefühl in ihr entfachte.
„Ausgezeichnet! Ich werde die notwendigen Vorbereitungen treffen. Von morgen an werde ich Ihnen London zeigen. Wenn Sie erst gesehen haben, was für eine außergewöhnliche Stadt dies ist, werden Sie nicht mehr fortwollen.“
Dabei wollte sie jetzt schon fort. Sie wollte Jeffrey sehen. Sie wollte seine Stimme hören und seine bewundernden Blicke genießen. Sie wollte, dass er ihr sagte, wie
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