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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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für Beweise gibt es für diese neue und sehr interessante Annahme?“, fragte Lou sarkastisch.
    „Ich habe noch keine, aber ich komme erst zurück, wenn ich seine Unschuld bewiesen habe.“
    „Oder wenn du seine Schuld bewiesen hast. Nur kommst du dann vielleicht gar nicht mehr zurück – zumindest nicht lebend.“
    Nach dem Gespräch trat Eve an den Schminktisch. Vom vielen Nachdenken hatte sie Kopfschmerzen. Na ja, vielleicht hatte es auch etwas damit zu tun, dass sie seit zwei Tagen keine Brille trug. Ihr Gesicht wirkte in dem fahlen Lichtschein geisterhaft.
    Bisher hatte sie Lou nie belogen und ihr auch nichts verheimlicht. Wieso fing sie jetzt damit an? Lou wollte nur das Beste für sie. Darum wäre es vermutlich richtig gewesen zu gestehen, dass Raphael sie nicht höflich gebeten hatte, mit ihm zu fahren.
    Er hatte seine unwiderstehlichen Verführungskünste eingesetzt, damit sie in seinen Wagen stieg. Und davor hatte er ihr zwanzigtausend Pfund angeboten, damit sie schwieg und nach Hause zurückkehrte.
    Und wenn sie schon alles gestand, sollte sie auch noch erwähnen, dass er sich ihr Handy genommen hatte, um sie von der Außenwelt abzuschneiden.
    Wieso hatte sie nichts darüber gesagt?
    Sie gestand es sich ein: Wenn man eins und eins zusammenzählte, kam man zu dem Ergebnis, dass ihr Instinkt nichts taugte.

7. KAPITEL
    Raphael tauchte so langsam aus tiefem Schlaf auf, dass er nicht genau zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden konnte.
    Eve.
    Er hörte noch ihre Stimme an seinem Ohr und fühlte noch immer den Hauch ihres Atems an seinem Hals und ihre Finger auf seiner Haut. Ihr Duft umhüllte ihn warm und tröstlich. Langsam öffnete er die Augen und erwartete, sie neben sich zu sehen.
    Doch er war allein auf der dunklen Terrasse. Die Kerzen waren heruntergebrannt, der Espresso auf dem Tisch war kalt. Trotzdem verschwand der feine blumige Duft nicht. Es dauerte einen Moment, bis er den Schal bemerkte, den Eve getragen hatte und der jetzt ihn einhüllte.
    Die Versuchung war groß, das Gesicht in den weichen Stoff zu drücken und Eves Parfum zu genießen, doch die Ereignisse des Abends ordneten sich rasch zu einem klaren Bild und ließen ihn leise aufstöhnen.
    Dieser Kuss! Dieser alberne, selbstsüchtige und absolut wunderbare Kuss!
    Raphael hatte Eve bei der Rückkehr aus der Küche erklären wollen, dass der Kuss ein Fehler gewesen war, nichts weiter. Stattdessen war er offenbar eingeschlafen, und sie hatte ihm den Schal um die Schultern gelegt, damit ihm nicht kalt war.
    Nicht, dass er hätte frieren können – seine Träume hatten schon dafür gesorgt, dass ihm warm wurde …
    Ihre fürsorgliche Geste ärgerte und rührte ihn gleichermaßen. Rasch entledigte er sich des Schals, reckte und streckte sich, um wieder beweglich zu werden. Dann tastete er nach seiner Gesäßtasche, weil ihm einfiel, dass er noch Eves Handy hatte. Jetzt war es weg.
    Wie sie sich über ihn gestellt hatte und die Hände über seinen Körper gleiten ließ, während ihre Brüste fast sein Gesicht berührten – das war also doch kein Traum gewesen.
    Als er die Treppe hochstieg, musste er ein Gähnen unterdrücken. Was er brauchte, waren ein paar Stunden Schlaf, um diese lähmende Müdigkeit zu vertreiben. Wahrscheinlich halfen sie aber auch nicht dabei, das tiefe Verlangen zu vertreiben, das ihn pausenlos quälte.
    Vor Eves Zimmertür blieb er stehen und kämpfte mit einem Wust widerstreitender Gefühle, denen er erst auf den Grund gehen wollte, wenn er wieder wacher war.
    Alles war vergessen, als plötzlich ein Schrei die Stille zerriss.
    Der Mann war so dicht hinter ihr, dass sie schon seinen heißen Atem im Nacken spürte. Es war wie immer: Je näher er kam, desto schwerer fiel ihr das Laufen, bis sie glaubte, durch Treibsand zu waten. Es war unausweichlich, dass ihr Verfolger sie schließlich einholte – wie er Ellie eingeholt hatte. Schon streckte er die Hand nach ihr aus, als sie voll Grauen aufschrie.
    „Schsch … ganz ruhig … schsch … es ist alles gut …“
    Eve schrie erneut, als sie starke Arme spürte, die sie festhielten, und schlug verzweifelt um sich.
    „Eve! Eve! Alles in Ordnung! Es war nur ein Traum. Schsch … du bist in Sicherheit.“
    Das war Raphaels Stimme dicht an ihrem Ohr, und es waren seine Arme, die sie fest umschlungen hielten. Seine Hände streichelten behutsam über ihr Haar, während er versuchte, die Bilder ihres Albtraums zu vertreiben. Erleichtert ließ sie sich auf seine Brust

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