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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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vorüber und vergessen“, fügte sie hinzu, wich seinem Blick aus und beobachtete ihn nur vorsichtig durch den Vorhang, den ihr feuchtes Haar vor ihrem Gesicht bildete.
    Raphael nickte. „Ich muss beruflich für zwei Tage weg.
    Heute Nachmittag reise ich ab. Kommst du allein mit Fiora klar?“
    Diese beiläufige Ankündigung löste bei ihr einen Schock aus – und einen Schmerz, mit dem sie nicht gerechnet hätte. „Natürlich komme ich klar“, versicherte sie trotzdem. „Ich bin doch kein Kind mehr und brauche niemanden, der auf mich aufpasst.“
    „Ach nein?“, fragte er ironisch.
    „Nein.“
    „Letzte Nacht hatte ich aber einen anderen Eindruck.“
    Vor lauter Zorn vergaß sie ihre missliche Lage und stemmte empört die Arme in die Seiten. „Das ist unfair!“, herrschte sie ihn an. „Es war nur ein alberner Traum, und ich habe dich nicht gebeten, mich deshalb …“
    Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als Raphael auf sie zukam. Sie hatte sich provozieren lassen und vergessen, sich zu bedecken. Nun stand sie nackt vor ihm, die Hände an der Taille, und sah aus wie das Klischee einer Stripperin. Fehlten nur noch die hochhackigen Schuhe und eine billige Perlenkette. Dann wäre das Bild vollkommen gewesen.
    Raphael ging an ihr vorbei, verschwand im Badehaus und kam gleich darauf mit zwei Handtüchern wieder. Das eine legte er ihr um den Nacken, das andere hielt er ihr hin.
    Doch mit dem Stolz war das so eine Sache. Nackt, verletzt und gedemütigt, wie Eve in diesem Moment war, hätte sie lieber Hilfe vom Leibhaftigen als von Raphael Di Lazaro angenommen. Sie holte tief Atem, versuchte verzweifelt so zu tun, als wäre Nacktheit für sie völlig selbstverständlich, straffte die Schultern und musterte ihn mit eisigem Blick.
    „Du kannst Fiora sagen, dass ich nicht im Haus bleibe“, erklärte sie. „Bestimmt ist sie froh, wenn sie während deiner Abwesenheit nicht für mich Babysitter spielen muss.“
    Na also! Es war ihr gelungen, dieses selbstzufriedene, spöttische Lächeln aus seinem Gesicht zu vertreiben.
    Es war ihr allerdings auch gelungen, ihre eigenen Pläne gründlich zu durchkreuzen.
    „Wohin willst du denn?“, erkundigte er sich.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich finde schon etwas in Florenz.“
    „Es ist August“, hielt er ihr vor. „Alle Hotels sind von Touristen belegt.“
    Davon ließ sie sich nicht einschüchtern. „Dann muss ich mir eben etwas anderes suchen.“
    Nach einem letzten hoheitsvollen Blick wandte sie sich ab und ging zum Poolhaus. Es war nur sieben oder acht Schritte entfernt, doch Eve kam es vor, als wandelte sie über ein endlos langes Nagelbrett.
    Auf dem Rückweg zum Haus murmelte Raphael Verwünschungen. Er hatte es falsch angepackt. Immer wieder ließ er es an Eve aus, dass sie ihm unter die Haut ging, und diesmal war es besonders schlimm gewesen.
    Anders als draußen, wo die Sonne vom Himmel brannte, war es in der Villa angenehm kühl und so dämmrig, dass es einen Moment dauerte, ehe er etwas erkennen konnte. Aus der Eingangshalle klang ihm Fioras Stimme entgegen, mit ihrem typischen förmlichen Tonfall, den sie stets am Telefon benutzte. Gleich darauf tauchte sie in der Tür auf. Ihre Miene wirkte besorgt.
    „Ah, Signor Raphael!“
    „Was ist denn, Fiora? Das Krankenhaus?“
    „Nein, die Polizei.“
    Er ging rasch ans Telefon und achtete darauf, dass ihm die Haushälterin nichts anmerkte. „Marco? Ciao .“
    „ Ciao, Raphael. Also, ich komme gleich zur Sache. Schlechte Nachrichten. Unsere Hauptzeugin gegen Luca hatte einen schweren Unfall.“
    Raphael hielt den Atem an, doch nichts in seinem Gesicht regte sich, während der Ermittler die Umstände er
    läuterte, unter denen die junge Frau ums Leben gekommen war. „Es muss doch noch andere Zeugen geben“, bemerkte Raphael schließlich.
    „Sicher, davon gehe ich aus, aber wir können nicht jedes Model in der Modeszene befragen. Je weniger Leute über unsere Ermittlungen Bescheid wissen, desto besser. Umso mehr, wenn Lucas Leute herumlaufen und alle Mädchen ausschalten, die ihnen auch nur im Geringsten verdächtig erscheinen.“
    Raphael lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er an Eves unbedachte Bemerkung dachte: Ich werde Di Lazaro als gemeinen Drogendealer entlarven …
    „Und was jetzt?“, fragte er Marco.
    Der seufzte. „Wir beobachten ihn weiter. Mehr können wir nicht machen, bis wir jemanden finden, der gegen ihn aussagt. Und drück die Daumen, dass es bis dahin nicht zu lange

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