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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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sie kannte – vielleicht mit besonders bequem gepolsterten Sitzen. Jetzt lachte sie innerlich über ihre Naivität.
    Sie stand im vorderen Teil des Jets in einer Art Wohnraum mit einem Sofa und Sesseln, die rings um einen niedrigen Tisch angeordnet waren. Während die Florentiner Villa vollständig im Landhausstil eingerichtet war, hatte Antonio hier die Gelegenheit genutzt, ein bisschen mit modernem Design zu experimentieren. Das Sofa war mit scharlachrotem Leder bezogen, während für die Sessel Wildleder und Samt in Anthrazit und Beige verwendet worden waren. Den Boden bedeckte ein dicker Teppich aus Fellimitat, und auf eine der runden Wände war ein Kunstwerk im Art-déco-Stil gemalt. Darauf war eine gertenschlanke Frau zu sehen, die auf einer Chaiselongue ruhte und ein Cocktailglas an die scharlachrot geschminkten Lippen führte.
    „Ich weiß“, bemerkte Raphael spöttisch und blieb neben ihr stehen.„Schrecklich, nicht wahr? Vermutlich hatte Luca bei der Innenausstattung die Hand im Spiel. Deshalb denkt man automatisch an den Warteraum in einem Bordell.“
    Eve hätte ihn gern gefragt, woher er wusste, wie der Warteraum in einem Bordell aussah, war dafür jedoch zu schüchtern. Gestern Abend war es ihr leichtgefallen, mit ihm zu flirten, doch da war sie auch noch überzeugt gewesen, einen todsicheren Plan zu verfolgen. Heute dagegen fühlte sie sich alles andere als selbstbewusst, sondern nur noch befangen und unbeholfen.
    „Ich kann mich nicht beklagen“, meinte sie und nahm von Raphael ein Glas Prosecco entgegen. „Im Vergleich zu den fliegenden Massentransportern, mit denen ich normalerweise unterwegs bin, schneidet diese Maschine jedenfalls hervorragend ab.“
    „Fliegst du gern?“
    „Sehr gern“, beteuerte sie. Er hielt sie ohnedies schon für unreif, da konnte sie ihm auf keinen Fall gestehen, dass sie sich beim Fliegen ähnlich ängstlich fühlte wie ein Kaninchen auf der Autobahn.
    „Bist du schon einmal in einem Privatjet geflogen?“
    „Ich?“, entgegnete sie gespielt herablassend. „Bei meinem glamourösen Lebensstil? Was denkst du denn?“
    „Also nein“, erwiderte er. Ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und berührte Eve so stark, als hätte er die Hand ausgestreckt und sie liebkost. „Es verstößt zwar eigentlich gegen meine Grundsätze, aber gelegentlich ist das schon eine tolle Art zu reisen. Auf das erste Mal“, fügte er hinzu und hob sein Glas.
    Eve stieg Hitze in die Wangen – und machte dort nicht Halt, sondern schien ihr durch und durch zu gehen. Verstohlen musterte sie Raphaels Gesicht, konnte aber den Blick in seinen dunklen Augen nicht deuten. Ob er sie auf die Probe stellte? Hastig sah sie wieder weg.
    „Auf eine tolle Art des Reisens“, erwiderte sie unsicher.
    „Auch wenn es hier nicht wirklich toll aussieht“, bemerkte er und sah sich geringschätzig in der Passagierkabine um.
    Eve fand rasch heraus, dass sich das Fliegen in einem luxuriösen Privatjet zumindest in einem Punkt nicht von anderen Flugreisen unterschied: Der gesamte Startvorgang war katastrophal. Sobald der Jet auf der Startbahn beschleunigte, erfasste sie eine ebenso peinliche wie unsinnige Angst vor einer unmittelbar drohenden Katastrophe. Und sobald sich die Räder vom Rollfeld lösten, hegte sie stets den Verdacht, dies wäre möglicherweise ihr letzter Kontakt mit dem festen Erdboden gewesen. Gegen diese Ängste kam sie einfach nicht an.
    Krampfhaft umklammerte sie das Sektglas und schloss die Augen. Die kleine Maschine beschleunigte kräftig und hob ins Nichts ab. In Eves Ohren rauschte und dröhnte es, als die Erde unter ihr zurückblieb, und die Schwärze hinter ihren geschlossenen Augen vertiefte sich mit jedem Moment.
    Das Nächste, was sie wahrnahm, war Raphaels Hand, die behutsam ihre Finger vom Glas löste. Raphael nahm es ihr weg, hielt ihre Hände fest und drückte sie beruhigend, bis die Maschine die Flughöhe erreicht hatte und sich die Nebel blinder Panik in Eve ein wenig verzogen hatten.
    Vorsichtig öffnete sie die Augen – und blickte tief in seine. Für einen Moment erkannte sie darin etwas, das sich nicht deuten ließ: etwas Dunkles, das ihr einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Doch im nächsten Augenblick zeigte er schon wieder seine abweisende Fassade. Er ließ ihre Hände los und lehnte sich mit einem amüsierten Lächeln in dem scharlachroten Ledersitz zurück.
    „Aha. Offenbar liebst du am Fliegen ganz besonders den Start, oder?“
    Sie

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