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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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seinen Stolz und seine Seele.
    Ging er dieses Risiko nicht ein, würde sie ihm nie, niemals glauben. Und der Gedanke, ohne sie nach London zurückzukehren …
    Hart schüttelte den Kopf. Er könnte es nicht ertragen, zu dem Ort zurückzufahren, an dem er all seine Bedürfnisse unter Verschluss hielt. Wo keiner je etwas sagte, das er ernst meinte. Wo die Welt sich vor ihm verneigte, wenn er kam, und ihn verhöhnte, wenn er ging.
    Dieser Gedanke war wie brennende Kohle in seinem Innern. Er wollte Emma und den ganzen Tumult, den sie in sein Leben brachte. Und er musste nichts weiter tun, als sie zu überzeugen. Vielleicht sollte er sich ein Haus in Scarborough mieten. Länger als ein Jahr würde er gewiss nicht brauchen, wenn er sich hartnäckig genug bemühte.
    Er fing sogar schon an zu lächeln, als die Kutsche ruckend anhielt. »Ho!«, rief der Kutscher. »Ruhig. Ganz ruhig.«
    Der Wagen rollte langsam weiter.
    »Verzeihung, Durchlaucht, die Pferde werden ein bisschen rappelig. Da vorn ist Rauch.«
    Der Geruch von Holzrauch war auch im Wagen wahrzunehmen, doch Hart wurde es erst bewusst, als der Kutscher ihn darauf hinwies. Merkwürdig. In dieser Gegend gab es kaum Bäume.
    Als sich der erste unheimliche Verdacht in ihm regte, rief sein Fahrer auch schon: »Durchlaucht!«
    Hart stieß die Tür auf und beugte sich hinaus, eine Hand auf dem Kutschendach abgestützt und einen Fuß auf dem Trittbrett. Sie waren auf einer kleinen Anhöhe, und der Weg erstreckte sich vor ihnen bis hin zu Emmas Haus. Abgesehen von dem Qualm, der graue Wolken bildete, war die Sicht klar. Eine stete Brise verwirbelte die Rauchwolken und blies sie weit über das Land. Eine kleine Gruppe von Leuten stand vor dem eingestürzten Haus. Flammen züngelten noch aus dem geschwärzten Holz, aber es war nicht mehr viel übrig, was vom Feuer verschlungen werden konnte. Ein kleiner Schuppen war verschont geblieben, aber die Sträucher daneben waren nur noch verkohlte Gerippe.
    Als sein Blick auf den ordentlichen Garten fiel, begriff er erschrocken. »Nein!« Er sah wieder zum Garten, zu den Wiesen hinter der niedrigen Steinmauer, die das Grundstück umgab, und dem Pfad, der sich durch das hohe Gras bis an die Klippe schlängelte.
    Dies war Emmas Haus.
    Der Fahrer drehte sich mit ernster Miene zu Hart um. Hart wollte ihn anschreien, schneller zu fahren, verdammt, aber die Pferde zerrten an den Zügeln, und der Weg war nur wenige Meter von den gefährlichen Klippen entfernt.
    Schließlich hielt Hart es nicht mehr aus, sprang aus dem Wagen und lief die letzten hundert Meter zu ihrem Haus. Drei Männer knieten im Gras über einer weißen Gestalt auf dem Boden. Hart rannte zu ihnen.
    »Emma!« Er sah einen Arm schlaff auf der Erde ausgestreckt. Die Finger zuckten. »Oh, Gott sei Dank«, stöhnte Hart, als er schlitternd zum Stehen kam und auf die Knie sank. Die Männer machten ihm Platz, und Hart blickte in ein ohnmächtiges Gesicht mit viel zu bleichen Lippen und regungslosen Augen hinter geschlossenen Lider. Das war sie nicht.
    »Dies ist Bess«, rief er. »Bess Smythe. Wo ist Emma? Wo ist die Dame des Hauses?«
    Verzweifelt schaute er sich um, suchte die Umgebung nach ihr ab. Er musste sie finden. Als er wieder die Männer ansah, wandten sie die Blicke ab und sahen zu der qualmenden Ruine.
    »Sie ist nicht da drinnen«, sagte Hart ruhig und bestimmt. »Sie ist entkommen. Sehen Sie im Garten nach, auf …«
    »Wir haben das ganze Grundstück abgesucht, Sir. Wir fanden Mrs Smythe hinten im Garten, aber Mrs Kern … die anderen Zimmer waren weiter von der Tür weg. Kannten Sie sie, Sir?«
    Hart ersparte sich die Antwort, hob stattdessen Bess’ Hand und fühlte nach ihrem Puls. »Sie braucht einen Arzt. Haben Sie …«
    »Wir haben schon nach Doktor Jersey geschickt, Sir.«
    »Lark!«, rief Hart und stand auf. Sein Kutscher und der Diener kamen herbeigelaufen. »Wir müssen alles absuchen, bis zu den Klippen und in die andere Richtung, so weit ihr sehen könnt. Lady … das heißt, Mrs Kern ist hier irgendwo.«
    Seine Männer liefen sofort los. Sie suchten eine geschlagene Stunde, gingen jeden Meter Gras ab, jede Felsennische, jeden Dornenbusch. Hart weigerte sich, auch nur daran zu denken, dass er sie nicht finden könnte, wollte nicht einmal andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Der Wind hatte sich gedreht, blies ihm Rauch und Hitze entgegen, die in seinen Augen brannten. Seine Tränen wuschen sie schnell sauber.
    Vom Haus war nur noch ein Haufen

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