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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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was passiert ist?«
    »Feuer«, hauchte sie heiser und bekam sofort einen Hustenanfall. Tränen liefen ihr aus den Augenwinkeln.
    »Ja, ein Feuer. Sie sind aber nicht verbrannt, nur benommen von dem Rauch. Ich bringe Sie in einen Gasthof, wo Sie ausruhen können.«
    Ihre Hand drückte seine Finger fester. Sie versuchte, sich zu räuspern, musste jedoch gleich wieder husten und schwieg.
    »Es tut mir leid …« Er sollte es sofort tun, es schnellstens hinter sich bringen. »Es tut mir leid, Bess, ihre Herrin, sie …«
    Sie öffnete die ängstlich schimmernden Augen.
    »Sie konnte dem Feuer nicht entkommen.«
    Nein , formten ihre Lippen, ohne dass sie einen Laut von sich gab.
    Hart wünschte sich inständig, ihr zustimmen und ebenfalls leugnen zu können, was doch nicht abzustreiten war. Aber er schuldete ihr die Wahrheit, keine dämliche Hoffnung. »Wir haben überall gesucht, Bess.« Er schluckte gegen die Gefühle, die sich in seine Worte einschleichen wollten. »Sie ist tot. Es tut mir sehr leid.«
    Ihre Fingernägel bohrten sich in seine Haut, als sie abermals seine Finger drückte, doch der Schmerz war eine Ablenkung von der blanken Panik in ihren Augen. Bess schüttelte den Kopf und versuchte, sich aufzusetzen.
    »Ganz ruhig. Schonen Sie sich.« Er beugte sich vor, um sie sanft auf die Decken zurückzulehnen, da packte sie sein Handgelenk mit ihrer freien Hand und hielt es umklammert.
    »Hören Sie« , flüsterte sie. »Bitte, hören Sie zu.«
    »Ja, natürlich.« Die Kutsche ruckelte vorwärts und rollte zurück auf den Weg.
    »Sie ist nicht …« Die Räder übertönten ihre matte Stimme, sodass Hart sich nahe zu ihr vorbeugen musste. »Sie ist nicht hier. Ein Mann …«
    »Was?«
    Sie begann wieder zu husten, während sich ein seltsamer Druck in Harts Brust aufbaute. Er zwang sich, Bess nicht bei den Schultern zu packen. »Was haben Sie gesagt?«
    »Nicht hier«, würgte Bess, deren Gesicht sich vor Anstrengung rötete. Sie hatte sein Handgelenk losgelassen und presste die Hand auf ihren Hals, als wollte sie die Worte herausdrücken. »Ein Mann hat sie weggebracht. Jemand hat sie geholt.«
    Sein Herz blieb stehen. Hart wagte nicht, ihr zu glauben. »Haben Sie es gesehen?«
    »Ja. Ich sah ihn … wie er sie wegzog.«
    »Wer?«
    »Ich kenne ihn nicht, aber sie … sie hat ihn ›Matthew‹ genannt.«
    Sein Herz hämmerte wie verrückt, als er die Faust hob. Er wollte zurück zu Emmas Haus rasen, aber in der Kutsche konnte er niemanden einholen. Und er hatte schon den ganzen verfluchten Tag vergeudet. Sie mussten mittlerweile meilenweit weg sein.
    »Halt!« Hart riss die Tür auf und beugte sich hinaus. »Lark! Wir müssen schnellstmöglich zurück nach Whitby. Sie ist nicht tot. Jemand hat sie weggeholt, ein Mann namens Matthew Bromley. Fahren Sie mich noch vor Sonnenuntergang nach Whitby. Wir müssen herumfragen, ob ihn jemand gesehen hat.«
    »Sehr wohl, Durchlaucht.«
    »Ich brauche das schnellste Pferd, das ich bekommen kann. Ich muss sie finden.«
    »Natürlich. Hü!«, rief er den Pferden zu, noch ehe Hart die Kutschentür wieder zugeschlagen hatte, sodass er auf die Bank zurückgeschleudert wurde. Eisige Wut toste durch seine Adern.
    Sie lebte. Lebte! Und er würde sie finden und dafür sorgen, dass dieser Mistkerl bereute, je ihren Namen ausgesprochen zu haben.
    »Helfen Sie ihr«, flüsterte Bess und erschreckte Hart. Er hatte vollkommen vergessen, dass sie da war.
    »Das werde ich.«
    Die Frau schluchzte erstickt. »Sie war nicht ehrlich zu Ihnen, das weiß ich, aber sie ist kein schlechter Mensch. Sie müssen ihr helfen.«
    Hart verdrängte seinen Wunsch, jemandem Gewalt anzutun, und nahm wieder ihre Hand. »Ich verspreche, dass ich sie finde und für ihre Sicherheit sorge.«
    »Gott segne Sie.«
    Hart rang sich ein Lächeln ab. Gott segne ihn. Oder er würde ihn verdammen, denn er war im Begriff, einen Mord zu begehen.
    »Hier draußen erfriere ich«, sagte Emma spitz und wickelte die Wachstuchplane fester um sich, die ihr Nachthemd vor der Feuchtigkeit schützen sollte. Emma war durchnässt, fror und war wütend. Die Taue an ihren Handgelenken und Knöcheln scheuerten auf ihrer Haut.
    Matthew sah kaum besser aus. Er hatte eine rote Nase und blutunterlaufene Augen. »Das ist deine Schuld, also hör auf zu jammern.«
    »Du bist ein Mörder!« Die Ohrfeige, die er ihr auf die Wange gab, war beinahe eine Wohltat, denn sie fühlte sich schon ganz taub an. Sie musste sich an ihren Hass erinnern, bevor

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