Verfuehrung in Gold
er in dem feuchten Boden versickerte.
»Eine anständige Frau zügelt ihre Zunge«, zischte Matthew zwischen zusammengebissenen Zähnen.
»Selbst im Angesicht des Bösen?«
»Du urteilst nicht über mich. Ich unterstehe einem höheren Richter.«
»Ach, und wie erklärst du deinem Herrn den Tod meines Onkels?«
Sein Zorn verflog, und er sah reumütig aus. »Es war ein Unfall, wie ich dir bereits sagte. Ich wollte nicht, dass dein Onkel stirbt.«
»Du hast selbstsüchtig seinen Tod herbeigeführt.«
»Es tut mir leid, Emily …«
» Nenn mich nicht so! Mein Name ist Emma, und ich will nach Hause.«
»Dein Platz ist bei mir.«
»Du hast meine einzige noch verbliebene Familie umgebracht! Du hättest Bess töten können. Und jetzt glaubst du, ich werde deine Frau? Du bist noch wahnsinniger, als ich dachte.«
»Mit der Zeit wirst du …«
»Ich werde dich im Schlaf ermorden«, fiel sie ihm ins Wort, trat mit den gefesselten Beinen nach ihm und konnte ihm einen kräftigen Tritt gegen die Hüfte versetzen. »Binde mich los!«
Er stürzte auf sie zu, umfasste ihre Schultern und drückte sie unter sich auf den Boden. »Du willst, dass ich dich losbinde? Wenn ich deine Beine losbinde, werde ich zwischen ihnen sein, verstehst du das nicht? Willst du mir diese Sünde auch noch aufbürden?«
»Matthew«, schluchzte sie, und zum ersten Mal, seit er sie aus ihrem Haus zerrte, bekam sie Angst. Seine Hüften stießen gegen sie, und ein Stein bohrte sich in ihren Rücken. »Du tust mir weh.«
»Du tust mir seit Jahren weh. Ich liebe dich, Emily. Trotz allem, was du getan hast, all deiner Sünde, will ich dich immer noch ehren, indem ich dich heirate.« Er schloss die Augen vor Wonne, während er sich an ihr rieb. »Es ist … es ist der einzige Weg, wie ich mich reinwaschen kann. Ich muss dich erlösen.« Seine Finger krallten sich in ihre Schultern, während sie stumm unter ihm weinte.
»Matthew, bitte.«
»Und wenn ich dich losbinde, will ich die Fesselmale streicheln. Und dann … Ich weiß, dass du verdorben bist. So verdorben. Männer haben dich berührt. Oh, lieber Gott, ich darf sie nicht wieder sündigen lassen. Wir müssen heiraten … Oh, oh, Emily.«
Er erbebte auf ihr, und sie schwor sich, die Fesseln nicht wieder zu erwähnen. Sie hatte sich die Finger schon wundgescheuert bei dem Versuch, sich zu befreien. Doch sie wollte nicht riskieren, von ihm noch schlimmer verletzt zu werden.
»Emily.« Er hockte sich keuchend auf die Knie. Er war rittlings über ihr, hielt sie mit seinem Gewicht unten, sodass sie dem Schlag nicht ausweichen konnte, der kam. »Warum bist du so böse? Du bist eine üblere Verführerin als Eva. Aber ich rette dich. Ich werde dich retten. Wenn wir heiraten, wird meine Seele rein sein, und ich führe dich zum Herrn. Ein Mann ist der Hirte seiner Familie.«
Emma drehte den Kopf weg und starrte auf das Gras, das sich Zentimeter entfernt im Wind wiegte. Das mickrige Feuer erhellte nur die vorderen Halme; dahinter herrschte tiefste Finsternis. Wie lange noch, bis er sie richtig vergewaltigte? Nach Schottland wären sie noch tagelang unterwegs, über eine Woche, falls es ihr gelang, ihn aufzuhalten. Wie lange noch, bis er sie angriff, sie halb tot schlug, weil sie ihn zum Geschlechtsakt verleitete?
Bess lebte, aber was konnte sie schon tun? Es gab niemanden, nach dem sie schicken oder an den sie sich wenden konnte. Emma war vor allen weggelaufen, die sie kannte, und Hart … nun, Hart hatte endgültig mit ihr abgeschlossen.
Hätte sie ihn doch nur bei ihr bleiben lassen, so wie sie es eigentlich wollte. Hätte sie sich bloß von den Versprechungen locken lassen, die er ihr machte. Aber sie konnte nicht mehr lieben. Sie konnte den unvermeidlichen Schmerz nicht ertragen, der in den aberwitzigsten Winkeln lauerte, um sie in einem unerwarteten Moment zu überfallen.
Dies war besser. Wenigstens begriff sie, was los war. Matthew Bromley begehrte sie, also nahm er sie. Und obgleich sie Angst hatte und ihr Gesicht schmerzte und angeschwollen war, wusste sie zumindest, was kommen würde. Es war dieselbe Art von Hass und Lust, die sie ihr Leben lang mitbekommen hatte. Sie war naiv gewesen, zu glauben, dass sie sich davon befreien könnte.
Gleichzeitig hasste sie sich, weil sie aufgab, und so flüsterte sie in die Nacht: »Ich sorge dafür, dass du bestraft wirst.«
Matthew ergriff sanft ihre Hände und prüfte das dicke Seil an den Gelenken. »Nein, du wirst mich lieben, Emily. Jetzt schlafe.«
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