Verfuehrung in Gold
Ist Ihnen das recht?«
»J-ja.«
»Lark!«, rief er. »Fahren Sie runter zu den Docks. Stimp hilft Ihnen sicher, einen geeigneten Kommandanten für ihn zu finden.«
Kurz danach hörten sie die Kutsche aus der Gasse rumpeln.
Die Bedrohung war verschwunden, und sie hatte nichts mit Emma zu tun gehabt. Emma hielt Bess in den Armen und wünschte, sie könnte ebenfalls weinen.
Kapitel 10
S ie erholt sich wieder«, flüsterte Emma, als sie Bess’ Zimmertür schloss und Hart gegenüberstand. Er hatte die Stirn gerunzelt, und seine Augen blickten so unnachgiebig wie immer.
»Und du, Emma?«
»Mir geht es gut«, beteuerte sie, obwohl sie sich mit einer Hand an den Kopf fasste. Hart legte die Hände an ihre Wangen, tauchte die Finger in ihr Haar und küsste sie sanft auf die Stirn, wo seine Lippen eine Weile verharrten. Seine zärtliche Geste weckte ein seltsames Gefühl in ihr, als würde ihr flüssiges Wachs über die Haut fließen.
»Es tut mir leid«, flüsterte er und strich ihr behutsam über den Kopf; anscheinend suchte er nach Beulen oder Wunden. »Es tut mir leid, dass ich ihn nicht aufhalten konnte. Ich hätte ihn nicht herbringen dürfen.«
Emma traute ihrer Stimme nicht recht. Sie schüttelte den Kopf und rang nach Luft. »Es war nicht … du musst dich nicht entschuldigen, Hart.« Seine Finger glitten sanft über ihre Schläfen, sodass sie unwillkürlich die Augen schloss. »Es muss nicht deine Sorge sein.«
Das sanfte Streicheln hörte auf. »Nicht meine Sorge? Dein Leben? Deine Sicherheit?«
Nein, sie wollte das jetzt nicht. Sie wollte ihre Augen geschlossen lassen und weiter von ihm gestreichelt werden, doch er hatte aufgehört, und die wohlige Wärme verflüchtigte sich bereits. Emma seufzte und öffnete die Augen, als Harts Hände verschwanden.
»Nein«, sagte sie schlicht, »es ist nicht deine Sorge.«
»Dem möchte ich widersprechen.«
»Das tust du oft.« Plötzlich konnte sie gar nicht mehr glauben, dass er sie eben noch so zärtlich gestreichelt hatte. Nun sah sie in seinen Augen nichts als Kälte und Anklage.
»Was dachtest du, wer er ist, Emma?«
»Wer?«
»Burl Smythe«, antwortete er ungeduldig. »Was dachtest du, wer er ist?«
Sie war nicht mehr verängstigt, und falls er glaubte, er könnte sie so sehr einschüchtern, dass sie gestand, irrte er sich. Emma sah ihn betont unschuldig an. »Ich dachte, er wäre der Dieb. Dann dachte ich, er wäre ein Wahnsinniger, der es auf mich abgesehen hat, oder irgendein Hafenarbeiter mit einem Groll gegen alle, die bessergestellt sind als er.«
»Lügnerin«, entgegnete Hart.
»Dir gefällt es, mich zu beleidigen.«
»Ich habe dein Gesicht gesehen«, sagte er streng. Seine Züge wurden noch härter. Er glaubte ihr nicht, und er nahm es ihr auch übel, dass sie sich verteidigte.
Emma stählte ihr Herz und ging zur Küche. Als sie an ihm vorbeikam, schaute sie ihn halb fragend, halb schmollend an. »Ich hatte furchtbare Angst, Somerhart. Ich fürchtete um mein Leben. Willst du dich dann aufschwingen, über meine Reaktionen zu urteilen? › Diese war nicht glaubwürdig genug, jene verräterisch?‹«
»Du sagst, dass du …«
Emma fuhr herum und blockierte ihm den Weg in die enge Küche. »Wieso erklärst du mir nicht zur Abwechslung mal etwas, Somerhart? Wie kommt es, dass du Stimp kennst, hm?«
Schweigen.
»Spionierst du mich aus, Durchlaucht? Bezahlst die Kinder hier, damit sie mein Haus beobachten? Oder folgt er mir womöglich auf Schritt und Tritt, um dir zu berichten, mit wem ich zusammen war oder gesprochen habe?«
»Sei nicht kindisch.«
Emma wandte sich wieder um und ging durch den Flur, der zur Speisekammer und Treppe führte, über die man zur Vordertür gelangte. »Du hast kein Recht, mich zu überwachen. Weder ein Recht noch einen Grund.«
»Ich war besorgt.«
Sie blickte sich über die Schulter nach ihm um, als er ihr die Treppe hinauf folgte. »Oh, das denke ich nicht. Ich glaube, du bist misstrauisch. Du bist schon einmal von einer Frau verraten worden, von einer Geliebten, schätze ich, einer skandalösen Dame.«
»Das hat nichts …«
»Aber ich bin nicht deine Geliebte, Somerhart, und es steht dir nicht zu, mich so schlecht zu behandeln. Was genau hast du eigentlich für einen Verdacht gegen mich?«
Sie waren auf dem Treppenabsatz vor der Haustür angekommen. Emma fühlte, wie sich Harts Hände um ihre Oberarme legten. Er zog sie an sich, sodass ihr Rücken an seiner Brust lag und sein Mund hinter ihrem Ohr
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