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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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in die Höhe, um Lark zu signalisieren, dass er zurückbleiben sollte. Dann ließ er den Kopf des Mannes los und schmunzelte, als dessen Schädel unsanft auf den Steinen aufschlug. Der Mann griff sich an den Kopf, als Hart einen Fuß auf seine Kehle stellte.
    Die braunen Augen traten fast sofort aus ihren Höhlen. Der Mann wollte Harts Knöchel packen, doch Hart drückte fester. »Rühr mich nicht an, sonst verliere ich das Gleichgewicht und zerquetsch dir deinen dreckigen Hals.«
    Die Hände des Mannes zitterten, hielten aber Abstand zu Harts poliertem Stiefel. Hart gab ein wenig nach und ließ ihn nach Luft ringen.
    »Sicherlich denkst du jetzt gerade, dass in diesen aufgeklärten Zeiten, in dieser modernen Stadt, keiner dich einfach am helllichten Tage in einer Seitengasse umbringen und ungeschoren davonkommen kann. Doch vielleicht solltest du erfahren, wer ich bin, Mister Arsch. Ich bin seine Durchlaucht, der achte Duke of Somerhart. Ich könnte dich vor dem House of Lords umbringen, und jeder würde schwören, dass er nichts gesehen hat. Und falls nicht, kann ich mir den Richter kaufen und als freier Mann aus dem Gericht marschieren. Zweifle also lieber nicht daran, dass ich dich umbringe, wenn du mir nicht gibst, was ich will. Und hinterher würde ich keinen Gedanken mehr an dein erbärmliches Leben vergeuden. Solltest du nicht kooperieren, wird Lark hier« – der Mann sah zu Harts Kutscher – »deine Leiche in die Themse werfen, während ich im Theater sitze. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    Der Mann wurde erst kreidebleich, dann mattgrün. Er musste sein Kinn nach oben strecken, um trotz Harts Stiefel nicken zu können.
    Da er seinem Kammerdiener nicht zumuten wollte, Erbrochenes von seinem Stiefel zu putzen, nahm Hart seinen Fuß wieder weg.
    »Und achte auf deine Wortwahl. Hier ist eine Dame anwesend.«
    Hart war froh, als das Gesicht des Mannes wieder einen normaleren, wenn auch ungesunden hellen Ton annahm. Dann blickte er sich suchend um und entdeckte Emma, die sich an das untere Treppenende zurückgezogen hatte. Das bleiche Gesicht verzerrte sich, und Hart bemerkte, wie der Mann bis zu den Haarwurzeln errötete. Blanker Hass spiegelte sich auf seinen Zügen, als er mit dem Finger auf Emma wies.
    »Du!«, keuchte er, wobei er eine Ginwolke ausstieß.
    Emma wich weiter zurück, bis sie zwischen Treppe und geschlossener Tür gefangen war. »Nein«, hauchte sie, und in diesem Moment fühlte Hart, dass der Verrat nicht lange auf sich warten ließe.
    »Hure«, rief der Mann, doch schlimmer als seine Beschimpfung war Harts Blick. Er betrachtete sie wie ein Falke eine Maus. Emma hatte nicht erwartet, dass ihre Demaskierung vor seinen Augen stattfinden würde. Das hätte nie passieren dürfen. Wie sollte sie verschwinden, wenn ein Raubvogel zwischen ihr und der Freiheit stand?
    »Hure«, wiederholte der Mann, dessen Hass ihr Herz schneller schlagen ließ. Hart trat ihn, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
    »Sie kennen ihn nicht?«, fragte er noch einmal, und Emma verneinte stumm.
    Endlich drehte er sich weg von ihr und bückte sich, um dem Mann eine schallende Ohrfeige zu versetzen. Das klatschende Geräusch hallte durch Emmas Kopf.
    »Ich sagte dir, dass du deine Zunge im Zaum halten sollst. Also, wie ist dein Name?«
    »Burl.« Der Mann verzog trotzig den Mund.
    »Burl wie?«
    »Burl Smythe.«
    »Und was willst du von Lady Denmore?«
    Smythe grinste hämisch, und seine Augen verdunkelten sich brutal. »Lady? Nennt die sich etwa so?«
    Hart trat ihm abermals gegen das Bein und murmelte leise ein paar Flüche. Emma verstand sie zwar nicht, dachte sich jedoch, dass er den Kerl ermahnte, seine Zunge zu zügeln. Sie wartete und wartete. Wahrscheinlich sollte sie weglaufen. Wenn sie es an der Kutsche vorbeischaffte, würden sie vielleicht ihre Spur verlieren und wertvolle Zeit damit verschwenden, zu überlegen, in welche Richtung sie geflohen war. Doch was dann? Sie hätte nicht einmal mehr so viel Geld wie bei ihrer Ankunft in London. Nein, sie wäre ruiniert.
    Also starrte Emma diesen Fremden an, der im Begriff war, jene Welt zu zerstören, die sie sich zusammengesponnen hatte.
    »Sie ist eine Dirne«, sagte Smythe. »Eine Hure, die andere Frauen auf den Pfad des Bösen führt. Eine Betrügerin, der Leibhaftige in der Maske einer vornehmen Dame.«
    Etwas in ihr sagte, dass seine Worte überhaupt keinen Sinn ergaben. Warum sollte ein bezahlter Spion sie so sehr verachten? Warum war er so zornig? Aber

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