Verfuehrung in Las Vegas
Toiletten und ungemachte Betten. Sie versuchte, gegen die lähmende Niedergeschlagenheit anzukämpfen, die sich über sie senkte. Ja, sie würde in den nächsten Wochen zwei Jobs gleichzeitig machen müssen, aber es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie so hart arbeitete. Mit siebzehn, als sie sich endlich befreit hatte und gerade bei ihrem Vater ausgezogen war, hatte sie sogar drei Jobs gehabt, um sich über Wasser zu halten. Ich werde das schaffen, redete sie sich ein. Ich muss nur einfach einmal richtig schlafen …
Der Nachtflug zwei Tage zuvor, die Bettsportaktivitäten mit dem äußerst einfallsreichen Nicolas Boudreaux in der vergangenen Nacht, ein Tag voller Bettenmachen und Kloputzen und vier Stunden Kellnern in zu kleinen, hochhackigen Schuhen – Kate vermutete, dass sie in den letzten achtundvierzig Stunden etwa vier Stunden geschlafen hatte.
Und natürlich lag es allein an ihrer Erschöpfung, dass sie immer wieder an Nicolas und seine unersättliche Lust denken musste. Kate bereute keine Sekunde, sein beleidigendes Angebot abgelehnt zu haben. Sie würde sich niemals von einem Mann aushalten lassen, auch wenn dieser atemberaubend aussah und im Bett einfach fantastisch war. Ihre Mutter hatte diesen Fehler begangen, und Kate hatte selbst erlebt, was die Folgen gewesen waren.
Sie ließ den Tresen los und atmete tief durch. Nur noch eine Stunde, dann konnte sie endlich ins Bett fallen – und sie würde frühestens zehn Minuten bevor ihre Schicht als Zimmermädchen anfing, wieder aufstehen.
„Katie!“, rief ihre Kollegin Marcy und bahnte sich mit den Ellenbogen ihren Weg. Ihre braunen Augen glänzten. Wie konnte sie auf diesen unglaublich spitzen Absätzen nur gehen, ohne sofort einen Bandscheibenvorfall zu bekommen?
„Darling, du hast das große Los gezogen.“ Schwungvoll stellte Marcy ihr Tablett auf dem Tresen ab.
„Tatsächlich?“, fragte Kate. Sie mochte die fröhliche Frau, neben der sogar Mary Poppins wie eine alte Miesmacherin wirkte.
„Ja, tatsächlich“, bestätigte Marcy strahlend und machte Kates Akzent nach. „Stell dir vor, in meiner vierten Nische sitzt Nicolas Boudreaux höchstpersönlich und hat ausdrücklich darum gebeten, dass du ihm das nächste Bier bringst. Das könnte dein Glückstag sein, Darling“, sagte sie, zog vielsagend die Augenbrauen hoch und tänzelte davon, bevor Kate protestieren konnte.
Ihr Magen zog sich zusammen. Wenn ich noch mehr „Glück“ habe, kann ich mich gleich erschießen, dachte sie.
Nicolas schäumte vor Wut, versuchte sich aber zu beherrschen.
Was, um alles in der Welt, tat Kate in der Sportbar? Wenn sie ihn einfach nur quälen wollte, dann war ihr das gelungen. Er versuchte mit aller Macht, nicht ständig an sie zu denken, und ausgerechnet da tauchte sie in einem kurzen Rock, unter dem bei jedem Bücken ihr Slip zu sehen war, und einem zu engen Pullover mit V-Ausschnitt auf, der ihre üppigen Brüste betonte. Genauso gut hätte sie nackt herumlaufen können! Als sie mit dem Tablett in der Hand auf sie zukam, musste Nicolas sich zwingen, den Blick nicht von ihrem von feinen blonden Strähnen umrahmten Gesicht nach unten gleiten zu lassen. Vermutlich war er der einzige Mann in der ganzen Bar, der nicht ihren Po anstarrte.
„Wow, hat die eine Figur“, sagte Monty.
„Reiß dich zusammen“, fuhr Nicolas ihn an. „Sonst erzähle ich Stella, dass du andere Frauen angaffst.“
„Tue ich doch gar nicht!“, wehrte Monty sich entrüstet. „Ich stelle nur fest, was offensichtlich ist. Was läuft da überhaupt zwischen dir und ihr?“
„Nichts“, erwiderte Nicolas, entschlossen, dies auch zu beweisen, auch wenn sein Mund trocken wurde und sein ganzer Körper sich anspannte. Auch seine heftige Erregung hatte nichts zu bedeuten, redete er sich ein.
„Hallo, Kate“, sagte er betont gelassen, als sie das Tablett auf den Tisch stellte.
„Hallo.“ Sie blickte ihn kurz an und konzentrierte sich dann darauf, die Flaschen auf den Tisch zu stellen, ohne etwas zu verschütten.
Sogar in schwarzem T-Shirt und abgetragener Jeans strahlte Nicolas eine Aura von Macht aus, die einschüchternd wirkte. Schlimmer jedoch war, dass Kates Kehle sich bei seinem Anblick zuschnürte und sich ein heißes Begehren zwischen ihren Beinen ausbreitete.
Nicolas, dessen markantes attraktives Gesicht von dem Licht der Lampe hinter ihm noch betont wurde, beobachtete sie genau. Auf keinen Fall durfte sie Schwäche zeigen.
„Was tust du hier?“, fragte er
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