Verführung in Manhattan
Familie der Lowells und beobachtete Sydney. Ihm gefiel nicht, wie der gut aussehende junge Mann und sie den Kopf zusammensteckten. Nein, beim besten Willen nicht. Der Mann berührte sie unablässig, ihre Hände, ihre Schultern – ihre bloßen Schultern. Undsie lächelte und nickte dazu, als wäre sie geradezu fasziniert von seinen Worten.
Offensichtlich hatte die Eisprinzessin nichts dagegen, betatscht zu werden, wenn die Hände, die es taten, genauso blütenweiß waren wie ihre.
Leise schimpfte er vor sich hin.
„Sagten Sie etwas, Mikhail?“
Mühsam wandte er seine Aufmerksamkeit wieder
Margerite zu. „Nein, ich habe nichts gesagt. Der Fasan schmeckt ausgezeichnet.“
„Danke. Darf ich Sie fragen, was für eine Figur Sydney bei Ihnen bestellt hat?“
Er warf einen düsteren Blick zum anderen Ende des Tisches und antwortete: „Ich arbeite an dem Gebäude in Soho mit.“
„Aha.“ Margerite hatte keine Ahnung, was der Firma Hayward in Soho gehörte. „Ist es etwas für innen oder für außen?“
„Beides. Wer ist der Mann neben Sydney? Ich glaube, er wurde mir noch nicht vorgestellt.“
„Oh, das ist Channing. Channing Warfield. Die Warfields sind alte Freunde unserer Familie.“ Verschwörerisch beugte sich Margerite zu ihm. „Im Vertrauen gesagt: Wilhelmina Warfield und ich hoffen, dass sich die beiden im Sommer verloben. Sie sind solch ein hübsches Paar und passen so gut zusammen. Und nachdemSydneys erste Ehe schon eine ganze Weile zurück liegt …“
„Ihre erste Ehe?“ Mikhail traute seinen Ohren kaum. „Sydney war schon einmal verheiratet?“
„Ja. Aber Peter und sie waren noch zu jung und ungestüm“, erzählte Margerite. Dass die Ehe der beiden unter dem Druck ihrer Familien zu Stande gekommen war, verschwieg sie geflissentlich. „Sydney und Channing dagegen sind erwachsene, verantwortungsbewusste Menschen. Wir hoffen, dass sie im nächsten Frühjahr heiraten werden.“
Mikhail nahm sein Weinglas auf. Er spürte ein seltsames Kratzen im Hals. „Was macht dieser Channing Warfield?“
„Was er macht?“ fragte Margerite verwirrt. „Die Warfields sind Bankiers. Ich nehme an, Channing tut, was in einer Bank zu tun ist. Er ist ein fantastischer Polospieler.“
„Ein Polospieler“, wiederholte Mikhail derart düster, dass Helena Lowell sich an ihrem Fasan verschluckte. Hilfsbereit klopfte Mikhail ihr auf den Rücken und reichte ihr das Wasserglas.
„Sie sind Russe, nicht wahr, Mr. Stanislaski?“ fragte Helena. Bilder von wilden Kosaken gingen ihr durch den Kopf.
„Ich wurde in der Ukraine geboren.“
„Richtig, in der Ukraine. Ich habe irgendwo gelesen, dass Sie als kleines Kind mit Ihrer Familie über die Grenze geflohen sind.“
„Wir entkamen mit einem Fuhrwerk über die Berge nach Ungarn, reisten weiter nach Österreich und ließen uns schließlich in New York nieder.“
„Mit einem Fuhrwerk“, seufzte Margerite. „Wie romantisch.“
Er erinnerte sich noch genau an die Kälte, die Angst und den Hunger. Unter Romantik verstand er etwas anderes. Aber er zuckte nur mit den Schultern.
Eine Stunde später standen die Gäste vom Tisch auf und gingen hinaus auf die luftigen Terrassen und in den mondbeschienenen Garten. Margerite umschwirrte ihren Ehrengast wie ein Schmetterling. Sie flirtete offen mit ihm, aber Mikhail machte es nichts aus. Sie war eine hübsche, lebhafte Frau, harmlos und sogar recht unterhaltsam. Als sie vorschlug, ihm den Dachgarten zu zeigen, nahm er ihr Angebot bereitwillig an.
Nach dem unablässigen Gerede draußen war es hier wohltuend ruhig. Eine leichte Brise wehte vom Meer. Mikhail erkannte das Wasser, den leicht geschwungenen Strand und die heitere Eleganz der anderen Villen mit ihren Gärten hinter den Mauern.
Und er sah Sydney, die sich bei Channing eingehakthatte und mit ihm zu einer schattigen Ecke der Terrasse schlenderte.
„Mein dritter Ehemann baute dieses Haus“, erzählte Margerite. „Er ist Architekt. Als wir uns scheiden ließen, hatte ich die Wahl zwischen dem Haus und einer kleinen Villa in Nizza. Da ich zahlreiche Freunde in dieser Gegend habe, entschied ich mich natürlich hierfür.“ Sie lehnte sich graziös an die Brüstung. „Ich liebe dieses Haus. Bei meinen Partys verteilen sich die Gäste über alle Stockwerke, sodass es nie zu voll wird. Vielleicht haben Sie Lust, uns im Sommer einmal über das Wochenende zu besuchen?“
„Vielleicht“, antwortete er zerstreut und beobachtete Sydney weiter. Im Mondschein
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