Verführung in Manhattan
Weile fort. „Sie haben großes Glück.“
„Es hat Ihnen also nichts ausgemacht, in Brooklyn zu essen?“
Sie richtete sich ein wenig auf. „Ich sagte Ihnen schon, dass ich kein Snob bin. Aber ich war nicht darauf vorbereitet. Sie hätten mir sagen müssen, wohin Sie mich führen wollten.“
„Wären Sie mitgekommen?“
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Endlich antwortete sie: „Ich weiß es nicht. Weshalb haben Sie mich zu Ihren Eltern mitgenommen?“
„Ich wollte Sie dort beobachten. Vielleicht wollte ich auch, dass Sie mich in dieser Umgebung erleben.“
Verblüfft sah sie ihn an. Sie hatten ihr Haus beinahe erreicht. In wenigen Minuten würden sich ihre Wege trennen. „Ich begreife nicht, weshalb Ihnen das so wichtig war.“
„Dann begreifen Sie ziemlich wenig, Sydney.“
„Vielleicht würde ich es verstehen, wenn Sie sich deutlicher ausdrückten.“ Plötzlich wollte sie unbedingt mehr wissen. Ihre Fingerspitzen begannen zu kribbeln, und sie musste sie aneinander reiben, damit es aufhörte.
„Ich kann mich besser mit den Händen als mit Worten ausdrücken.“ Ungeduldig bog Mikhail in die Tiefgarage. Als er die Sonnenbrille abnahm, blitzten seine dunklen Augen.
Wusste sie nicht, dass ihr Parfüm ihn fast wahnsinnig machte? Auch die Art und Weise, wie sie lachte und wie der Wind in ihrem Haar spielte.
Nachdem er sie im Kreis seiner Familie erlebt hatte, war alles noch viel, viel schlimmer geworden. Nach den ersten freundlichen Worten hatte Sydney ihr steifes Benehmen abgelegt. Richtig sehnsüchtig war ihr Blick geworden, als sie den kleinen Mischlingshund streichelte. Sie hatte gemeinsam mit seinem Vater gelacht und seiner Mutter beim Abtrocknen geholfen. Alex’ offenes Flirten hatte sie nicht verärgert, sondern belustigt. Und sie war wie ein Schulmädchen errötet, als Rachel ihr Verhalten bei Mrs. Wolburgs Unfall freimütig lobte.
Wie, in der Welt, hätte er ahnen sollen, dass er sich in Sydney verlieben würde?
Jetzt, nachdem sie wieder allein waren, kehrte ihre kühle Reserviertheit zurück. Er merkte es an ihrer Haltung, als sie aus dem Wagen stieg.
„Ich begleite Sie nach oben.“ Mikhail schlug die Wagentür zu.
„Das ist nicht nötig.“ Sie wusste nicht, weshalb dieser Abend nun doch verdorben war. Es musste an Mikhail liegen.
„Ich bringe Sie nach oben“, wiederholte er und zog sie zum Fahrstuhl.
„Na, meinetwegen.“ Sie verschränkte die Arme und wartete.
Die Türen öffneten sich, und sie traten wortlos ein. Beide hatten das Gefühl, dass der Fahrstuhl eine Ewigkeit benötigte. Sobald sie ihr Stockwerk erreicht hatten, schlüpfte sie vor Mikhail hinaus. Mit dem Schlüssel in der Hand blieb sie vor ihrer Wohnungstür stehen.
„Es war ausgesprochen nett bei Ihrer Familie“, erklärte sie höflich. „Bitte sagen Sie Ihren Eltern nocheinmal, wie sehr ich ihre Gastfreundschaft genossen habe.“ Das Schloss schnappte auf. „Falls sich bei der Renovierung Schwierigkeiten ergeben, können Sie mich diese Woche im Büro erreichen.“
Er stemmte die Hand gegen die Tür, bevor sie sie vor seiner Nase schließen konnte. „Ich komme mit hinein.“
7. KAPITEL
S ie wusste, dass sie keine Chance hatte, die Tür zu schließen, wenn er sich mit seinem Körpergewicht dagegenstemmte.
„Für einen Schlummertrunk ist es noch zu früh und für eine Tasse Kaffee zu spät“, erklärte sie so kühl wie möglich.
„Ich möchte nichts trinken.“ Er schlug die Tür so heftig hinter sich zu, dass der Spiegel in der Diele wackelte.
Obwohl sie keinesfalls nachgeben wollte, begann sie innerlich zu beben. „Manche Leute betrachten es als schlechtes Benehmen, wenn sich ein Mann gewaltsam Zutritt zur Wohnung einer Frau verschafft.“
„Ich weiß, dass ich mich schlecht benehme“, erklärte er wütend. Er schob die Hände in die Hosentaschen und betrat das Wohnzimmer.
„Das muss sehr schmerzlich für Ihre Eltern sein. Offensichtlich haben sie sich große Mühe gegeben, ihren Kindern Anstand beizubringen. Bei Ihnen hatten sie damit wenig Erfolg.“
Mikhail fuhr herum und erinnerte sie an eine Raubkatze, die auf dem Sprung nach Beute war. „Gefallen Ihnen meine Eltern?“
Verblüfft glättete sie ihr vom Wind zerzaustes Haar. „Natürlich gefallen sie mir. Das habe ich bereits gesagt.“
Er ballte die Fäuste und entspannte sie wieder. „Ich dachte, Sie hätten es vielleicht nur aus Höflichkeit gesagt.“
Das war eine bewusste Beleidigung, ein gut gezielter
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