Verführung pur
richtige Luxusgegenstand, den er sich gegönnt hatte. Natürlich könnte er sich heute eine Yacht leisten, neben der diese hier geradezu kümmerlich wirken würde, aber er würde sich nie freiwillig von seinem Boot trennen. Eher wollte er sein Büro mit Panoramablick über die Bucht oder die Jahreskarten für die Buccaneers aufgeben als die Yacht.
Was war schon dabei, wenn er hinunterging und ihr zeigte, was das Boot alles zu bieten hatte? Immerhin schien sie ehrlich interessiert. Und er konnte zehn Minuten später wieder an Deck sein, Kurs auf Egmont Key nehmen und mit Mia die Standardtouristentour machen.
Eine Frau wie Mia würde wohl kaum über ihn herfallen, und er war schließlich kein wehrloses Geschöpf.
Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er die Treppe hinunter. Unten angekommen, stellte er allerdings fest, dass hier sein Körper die Regie übernahm, während sein Verstand Gefahr lief, vollkommen in Vergessenheit zu geraten. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass seine Füße ihn, ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, zu Mia getragen hatten.
Sie stand im Salon, blickte sich um und strich mit der Hand über die Innenwand.
Als sie ihn bemerkte, zeigte sie auf das Bullauge. “Das Licht hier drinnen ist fantastisch. Sieh nur, wie die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs die Wand leuchten lassen. Hast du schon mal über ein Wandgemälde nachgedacht, damit dieses wunderbare Schimmern noch besser reflektiert wird?”
Er stellte sich ein Bild von einem riesigen Fisch vor. “Wie wäre es mit einem Mann, der einen großen Delfin reitet?”
Sie kräuselte nachdenklich die Stirn. “Ich dachte eigentlich eher an etwas wie eine tropische Insel, aber ein Delfin ginge wahrscheinlich auch.”
“Möchtest du eine Führung?”
Sie nickte und hakte sich bei ihm unter, um sich durch die Kabinen führen zu lassen. Seth begann mit seiner Privatkabine. Das Doppelbett hier wirkte weniger groß und dominant als das in der kleineren Kajüte weiter vorn. Außerdem stand hier noch ein blaues Sofa mit weißen Kissen, und der Raum sah insgesamt sehr gemütlich und einladend aus. Aber Seth wappnete sich im Stillen gegen sämtliche Verführungsversuche der bezaubernden Carmen.
“Hübsch”, sagte sie und schaute sich um. “Und dort ist die Küche?”
“Kombüse”, verbesserte er sie, bevor er auch nur richtig wahrgenommen hatte, was sie sagte. Er war nämlich erstaunlich enttäuscht, dass sie nicht versucht hatte, ihn ins Bett zu bekommen. Dann ging er zu der kleinen Kommode, nahm ein T-Shirt heraus, das er sich überstreifte, und folgte ihr. “Ich bin beileibe kein Spitzenkoch, aber bei frisch gefangenem Fisch kann man nicht viel falsch machen.”
“Dann gehört das Boot dir und nicht der Bank?” Mia ließ ihre Finger über die Arbeitsfläche und die Schrankfronten tanzen, wobei sie einen Rhythmus trommelte, den er nicht erkannte.
Natürlich! Sie dachte schließlich, er arbeitete nur für die Bank. Der Mann fürs Grobe, der als Teilzeitpirat einsprang. Wie wollte er sich da eine Yacht wie diese leisten können?
“Ja, ich habe sie vor ein paar Jahren von meinen Ersparnissen gekauft.” Das war keine wirklich schlimme Lüge. “Ich verbringe sehr viel Zeit auf dem Wasser, deshalb fand ich die Ausgabe lohnend. Du denkst ja sicher auch nicht zwei Mal nach, wie viel Geld du für Farben und Leinwand ausgibst.”
Sie ging hinter ihm her in die Gästekabine, die ganz in Rottönen gehalten war. “Na ja, auf jeden Fall weiß ich, dass Malen billiger ist als Bildhauerei. Ton ist noch einigermaßen erschwinglich, aber wenn man mit Stein arbeiten will, kann man in null Komma nichts einen Schuldenberg anhäufen. Da wird jeder Fehler teuer.”
Anscheinend hatte Mia genug gesehen, denn sie machte sich auf den Weg zurück zur Treppe. Und dabei hatte sie nicht einmal den leisesten Versuch unternommen, ihn zu verführen!
Seth könnte sich ohrfeigen, weil er so verdammt frustriert war.
Noch bevor er recht überlegt hatte, griff er nach ihrem Arm. “Warte, Mia.”
Sie drehte sich um und sah ihn an. “Ja?”
Er überlegte fieberhaft, was er ihr eigentlich sagen wollte. Immer wieder sah er sie im Geiste vor sich, wie er sie küsste, bis sie den Kopf in den Nacken warf, und …
“Seth?”
Sie starrte ihn an und wartete, dass er etwas sagte.
“Wir haben noch gar nicht wieder darüber gesprochen, was vorhin an Deck geschehen ist.”
Sie schloss die Augen, und für einen Moment dachte er, er hätte sie
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