Verführung pur
Schon gar nicht, wenn er bedachte, was er mit einem einzigen Kuss bei ihr auszulösen vermochte. Zu allem Überfluss hatte er selbst in jenem Moment eine unbändige Lust verspürt, von der er sich noch nicht wieder ganz erholt hatte.
Doch ganz gleich, wie verführerisch und aufreizend sie auch sein mochte oder wie oft sie ihm erzählte, dass sie ein richtiges Abenteuer suchte, Seth wusste instinktiv, dass Sex mit Mia nichts sein würde, wonach man einander die Hand schüttelte und jeder sein Leben weiterlebte wie bisher. Und deshalb durfte er es nicht dazu kommen lassen.
Er kannte sie erst seit wenigen Stunden, und dennoch merkte er mit jeder Minute deutlicher, wie diese grünen Augen ihn in einen magischen Bann zogen. Hinzu kam der seltsame Widerspruch zwischen ihrer natürlichen Sinnlichkeit einerseits und ihrer direkten, unverblümten Art sich auszudrücken andererseits. Diese Frau war ein Rätsel, und Rätsel konnten gefährlich werden.
“Ich halte es für keine gute Idee, den Rest der Yacht zu besichtigen.” Er wollte nach der Zündung greifen, doch Mia ließ ihn nicht.
Er zog die Hand zurück, weil er wusste, wenn er sie ein weiteres Mal berührte, war es um ihn geschehen.
“Warum nicht?” Sie blickte sich um und entdeckte sofort die Treppe, die unter Deck führte.
“Weil da unten ein Bett ist, Mia. Ein großes Bett in einer winzigen Kabine.”
War er womöglich ein hirnverbrannter Idiot, wenn er sich die Chance entgehen ließ, mit der erotischsten aller Frauen zu schlafen? Oder war er vielmehr ein ausgesprochen kluger und umsichtig denkender Mann, der sich unnötige Komplikationen mit einer Frau ersparen wollte, die er wohl niemals verstehen würde?
Er hoffte inständig, zur zweiten Kategorie zu zählen. “Und ich halte es für eine absolut schlechte Idee, dass wir beide da unten um das Bett herumschleichen, wo wir schon hier oben über Sex, Orgasmen und, äh, Wellenbewegungen nachdenken.”
Eine kleine Windböe wehte ihr das seidige Haar über die Schulter und ließ es wie eine schimmernde Fahne flattern. Sie lächelte und spitzte dabei die Lippen auf eine Art, in der all die wunderbaren Dinge angedeutet waren, die eine sinnliche Frau wie sie mit ihrem Mund anzustellen imstande war.
“So, wie du es sagst, sollte man meinen, Wellenbewegungen wären etwas Obszönes”, sagte sie provozierend.
“Und so, wie du es sagst, klingt es gemeingefährlich sexy.” Wahrscheinlich würde er für den Rest seines Lebens jedes Mal eine Erektion bekommen, wenn jemand das Wort Wellenbewegungen aussprach. Glücklicherweise kam dieses Wort in alltäglichen Gesprächen nicht allzu häufig vor, oder?
Mia trat einen Schritt zur Seite und auf die Treppe zu.
“Warte.” Er wandte sich um, und als Erstes fiel sein Blick auf den Sarong, den der Wind ebenfalls flattern ließ, sodass er ihre Schenkel freigab. “Wo willst du hin?”
“Ich möchte mich nur ein wenig umsehen. Du musst ja nicht mitkommen.” Mia hielt sich am Geländer fest und stieg die steile Treppe hinunter, wobei sie sich kurz zu ihm umdrehte und ihm einen Kuss zuhauchte. Dann war sie verschwunden, rief aber von unten: “Obwohl ich denke, dass du wesentlich mehr Freude am Leben haben könntest, wenn du nur wolltest.”
Kein Mann, der halbwegs normal war, würde eine derart offensichtliche Einladung ignorieren. Aber er war verdammt noch mal nicht der Typ, der sich leichtfertig auf eine Beziehung einließ. So war er nie gewesen und würde es auch nie sein.
Sein Vater war jemand gewesen, der seine familiären Pflichten regelmäßig vernachlässigte, um seinen persönlichen Bedürfnissen nachzugehen. Durch sein abschreckendes Beispiel hatte Seth von Kind auf an gelernt, Verantwortung zu übernehmen, sich um die Menschen, die ihm nahestanden, zu kümmern und, vor allem, sich nicht aus einer momentanen Laune oder einem spontanen Verlangen heraus mit irgendeiner Frau einzulassen.
Außerdem kam die Yacht frisch aus dem Winterquartier, und Seth war sicher, dass sich kein einziges Kondom an Bord befand. Das war ein weiterer Grund, sich besser vom Kabinenbereich fernzuhalten, bevor die Dinge außer Kontrolle gerieten – auch wenn diese Frau ihn rasend vor Lust machte und er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
“Wow! Das nennst du winzig?”, hörte er Mia von unten rufen. “Hier ist es riesig!”
Er trat ein paar Schritte auf die Treppe zu.
Ihr Kompliment erwärmte ihm sogleich das Herz, denn er liebte seine Yacht. Sie war der erste
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