Verführung pur
Doch stattdessen musste er in einem fort daran denken, was ihm dadurch alles entging.
Leise fluchend, drehte er den Zündschlüssel und zwang sich, den Blick von ihr abzuwenden. Ihre fantastischen Kurven im Mondlicht hatten ihn derart gefangen genommen, dass er gar nicht gleich bemerkte, wie still es blieb. Kein Aufbrummen des Motors drang an sein Ohr, sondern lediglich das sanfte Plätschern der Wellen, die gegen den Bootsrumpf schlugen.
Verdammter Mist!
Er drehte nochmals am Zündschlüssel, doch wieder tat sich nichts.
Nun fiel ihm wieder ein, dass ihm dasselbe im ersten Jahr mit der Yacht schon einmal passiert war. Wenn die Boote frisch aus der Halle kamen, bildete sich manchmal Kondenswasser in der Benzinleitung und brachte die Maschine zum Stehen.
Da saß er nun, mitten auf dem Wasser, ganz allein mit der bezaubernden Mia, die soeben in aller Seelenruhe ihren Sarong auszog.
Keine Frau in Florida, die halbwegs bei Verstand war, würde im Februar in den Golf springen. Und Mia gehörte zu jenen Einheimischen, die vor April nicht einmal ihren großen Zeh ins Wasser tauchten. In dieser Jahreszeit überließ sie die nassen Freuden gern den Touristen, Abhärtungsaposteln und Wasservögeln.
Aber sie schmollte angesichts der Abfuhr, die Seth ihr erteilt hatte, und würde sie nicht ohne Weiteres hinnehmen. Sie hatte sich so lange auf ihr Piratenabenteuer gefreut, dass sie es nicht fertigbrachte, kampflos aufzugeben. Vor ihr lagen endlose Tage in Twin Palms, an denen sie harmlose Touristen überredete, alberne Muschelketten zu kaufen, und sie brauchte dringend eine aufregende Erinnerung, die ihr den tristen Alltag versüßen konnte.
Was blieb ihr also anderes übrig, als sich auszuziehen, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen? Wenn alle Stricke rissen, würde sie eben so tun, als wollte sie schwimmen. Insgeheim hoffte sie allerdings inständig, dass es so weit nicht kommen musste. Sie würde nämlich entschieden vorziehen, nicht ins Wasser zu springen. Zum einen war die Wassertemperatur für Mias Verhältnisse eisig, und zum anderen war sie normalerweise klug genug, niemals an einer Stelle ins Meer zu springen, die sie nicht wie ihre Westentasche kannte – zumal im Dunkeln.
Aber das brauchte
er
ja nicht zu wissen.
Die unerwartete Stille schien ihr ein Indiz, dass ihr Plan aufging und er sie ansah. Plötzlich hörte sie seine Stimme.
“Was machst du denn da?” Seth stürmte über das Deck auf sie zu.
Der Sarong lag bereits zu ihren Füßen, und das schwarze Seidentop war kurz genug, um den Blick auf ihr knappes rotes Bikiniunterteil freizugeben. Eigentlich sah der Bikini eher nach Reizwäsche als Schwimmzeug aus, doch das war Absicht.
“Ich dachte, ich verschaffe mir etwas Abkühlung, sobald wir im flacheren Wasser vor Egmont Key sind.” Sie betete, dass er ihre Gänsehaut nicht sah.
“Eine Abkühlung?” Er langte nach ihrem Sarong und hielt ihn wie einen Schild zwischen sie beide. “Mein Gott, bist du verrückt geworden? Woher willst du wissen, ob hier keine Haie sind?”
Sie wurde dunkelrot. An Haie hatte sie überhaupt nicht gedacht. Aber musste er sie deshalb gleich ansehen, als wäre sie schwachsinnig?
Unter Aufgebot ihres restlichen Mutes lächelte sie möglichst unbefangen und sagte: “Dann werde ich mich eben vom Sprühwasser abkühlen lassen, sobald wir weiterfahren.”
Während sie darum betete, dass ihre Nerven nicht endgültig versagten, griff sie nach dem Saum ihres Tops, zog es über den Kopf aus und ließ es in der Abendbrise flattern.
Seth sah weniger erregt als seltsam verstört aus. Eher wie jemand, der gerade versehentlich einen Frosch verschluckt hat, dachte Mia. Vielleicht hatte sie die Wirkung des sündhaft teuren Bikinis ja hoffnungslos überschätzt, womit sie leider einen dreistelligen Dollarbetrag umsonst verschleudert hätte.
Warum hatte sie das Geld nicht lieber in Ölfarben und Pinsel investiert? Am liebsten würde sie sich auf der Stelle wieder anziehen und ihre alberne Sehnsucht nach Verführung und Abenteuer ein für alle Mal vergessen. Seth starrte sie immer noch an, als hätte sie ihm sonst was angedroht. Seine Lippen bewegten sich kaum merklich, aber kein Laut drang heraus.
“Zieh … das … an”, stammelte er schließlich und reichte ihr den Sarong.
Sie riss ihm das große Seidentuch aus der Hand und schüttelte es glatt. “Na gut. Ich zieh mich ja an. Aber du wolltest eigentlich so tun, als wäre ich gar nicht da. Schon vergessen?”
“Hör mal, ich
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