Verführung pur
minder heiß als bei der Vorstellung, wie Mia ganz in roter Seide aussehen mochte. Er floh vor ihr, weil er nichts davon hielt, mit Frauen etwas anzufangen, ohne eine feste Beziehung zu wollen. Doch was, wenn er sich um eine Beziehung mit Mia bemühte? Kam das für sie überhaupt in Betracht, oder suchte sie vielmehr das kurze Abenteuer ohne irgendwelche Verpflichtungen?
Warum hatte er ihr auch nicht gleich gesagt, wer er war? Den Abend mit einer Lüge zu beginnen war dumm und überflüssig gewesen. Würde sie ihn dafür verachten, oder wäre sie möglicherweise begeistert, wenn sie erfuhr, was für einen vermögenden Piraten sie sich geangelt hatte?
Der Gedanke daran, auch sie könnte sich am Ende nur von seinem Scheckbuch blenden lassen, tat weh.
“Was ist nun, Sailor? Setzt du dich zu mir, oder soll ich ganz allein die Sterne bewundern?”, unterbrach sie seine Grübeleien und blickte ihn lächelnd an.
Verdammt. Er wollte sie so sehr. Doch er wollte sie nicht nur für eine Nacht. Wenn er ihr jetzt sagte, wer er war, könnte zwischen ihnen plötzlich alles ganz anders sein. Er hatte zu viele Male erlebt, wie Frauen praktisch eine Wesensverwandlung durchmachten, sobald sie erkannten, mit wem sie es zu tun hatten. Und genau das war ständig sein Problem gewesen. Er hatte nie gewusst, ob er geliebt wurde – oder nur sein Aktienpaket.
“Komm schon, Chandler. Ich verspreche dir, ich werde nicht beißen.” Mia setzte sich auf und klopfte mit der Hand auf das Polster neben sich. “Zumindest nicht gleich”, fügte sie lächelnd hinzu.
Seth war unschlüssig, ging aber trotzdem zu ihr. Sein Verlangen nach ihr durfte ihn auf keinen Fall verleiten, sich zu vorschnellen Handlungen hinreißen zu lassen. Andererseits konnte er nicht widerstehen, seine Chancen genauer unter die Lupe zu nehmen. Er musste herausfinden, ob sie sich mehr vorstellen konnte als einen gemeinsamen Abend.
Mia verschränkte die Arme vor der Brust und stützte die Füße auf der kleinen Reling ab. “Du bist vermutlich nicht zu mir gekommen, um mir einen letzten Kuss zu geben, oder?”
Er setzte sich neben sie und hatte seine liebe Mühe, sie nicht direkt in seine Arme zu reißen. Doch selbst wenn er sich kaum beherrschen konnte, musste er wenigstens sie davon überzeugen, dass sie sich Zeit lassen sollten. “Kommt darauf an. Was, wenn ich nicht möchte, dass es ein letzter Kuss wird, sondern der erste von ganz vielen Küssen?”
Sie sah ihn überrascht an. “Ich dachte, ich hätte hinlänglich klargemacht, dass ich heute Abend zu allen sinnlichen Abenteuern bereit bin.” Sie lächelte, doch plötzlich schien ihr etwas einzufallen, und ihr Lächeln erstarb. “Wird dein Onkel nicht jeden Moment hier sein?”
Seth brauchte einen Augenblick, bis er das mit dem sinnlichen Abenteuern verkraftet hatte und ihre Frage beantworten konnte. “Das meinte ich nicht. Ich dachte eher an einen Kuss heute Abend und einen weiteren morgen, dann noch ein paar am nächsten Wochenende, und so weiter.”
Jetzt sah sie richtiggehend verärgert aus. Seth staunte, dass dieselbe Frau, die zwei Stunden zuvor alles unternommen hatte, um ihn zu verführen, nun buchstäblich vor ihm zurückschreckte.
“Willst du damit andeuten, dass wir uns wiedersehen sollten?”
“Na ja, das ist doch normal, wenn man sich nach den ersten paar Küssen wieder verabredet, anstatt gleich zusammen in die Betten zu hüpfen. Findest du nicht?”
“Nein!”, erwiderte sie trotzig, wurde allerdings rot. “Ich meine, vielleicht ist das für die meisten Menschen normal, aber für mich ist eine Beziehung derzeit vollkommen ausgeschlossen.”
Waren sonst nicht gerade die Frauen ganz versessen auf eine feste Beziehung? Seth hatte bislang nie große Mühe gehabt, Frauen für eine dauerhafte Bindung zu gewinnen. Andererseits war ihm auch noch nie eine so wilde und willige Frau wie Mia über den Weg gelaufen.
Und ihr Korb reizte den hartnäckigen Kämpfer in ihm. Er war zeitlebens ein schlechter Verlierer gewesen – sei es im Geschäft oder in der Liebe.
Insbesondere fand er den Gedanken unerträglich, dass Mia sich einen anderen Mann suchen könnte, um ihre Lust nach Abenteuern zu befriedigen.
“Warum nicht? Hast du für die nächste Woche schon andere Piraten auf Sicht?”
Sie legte die Arme um ihre Knie und starrte hinaus aufs Wasser. “Ich werde in der nächsten Woche wieder zu meinem langweiligen, anständigen Leben zurückkehren. Für mich wird es in Zukunft weder Piraten noch
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