Verführung pur
wenigstens weitere zehn Sekunden – seinem Verlangen standhalten zu können, warf sich Noelle plötzlich mit einer Wucht an seine Brust, die er bei ihrer zarten Statur nicht für möglich gehalten hätte. Sie schlang die Arme um seinen Hals, presste sich ganz dicht an ihn, vergrub die Finger in seinem Haar und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die beinahe an Verzweiflung grenzte.
Das war besser als jeder noch so heiße Traum, den er von ihr träumen konnte.
Alles an ihr war weich, warm und atemberaubend sinnlich. Er spürte ihre Brüste auf seiner Brust, dessen aufgerichtete Spitzen ihn durch den dünnen Stoff ihres Tops und seines T-Shirts kitzelten.
Sie schmeckte nach Nuss und Schokolade und zugleich viel süßer. Er wusste, dass er nie genug von ihr bekommen könnte. Und das war erst der Anfang.
Er streichelte ihre Schultern, ihre Arme und fasste ihre Hüften. Dann zog er sie noch dichter an sich und brachte sich damit endgültig um den Verstand. Er wollte sie jetzt gleich, hier in diesem engen Lagerraum, doch das entsprach überhaupt nicht dem Szenario, das er sich seit Tagen ausmalte und das er ihr versprochen hatte.
“Komm mit auf mein Boot”, flüsterte er heiser.
“Nein, hier”, hauchte sie atemlos und biss ihm zärtlich in die Schulter. “Jetzt.”
Es fehlte nicht viel, und er hätte nachgegeben. Er wollte sie, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und er wollte sie für immer, seit sie diesen lächerlichen Versuch unternahm, auf ihrem Mofa vor ihm zu fliehen.
Fünf Sekunden später hätte er die Kartons vom Tisch gefegt und Noelle Quentin darauf ausgestreckt, aber dazu kam es nicht.
Die Ladenglocke läutete.
Noelle erstarrte in seinem Arm, ihren Mund noch an seiner Schulter und die Hände unter seinem T-Shirt. Aus dem Verkaufsraum drangen Seths und Mias Stimmen zu ihnen, die sich dem Lagerraum näherten.
Hastig wich Noelle zur Seite, strich ihr Haar glatt und zupfte an den Trägern ihres Tops.
“Komm später zu mir aufs Boot”, sagte Brock. Leider wusste er instinktiv, dass sie die Gelegenheit nutzen würde, um ihm ein weiteres Mal zu entfliehen.
Sie sammelte die Blätter vom Tisch zusammen und fächelte sich damit Luft zu. Das war immerhin kein richtig schlechtes Zeichen, dachte Brock.
“Ich kann nicht”, flüsterte sie, ohne ihn anzusehen. “Das geht nicht. Ich kann jetzt nicht darüber reden.”
Mias Stimme wurde immer lauter. Sie würde jeden Moment ins Lager kommen.
“Dann rede auf meinem Boot mit mir. Oder ich komme zu dir.”
Noelle schüttelte den Kopf, dass ihr Zopf hin und her flog. “Nein! Meine Hormone mögen für einen Moment verrückt gespielt haben, aber ich bin kein junges Ding mehr, das das nicht in den Griff bekommt. Und ich werde dir gewiss nicht erlauben, mir deinen Trick ohne Tricks zu zeigen.” Ihre Hände zitterten, und ihre Stimme war sehr leise. “Ich meine es ernst, Brock. Ich kann das nicht tun.”
Bevor er etwas erwidern konnte, stürmte sie aus der Tür und begrüßte Seth und Mia, denen sie sogleich von der Inventur erzählte, als wäre nichts geschehen, als wäre sie nicht zwei Sekunden zuvor drauf und dran gewesen, sich auf einem Tisch im Lagerraum Seths Onkel hinzugeben.
Brock rieb sich mit der Hand das Gesicht und wünschte, er brächte nur einen Rest von der Geduld auf, die er doch im Übermaß zu besitzen geglaubt hatte. Er brauchte sie heute dringender denn je, wenn er nicht riskieren wollte, Noelle Quentin zu verlieren. Denn das konnte er auf keinen Fall zulassen.
Seth sah Noelles gerötete Wangen und ihr zerzaustes Haar und erkannte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Er konnte sich schwerlich vorstellen, dass die lästige Inventur sie derart durcheinandergebracht hatte. Dennoch plapperte sie davon, als gelte es ihr Leben. Dabei schien sie überhaupt nicht zu bemerken, wie angespannt die Atmosphäre zwischen Mia und ihm war.
Er warf Mia einen Blick zu, die die neuen Regalbefestigungen an der gegenüberliegenden Wand kontrollierte und absichtlich vermied, in seine Richtung zu sehen. In ihrem pinkfarbenen T-Shirt und den Shorts sah sie ungeheuer sexy aus, und er hätte sie gern in die Arme genommen.
Und was tat sie? Sie ignorierte ihn, seit er sie vor dem Beachcomber abgefangen hatte, in der Hoffnung, wenigstens heute, am Samstag, ein wenig Zeit mit ihr verbringen zu können.
Er hatte ihr Orchideen geschickt, hatte ihr einen Topf mit rankendem Jasmin vor die Haustür gestellt, dessen Übertopf die Form eines
Weitere Kostenlose Bücher