Verführung pur
Er hatte schließlich diese ganze Aktion nur gestartet, um den Namen seiner Bank in die Medien zu bringen. Die Gulf Coast Bank war gerade dabei, sich von einer kleinen Regionalbank zu einem ernst zu nehmenden Geldinstitut zu mausern, und darum musste er so viel Medienpräsenz wie möglich herausschlagen. Immerhin war die momentane Konjunkturlage alles andere als rosig.
“Ich habe die Lösung!”, rief er aus und schnippte mit den Fingern. “Sie erzählen dem Fernsehen, was für einen tollen Tag Sie hatten, und können bei der Gelegenheit gleich ein bisschen Werbung für Ihre Bilder machen. Sie wollen doch bestimmt etwas mit Ihrer Kunst verdienen, da können Sie gleich auf Ihre nächste Ausstellung oder so verweisen.”
Für einen Moment schien sie den Gedanken verlockend zu finden, doch dann schüttelte sie wieder den Kopf. “Tut mir leid, Seth, aber ich kann nicht.”
“Warum nicht?” Hatte er nicht ein Recht auf eine Erklärung? Er verlangte ja nichts weiter als einen Grund, weshalb sie sich so sehr sträubte. Vielleicht würde er ihre Einwände sogar verstehen – diese Frau besser verstehen.
Sie schwieg. Für eine Frau, die sich so auffällig und aufreizend kleidete, war sie ungewöhnlich verschlossen, was in Seths Augen einen interessanten Kontrast darstellte.
Mit gesenktem Blick saß sie schweigend da und spielte mit der Hibiskusblüte.
“Ich trete nun einmal meine Privatsphäre ungern in der Öffentlichkeit breit”, sagte sie schließlich.
Natürlich begriff er sogleich, was sie mit dieser Antwort bezweckte. Sie wollte sich lieber auf ein verbales Verführungsspiel einlassen, als weiter über sich zu reden.
Und er musste zugeben, dass sie darin verdammt gut war.
Er blickte von der leuchtend roten Blüte auf ihre glänzenden Lippen und brauchte keine zwei Sekunden, bis er beschloss, den Bootsmotor auszuschalten und sich ganz seinem bezaubernden Entführungsopfer zu widmen.
“Haben Sie denn vor, Ihre Privatsphäre mit Ihrem Entführer zu teilen?”, fragte er in die zunächst befremdliche Stille. Um sie herum hörte man nichts außer dem leisen Plätschern der Wellen, die gegen die Seiten des Bootes schwappten.
Und ihren Atem. Mias Atem war leise und regelmäßig, während Seths in kurzen und flachen Zügen ging.
“Ich dachte, wir hätten uns bereits darauf geeinigt, dass ich bei dieser Scheinentführung die Regie übernehme?”, fragte sie leise und legte die Hibiskusblüte auf dem Armaturenbrett ab.
Seth ergriff ihre nunmehr freien Hände und platzierte sie auf seinen Schultern. “Falsch gedacht”, murmelte er und umfasste ihre Taille, wobei er durch den dünnen Seidenstoff die Wärme ihrer Haut spürte. “Geht es beispielsweise ums Küssen, so ist und bleibt das ausschließlich meine Domäne, Carmen. Und ich werde dich jetzt aus zweierlei Gründen küssen.”
Sie rutschte ein Stück näher. Ihm wehte ein Hauch ihres Parfüms entgegen, das an exotische Pflanzen wie Jasmin oder Orchideen erinnerte.
“Findest du nicht, dass ein Kuss seinen Reiz verliert, wenn man ihn zuvor begründet?”, flüsterte sie.
Seth beugte sich noch etwas näher zu ihr, bis seine Lippen ihre beinahe berührten. Trotzdem war er entschlossen, mindestens einen guten Grund dafür anzuführen, warum er sie küssen würde. “Zum einen denke ich, dass ein richtiges Abenteuer nicht ohne Kuss auskommt.”
“Ach ja? Nun, da stimme ich zu.” Sie sah ihn an, und in ihren grünen Augen lag eine sinnlich-provozierende Aufforderung, seinen Worten endlich Taten folgen zu lassen.
Wie von selbst tasteten sich seine Hände sacht über ihre fantastischen Kurven.
Als sie sich dicht an ihn schmiegte, schluckte er und räusperte sich. “Und zum anderen habe ich mir sagen lassen, dass ein Kuss schon mancher Frau die Zunge gelöst hat, die ungeküsst keines ihrer Geheimnisse preisgeben mochte.”
Mia neigte den Kopf leicht zur Seite und lächelte.
“Wenn das so ist, Sailor, worauf warten wir dann noch?”
3. KAPITEL
In dem Moment, da Seths Lippen ihre berührten, wurde Mia klar, dass dieser Mann wusste, wie man sich die Pflicht zum Genuss machte. Das war kein Kuss, sondern ein Feuerwerk.
Mia fühlte sich schwerelos und auf wunderbare Weise benommen, als seine Zunge ihre neckte und sie aufforderte, einmal alles zu vergessen und sich zur Abwechslung ganz dem Sinnengenuss hinzugeben.
Dennoch war er zugleich von einer Entschlossenheit, wie sie nur ein Mann an den Tag legte, der sich nicht mit halben Sachen zufriedengeben
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