Verführung über den Wolken
Strähnchen in ihrem Nacken kringelten, sie war jung und frisch und intelligent. Und sexy. An diesem Tag hatte er eine ganz andere Lauren kennengelernt, für die er so etwas wie Respekt entwickelt hatte. Er war davon ausgegangen, dass er sie mit sich herumschleppen musste, damit sie keine Möglichkeit hätte, mit der Mutter Kontakt aufzunehmen. Und dann war sie ihm eine echte Hilfe gewesen.
Esmé trat in die Halle und hielt zwei Gläser in den Händen. „Hier! Wie wäre es mit einem Mojito als Aperitif? In zwanzig Minuten gibt es Abendessen.“
Lauren blickte auf das Glas und sah dann Gage an. „Wir fliegen doch erst am Montag?“
„Ja.“
„Gut, dann kann ich ja trinken. Ich mag Mojitos nämlich sehr gern.“ Sie öffnete die Lippen und trank einen kleinen Schluck. „Mm, schmeckt nach Minze und süß.“
Ein Kristall des groben Zuckers blieb an ihrer Oberlippe hängen. Gage starrte darauf, als sie es mit einer schnellen Bewegung ihrer Zungenspitze ableckte. Doch dann senkte er schnell den Blick. Die wohligen Laute, die sie beim Trinken von sich gab, klangen in seinen Ohren wie erregtes Stöhnen. Ihr erhitztes Gesicht vom Vortag stand ihm plötzlich vor Augen, nur war es diesmal nicht vor Wut gerötet, sondern vor ungezügelter Leidenschaft …
Gewaltsam wischte er dieses verführerische Bild beiseite. „Ich möchte gern die Arbeit sehen, die Sie heute an Ihren Professor gemailt haben.“
„Warum? Glauben Sie, dass ich nur Unsinn verzapft habe?“
Das hatte er verdient. „Nein, Sie haben heute bewiesen, dass Sie eine ganze Menge wissen. Ich möchte nur sehen, wie weit Sie in Ihrem Studium sind.“
„Ich stehe kurz vor dem Abschluss. Es hat alles länger gedauert, weil ich regelmäßig nebenbei arbeiten muss. Ich brauche das Geld dringend.“
„Ich möchte gern sehen, was Sie geschrieben haben.“
Lauren sah ihn kurz an und zuckte dann mit den Schultern. „Okay. Nachdem Sie es gelesen haben, können Sie meinem Bruder vielleicht mitteilen, dass ich nicht so dumm bin, wie er denkt.“
„Trent hat Sie nie für dumm gehalten. Außerdem teile ich ihm nicht alles mit. Zumindest nichts, was Sie und mich betrifft. Das geht ihn nichts an.“
„Da machen Sie sich aber was vor. Die Geschwister Hightower halten mich für eine geldgierige Person, die ihre Mutter verhext hat und ihnen ihr Erbe stiehlt.“
Da er schwieg, fuhr Lauren fort: „Wenn ich das vorhätte, dann hätte ich doch Jacquis Angebot angenommen und wäre in ihr Riesenhaus gezogen. Dann hätte ich mir doch wohl kaum ein Apartment gesucht.“
„Und warum sind Sie nicht in das Haus gezogen?“
„Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich von Kopf bis Fuß bedient. Außerdem liebe ich meine Unabhängigkeit.“ Lauren wandte sich um und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf.
Sofort folgte Gage ihr. Wieder konnte er den Blick nicht von ihrer hübschen Rückseite lösen. Lauren war schlank, besaß aber an genau den richtigen Stellen äußerst hübsche Rundungen. Und sie hatte wunderschöne lange Beine. Immer wenn sie an diesem Nachmittag in Gedanken versunken war und die Beine übereinandergeschlagen hatte, hatte er sich nur zu gern von dem Anblick ablenken lassen.
Aber so durfte das nicht weitergehen. Wer weiß, vielleicht nutzte sie ihre Wirkung auf ihn aus. Das wiederum konnte Gage sich nicht vorstellen. Frauen waren immer schon hinter ihm her gewesen, aber Lauren machte eher den Eindruck, als ob sie ihm aus dem Wege gehen wollte. Das war eine ganz neue Erfahrung für ihn und eine nicht besonders angenehme noch dazu.
Wer weiß, ob Trent mit seiner Theorie, was Lauren betraf, recht hatte. Gage musste ihn unbedingt anrufen. Vielleicht gab es bereits eine Erklärung für Jacquelines Bankbesuche. Vielleicht wusste man schon, was sie mit dem vielen Geld gemacht hatte. Ausgedehnte Shoppingtouren vielleicht? Es wäre nicht das erste Mal, dass sie dabei sehr viel Geld ausgegeben hätte.
Gage hatte sein Glas mitgenommen und trank einen Schluck des eiskalten Getränks. „Heute Morgen, als ich etwas wegen eines reichen Liebhabers sagte, meinten Sie, Trent habe Ihnen hinterherspioniert.“
Sie warf ihm einen kalten Blick über die Schulter zu. „Ja, und?“
„Haben Sie einen festen Freund? Und wenn ja, wie kann man eine Frau wie Sie monatelang aus den Augen lassen? Das kann ich nicht verstehen.“
„Ich hab zurzeit keinen festen Freund.“ Sie schloss die Tür auf, blieb kurz auf der Schwelle stehen und trat ein. „Ich habe meine Arbeit
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