Verfuehrung unterm Silbermond
hatte sich die Frau, die ihm nachmittags den Tee servierte, in diese leidenschaftliche Person verwandelt, die ihn unglaublich erregte.
Was, zum Teufel, machte er da nur?!
Es war ihm gleich. Es kümmerte ihn nicht mehr. Nichts anderes war mehr wichtig, nur noch …
„Raffaele!“
Der erstickte Protest und die Hände an seinen Schultern, die ihn wegschoben, hatten die gleiche Wirkung auf ihn wie eine kalte Dusche. Mit einem lauten Stöhnen gab er sie so abrupt frei, als hätte er sich verbrannt. Schwer atmend schob er sich hastig auf die andere Seite des Sitzes, so weit weg von ihr wie möglich.
Natasha richtete erst ihr Kleid, bevor sie es wagte, zu ihm hinzusehen. Natürlich spürte sie seinen Ärger, aber irgendjemand hatte es doch aufhalten müssen, oder etwa nicht?
„Raffaele?“
„Was?“
Fast wäre sie unter seinem eisigen Blick zusammengezuckt. Doch … was hatte Kirsty ihr geraten, sich mit der neuen Garderobe ebenfalls zuzulegen? Haltung!
„Das hätte nicht passieren dürfen“, sagte sie kühl.
Raffaele musste sie trotz allen Ärgers insgeheim bewundern. Wie mühelos sie in die Rolle der Verlobten geschlüpft war! „Meinst du, das weiß ich nicht selbst?“ Und noch während er das sagte, wurde ihm bewusst, dass soeben etwas Bemerkenswertes passiert war: Eine Frau hatte Raffaele de Feretti davon abgehalten, mit ihr zu schlafen. So etwas war ihm noch nie passiert!
Ego und Stolz redeten ihm ein, sie wieder in seine Arme zu nehmen und erneut zu küssen, bis sie ihn anflehte, sie zu lieben. Doch wütend musste er eingestehen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. „Meinst du wirklich, ich will die Dinge noch komplizierter machen, als sie ohnehin schon sind? Mit Fummeleien auf dem Rücksitz eines Autos, wie Teenager? Das gehört nicht mit zum Deal.“
Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass je ein Deal ausgemacht worden war. Oder bezog er sich damit auf sein Angebot, dass sie den Ring behalten konnte? „Küsst du immer so?“
Ein arrogantes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Was glaubst du?“, forderte er sie heraus. Sein Ego wuchs in dem gleichen Maße wie ihre Vertrautheit mit ihrer neuen Rolle. „Meinst du, nur bei dir kann ich so küssen?“
Sein spöttischer Ton verletzte sie, aber sie würde alles daransetzen, es ihn nicht sehen zu lassen. „Natürlich nicht. Schließlich entsteht der Ruf eines Don Juans nicht ohne Grund.“
Er traute seinen Ohren nicht! „Don Juan?“, wiederholte er drohend.
Es war ein wunderbares Gefühl, endlich einmal nicht nachzugeben, sondern Raffaele die Stirn zu bieten. Und die beste Art, ihren Körper von der schmerzenden Sehnsucht abzulenken, deren Erfüllung ihm verweigert worden war. „Komm schon, Raffaele. In der internationalen Regenbogenpresse sieht man ständig Fotos von dir mit einer ganzen Reihe von umwerfend aussehenden Frauen, die an deinem Arm hängen. Und so manche von denen hat sich nicht gescheut, sehr intime Kommentare über dich abzugeben. Wenn dich das nicht zum Don Juan macht, dann weiß ich es auch nicht!“
Für eine Weile war nichts anderes zu hören als das satte Schnurren des kraftvollen Wagens. Raffaele war so perplex, dass ihm keine spontane Erwiderung einfiel.
Nach einer kurzen Weile setzte er erneut an: „Du glaubst also, man definiert mich lediglich über meine Fähigkeit, Frauen Vergnügen zu schenken? Wie ein Gigolo?“
So beleidigt hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie konnte nicht anders, aber bei seiner pikierten Miene brach sie in helles Lachen aus.
„Was ist daran so lustig?“, verlangte er wütend zu wissen.
„Du! Du bist lustig. Natürlich bezeichne ich dich nicht als Gigolo. Ich vermute, du hast niemals in deinem Leben für Sex zahlen müssen oder bist für Sex bezahlt worden …“
„Natasha!“, warnte er knurrend.
Was sie nicht aufhielt. „Man sagt eben bestimmte Dinge, wenn man …“, abrupt hielt sie inne. Wenn man was, Natasha? Wenn man in einen Mann verliebt ist, der in einem nur ein Objekt sieht. Also halt den Mund, solange du noch die Möglichkeit dazu hast. Zeig ihm, wie unwichtig es ist. Aber war sie eine so gute Schauspielerin? „Es gibt keinen Grund, so heftig zu reagieren, Raffaele.“
Nicht? Hatte sie überhaupt eine Vorstellung, wie sehr er sie im Moment begehrte? Wäre er nicht ein solcher Gentleman, dann würde er ihr jetzt das Kleid herunterstreifen und … Er schluckte und fluchte unter angehaltenem Atem. Die Ironie der Situation entging ihm nicht. Keiner
Weitere Kostenlose Bücher