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Verfuehrung unterm Silbermond

Verfuehrung unterm Silbermond

Titel: Verfuehrung unterm Silbermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick
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verschlafen, zog hastig etwas von der neuen Garderobe an und erinnerte sich nur in letzter Sekunde daran, den Verlobungsring anzustecken.
    Beim Frühstück betrachtete sie den blitzenden Stein und fragte sich, ob überhaupt eine der Mütter in der Schule den Ring bemerken würde. Sie bezweifelte es. Die superreichen Frauen hatten sie nach dem ersten Blick in die Kategorie eines nicht zu beachtendes Aupair-Mädchens eingeteilt.
    Natasha tat ihr Bestes, keine Reaktion zu zeigen, als Raffaele die Küche betrat. Mit der einen Hand hielt er ein Handy ans Ohr, mit der anderen gestikulierte er aufgeregt in der Luft herum, während er schnelles Französisch in den Hörer sprach. Leicht fiel es ihr nicht, ihn zu ignorieren. Sie fragte sich, ob die Szene letzte Nacht im Auto ihm eine ebenso schlaflose Nacht beschert hatte wie ihr.
    „Er spricht mit einer Bank in Paris“, übersetzte Sam für seine Mutter und ließ Honig auf seinen Haferbrei fließen. „Und er ist sehr, sehr wütend.“
    Nun, man musste kein Sprachengenie sein, um das herauszuhören. Aber genauso gut hätte Raffaele in Swahili singen können. Natasha war viel zu beschäftigt damit, ihn nicht anzustarren, als dass sie irgendwas von dem mitbekam, was er sagte.
    Er trug einen Geschäftsanzug, aber selbst der klassische Schnitt konnte seinen muskulösen Körper nicht verbergen. Das Haar ein wenig wirr, nachdem er sich mit den Fingern hindurchgefahren war, bot er das Bild energiegeladener Vitalität.
    Natasha hielt die Kaffeekanne hoch. Wie immer. Und Raffaele warf einen Blick darauf und nickte zustimmend. Wie immer. Also bildete sie sich das leichte Zucken um seine Mundwinkel nur ein? Selbst wenn es nur Einbildung war, die Erinnerung an gestern überfiel sie, und ihre Hand begann zu zittern. Prompt verschüttete sie Kaffee auf die Untertasse.
    Raffaele hob unmerklich eine Augenbraue, beendete das Gespräch und schüttelte den Kopf, als Natasha ihm einen Toast anbot. „ No, grazie , ich habe heute Morgen keinen Hunger. Aber du hast Kaffee verschüttet, Natasha. Du scheinst ein wenig nervös zu sein. Hat dich etwas aufgeregt?“
    Ja, hätte sie am liebsten geschrien, du! Doch das konnte sie natürlich nicht, wenn Sam dabei war. Wie erklärte man einem Fünfjährigen, warum man seinen Chef anschrie und sich völlig unnormal verhielt?
    Und dann begannen Raffaele und Sam auch noch, Italienisch miteinander zu reden! Natasha hätte vor Wut platzen mögen! Sie kam sich regelrecht ausgeschlossen vor. Sie würde mehr an dieser Sprache arbeiten müssen, nahm sie sich vor. Eigentlich war sie seit der ersten Lektion nicht viel weitergekommen. Sie konnte nach dem Weg zum Bahnhof fragen, mehr nicht.
    „Hast du aufgegessen, Sam?“, fragte sie spitz, als die Minuten verstrichen. „Dann lauf nach oben und putz dir die Zähne, damit wir gehen können.“
    Sam sprang auf, grinste Raffaele breit an und rannte zur Tür hinaus. Natasha wollte Sam nachgehen.
    „Ach, Natasha?“
    Sachlich bleiben, ermahnte sie sich. „Ja?“
    „Du stehst in der Zeitung. Oder besser gesagt, wir stehen in der Zeitung.“
    Mit hämmerndem Herzen schaute sie Raffaele an. „Hast du es gesehen?“
    Er lachte trocken auf. „Du weißt doch, dass ich diese Blätter nicht lese.“
    „Woher weißt du es dann?“
    „Troy hat heute Morgen schon angerufen. Er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“ Zu seinen eigenen Gefühlen sagte er kein Wort. „Du kannst dir die Zeitungen ja auf dem Rückweg von der Schule besorgen, wenn es dich interessiert.“
    „Natürlich interessiert es mich.“ Erst jetzt fielen ihr die schwachen Schatten unter seinen Augen auf. „Bist du überhaupt nicht neugierig, was sie schreiben?“
    „Was sie schreiben, ist irrelevant. Es ging nur darum, dass sie über die Verlobung schreiben“, erinnerte er sie kühl.
    Wollte er sie mit dieser Bemerkung auf ihren Platz verweisen? Sie daran erinnern, dass sie sich geküsst haben mochten, dass aber Natasha dennoch die Frau blieb, die ihm Kaffee und Toast servierte?
    „Natürlich ist mir das auch klar“, erwiderte sie leichthin.
    Über die geräumige Küche hinweg sahen sie einander an. Kupfertöpfe und antike Fliesen, speziell aus Italien importiert, schimmerten im frühen Tageslicht. In der Mitte des blitzblank geschrubbten Holztisches stand eine Obstschale. Ein Bild wie aus einem Wohnmagazin – jedermanns Traumküche. Natasha hatte die erstaunten Kommentare von Raffaeles Freunden gehört – hauptsächlich von seinen Freundinnen

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