Verfuehrung unterm Silbermond
ihre Taten straften ihre Worte Lügen, und Raffaele lächelte, als er in den Stoff ihres Kleides griff und es raffte, um dann seine Hand über die seidige Haut an der Innenseite ihrer Schenkel hinaufwandern zu lassen. Die Bewegungen waren geübt wie ein Tanz, den er schon hundertmal getanzt hatte, und so natürlich für ihn wie das Atmen. Und Natashas Reaktion war ihm ebenso bekannt. Das Erschauern, der leise Aufschrei, als seine Finger die geheimste Stelle ihrer Weiblichkeit fanden.
„Bist du sicher, dass wir nicht sollten?“, wiederholte er ihre Worte und nahm den erstickten kleinen Protestlaut wahr, den sie ausstieß, als er seine Hand zurückzog.
„Nein … ich meine, ja …“
Er wusste genau, was sie meinte. Mit einem tiefen Stöhnen machte er sich daran, ihren Slip herabzuziehen, selbst so erregt, dass es unerträglich schmerzte.
In diesem Moment ertönte ein leiser Gong.
Beide erstarrten. Natasha löste sich als Erste aus der Starre – sie versuchte sich aus Raffaeles Armen freizumachen. Ohne großen Erfolg.
„Lass mich los!“
Der untrügliche Duft weiblichen Verlangens machte ihn trunken, und mit der Zunge fuhr er über ihr Ohrläppchen. „Lass mich dich erst nehmen.“
War es nicht erschreckend, dass diese unglaubliche Forderung, heiser und schleppend vorgebracht, sie auch noch erregte? Aber vielleicht sollte Natasha sogar dankbar für seine Worte sein. Denn so erregt sie auch war, so sehr ihr Körper nach Erfüllung schrie, diese sexistische Bemerkung und die nüchterne Art, in der Raffaele die Worte aussprach, brachten sie wieder zu Verstand.
Getrieben von der Vorstellung, wie es aussehen musste, wenn jemand sie so überraschen würde, schob sie ihn entschieden von sich ab. „Raffaele! Wir müssen damit aufhören!“ Mit fahrigen Fingern zog sie ihr Kleid zurecht und hielt beide Hände an die brennenden Wangen.
Im schwachen Licht konnte sie sehen, wie er arrogant eine Augenbraue anhob. „Warum?“
„Warum wohl?“, fragte sie wütend. „Weil unser Gastgeber zum Dinner ruft und wir ihn wohl schlecht warten lassen können.“
Er zuckte nur mit einer Schulter. „Zahid wird’s schon verstehen.“
Seine achtlose Bemerkung brachte sie noch mehr auf. „Mag sein. Aber es verstieße gegen jede Höflichkeit und gute Manieren. Und dafür habe ich kein Verständnis.“
Er stutzte. Zum ersten Mal sah er die Situation mit ihren Augen, und er verstand. Sie dachte nicht nur an ihren Ruf – er musste zugeben, er hatte überhaupt nicht daran gedacht –, sondern sie sorgte sich um all diejenigen, die bereitstanden, ein mit Sicherheit ausladendes Dinner zu servieren.
Raffaele war daran gewöhnt, bedient zu werden, für Natasha war es genau das Gegenteil. Sie stand jederzeit bereit für ihn, erfüllte prompt jede seiner Anweisungen, sorgte für ihn. Doch für dieses Wochenende hatte er sie gebeten, eine andere zu spielen, und auch hier gehorchte sie ihm – bis ins Detail!
Irgendwann im Verlauf dieser Maskerade hatte sie sich die gestelzten Eigenschaften angewöhnt, die sie zu einer sehr glaubwürdigen Verlobten machten. Sie schrieb ihm doch tatsächlich vor, was er zu tun hatte! Und ihrer Miene nach zu urteilen, würde er sie auch nicht dazu bringen können, ihre Meinung zu ändern. Zumindest nicht im Moment.
Mit einem knappen Nicken trat er aus dem Alkoven auf den Hof zurück, aber der Ärger hielt sich. Etwas an der Art, wie sie ihn rügte, brachte ihn auf.
Weil er sie nie als gleichgestellt angesehen hatte. Dabei hatte sie ihm gerade das Gegenteil bewiesen. Wann hatte eine Frau Raffaele das letzte Mal gesagt, was er zu tun und zu lassen hatte? Und wann hatte eine Frau sich das letzte Mal geweigert, mit ihm zu schlafen?
Niemals.
Der Gong erklang erneut, doch bevor Natasha sich in Richtung des Esszimmers begeben konnte, fasste Raffaele sie beim Arm und hielt sie fest.
„Nun gut.“ Mit Befriedigung sah er, welche Macht er über sie hatte, als sie nach Luft schnappte und ihre Augen bei der flüchtigen Berührung dunkler wurden. „Wir werden pünktlich zum Dinner erscheinen und uns als aufmerksame Gäste erweisen. Aber denke immer daran, was passieren wird, sobald wir uns mit Anstand zurückziehen können. Ich werde während des gesamten Essens den Blick nicht von deinen Lippen nehmen, mia bella . Und die ganze Zeit über werde ich mir vorstellen, wie deine nackte Haut sich an meiner anfühlt. Ich verfluche diese Glocke, dass sie nicht zwei Minuten später ertönt ist. Denn dann wäre es
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