Verfuehrung wie in 1001 Nacht
nichts passiert war.
Als er wieder mit ihr geschlafen hatte, hatte sie ihm gesagt, dass ein Schutz nicht nötig sei. Und daraus hatte er geschlossen, dass sie selbst für Verhütung gesorgt hatte. Seitdem waren zwei Wochen vergangen, und sie hatten sich immer wieder geliebt – ohne dass Amir noch an die Möglichkeit einer Schwangerschaft gedacht hatte.
Dabei hatte Johara auf Schutz verzichtet, weil sie bereits ein Kind von ihm erwartete.
Und weil sie offenbar unverrückbar an ihrem Entschluss festhielt, ihm nicht zu schaden und keine unerfüllbaren Forderungen zu stellen, hatte sie ihm nichts davon erzählt.
Wie aus einem tiefen Abgrund hörte er, dass sein Vater sich bei Johara entschuldigte. „Tut mir leid, ya b’nayti ,wenn ich froh bin, das zu hören. Ich könnte mir keine bessere Frau für Amir wünschen. Aber als König darf ich nicht nach meinen persönlichen Wünschen handeln. Und da Amir es auf sich genommen hat, die drohenden Unruhen zu entschärfen, muss ich hauptsächlich daran denken. Egal was das für mich und meine Familie bedeutet …“
Amir sah Johara nicken, sah, wie das golden schimmernde Haar ihr trauriges Gesicht umrahmte. Da drängte er sich an seinem Vater vorbei und lief zu ihr.
Tief bewegt, wagte er nicht, sie zu berühren. Mit dunkler Stimme hörte er sich sagen: „Du hast mir nicht geglaubt, als ich dir versprochen habe, dass wir zusammen sein würden und dass ich dir gehöre – und niemals einer anderen Frau. Und darum hast du mir nichts erzählt. Du wolltest mich meiner sogenannten Berufung überlassen, ohne es mir zu sagen. Und unser Kind … wolltest du allein großziehen.“
Sie blickte zu Boden, als ob Amir ihr durch die Augen tief ins Herz sehen könnte. „I… ich habe gesagt, ich bin nicht schwanger.“
Er berührte ihr Kinn, damit sie den Kopf hob, und sah in die Augen, die sein Leben bedeuteten. „Stimmt. Weil du dir vorgenommen hast, mir nicht zu schaden. Du bist bereit, dein Glück zu opfern, weil du für mich und Zohayd das Beste willst. Du willst, dass ich frei bin. Dabei bin ich nur mit dir wirklich frei.“
Verwundert trat König Atef näher. „Also stimmt es doch?“, fragte er.
Johara sah Amir an, als ob sie noch immer verzweifelt versuchen wollte, ihr Geheimnis zu wahren. Dann begann sie zu weinen. „Es tut mir leid …“
Amir zog sie in seine Arme. „Leidtun braucht dir nur, dass du es mir verschwiegen hast. Damit hast du nicht nur mich verleugnet, sondern auch unser Kind. Verstehst du denn nicht, dass ich lieber sterben würde, als ohne dich zu leben?“
Sie schluchzte in seinen Armen. „Ich doch auch! Ich wollte dir keinen Ärger machen, und jetzt hast du nichts als Schwierigkeiten! – Oh Amir, ich hätte niemals zu der Party kommen sollen …“
Er hielt sie ein Stück von sich und sah sie mit zusammengezogenen Brauen an. „Und ich? Bin ich für dich nur ein kleiner Junge ohne eigenen Willen, der sich über die Folgen seines Tuns keine Gedanken macht? – Soll ich dir etwas sagen? Alles, was ich getan habe, würde ich jederzeit wieder so machen. Mit einem Unterschied: Wahrscheinlich würde ich dich an mein Handgelenk fesseln, damit du nicht wieder ‚zu meinem Besten‘ davonläufst. Ich hätte mit dir feiern wollen, als du herausgefunden hast, dass du schwanger bist.“
Nachdenklich fuhr er fort: „Jeden Tag schläfst du in meinen Armen. Du erzählst mir alles. Und das hast du mir verschwiegen! Hättest du es mir überhaupt je gesagt?“
„Nein.“ Sie sah ihn flehentlich an. „Nicht dass ich dir das Kind vorenthalten wollte … Es ist nur so, dass ich über die glücklichen Momente mit dir nicht hinausdenken will. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne dich zu leben … und dass das Kind ohne dich aufwächst. – Alles, was ich weiß, ist, dass König Atef recht hat. Wenn bekannt wird, dass du einen Erben hast … nicht auszudenken, was das für Zohayd bedeutet!“
„Und an uns und unser Kind denkst du gar nicht?“
Der König räusperte sich. Amir sah ihn an und bemerkte Sympathie, Bedauern und … Entschlossenheit in seinem Gesicht.
Dann sagte Atef: „Ich bin überglücklich, dass du die Frau gefunden hast, die du willst …“
Amir unterbrach ihn. „Ich liebe Johara. Schon immer und für immer. Über diesen Punkt verhandle ich nicht.“
Doch Atef ließ sich nicht beirren. Er war ein Mann, der sich nicht einmal von seinem Sohn – und dem Schmerz über dessen Verhalten – von seiner Pflicht abbringen ließ. „Dass diese
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