Verfuehrung
lösen.
»Ehrlich, ich weiß nicht, was mit diesen Hutschleifen los ist«, beklagte sich Sophy, die Julians Nähe erröten ließ. »Irgendwie passen sie nie richtig zusammen.«
»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Das ist eine der Aufgaben, in denen Ehemänner sehr geschickt sind.« Julian beugte sich über sie, und seine großen Hände entwirrten geschickt den widerspenstigen Knoten. Einen Augenblick später nahm er vorsichtig ihren Hut ab und überreichte ihn ihr mit einer kleinen Verbeugung.
»Danke«, sagte Sophy betreten. »Was für einen Rat wolltet Ihr denn von mir, Mylord?«
Julian ging hinter seinen Schreibtisch und setzte sich. »Ich habe gerade einige Berichte von meinem Verwalter in Ravenwood erhalten. Er schreibt, die Haushälterin ist krank und wird vielleicht nicht mehr genesen.«
»Die arme Mrs. Boyle«, sagte Sophy und dachte an die mollige Tyrannin, die den Ravenwood Haushalt seit vielen Jahren regierte. »Hat Euer Steward erwähnt, ob Old Bess schon nach ihr geschaut hat?«
Julian warf einen Blick auf den Brief, der vor ihm lag. »Ja, Old Bess war anscheinend vor ein paar Tagen im Haus und sagt, das Problem wäre Mrs. Boyles Herz. Selbst wenn sie das Glück hat, wieder zu genesen, wird sie ihre Pflichten nicht wieder aufnehmen können.«
Sophy runzelte besorgt die Stirn. »Es tut mir wirklich leid, das zu hören. Ich denke, Old Bess hat Mrs. Boyle angewiesen, Fingerhuttee zu trinken. Der ist in solchen Fällen sehr nützlich.«
»Ich weiß nicht, wie das mit dem Fingerhuttee ist«, sagte Julian höflich, »aber ich weiß, daß Mrs. Boyles Pensionierung für uns einige Probleme machen wird. Es muß sofort eine neue Haushälterin gefunden werden.«
»Auf jeden Fall. Ansonsten wäre Ravenwood in kürzester Zeit ein einziges Chaos.«
Julian lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Das Einstellen einer neuen Haushälterin ist eine sehr wichtige Angelegenheit. Es ist auch eines der Dinge, die außerhalb meiner Kompetenz liegen.«
Sophy konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. »Du meine Güte, Mylord. Ich hatte keine Ahnung, daß es überhaupt etwas gibt, was außerhalb Eurer Kompetenz liegt.«
Julian grinste. »Es ist schon eine Weile her, seit du dich über meine beklagenswerte Arroganz lustig gemacht hast. Wie ich feststellen muß, fehlen mir deine bösen kleinen Spitzen.«
Ihr Lächeln war wie weggeblasen. »Unser Verhältnis war nicht gerade so, daß man gerne Scherze macht, Mylord.«
»Nein, das war es wohl nicht. Aber ich würde das ändern.«
Sie neigte den Kopf zur Seite. »Warum?«
»Ist das nicht offensichtlich?« fragte er leise. »Ich muß auch feststellen, daß mir nicht nur deine Scherze fehlen, sondern auch das angenehme Verhältnis, das wir hatten, bevor du dich verpflichtet fühltest, unser Bett unter Tee zu setzen.«
Sophy spürte, wie sie errötete und senkte den Blick auf den Hut in ihrem Schoß. »Für mich war diese Beziehung nicht so angenehm, Mylord. Es stimmt, daß wir damals mehr geredet und über gemeinsame Interessen diskutiert haben, aber ich konnte nie vergessen, daß du eigentlich nur einen Erben von mir wolltest. Das war eine große Belastung für mich, Julian.«
»Ich kann das jetzt besser verstehen, seit meinem Gespräch mit einer gewissen Zigeunerin. Sie hat mir erklärt, daß meine Frau von Natur aus etwas romantisch veranlagt wäre. Es ist meine Schuld, daß ich das im Umgang mit ihr nicht einkalkuliert habe, und ich würde gerne meine Fehler wiedergutmachen.«
Sophys Kopf schnellte hoch, sie runzelte verärgert die Stirn. »Du willst also meinen sogenannten Hang zur Romantik jetzt unterstützen? Spar dir die Mühe, Julian. Romantische Gesten sind bedeutungslos, wenn kein echtes Gefühl dahintersteckt.«
»Du könntest mir zumindest zugute halten, daß ich versuche, dich zufriedenzustellen, mein Schatz.« Er lächelte. »Das Culpeter Buch hat dir doch gefallen, nicht wahr?«
Schuldgefühle übermannten sie. »Ihr wißt doch, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, Mylord.«
»Und das Armband?«
»Es ist sehr hübsch, Mylord.«
Er zuckte sichtlich zusammen. »Sehr hübsch, ich verstehe. Nun denn, ich freue mich schon darauf, es in nächster Zukunft an deinem Arm zu sehen.«
Sophy ergriff sofort die Gelegenheit, um etwas Positives zu sagen.
»Ich denke, ich werde es heute abend tragen, Mylord. Ich gehe zu einer Party bei Lady St. John.«
»Ich hatte wohl zuviel erwartet, als ich hoffte, du hättest heute abend keine
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