Verfuehrung
für die Suche nach dem Geheimnis des schwarzen Rings zu belasten. Die älteren Frauen dachten, Sophy wäre nur interessiert, was es mit einem Erbstück aus ihrer Familie auf sich hatte.
»Du sagst, deine Schwester hat dir diesen Ring vermacht?« fragte Harriette und blätterte langsam weiter.
»Das ist richtig.«
»Weißt du, woher sie ihn hatte?«
Sophy zögerte und versuchte, eine plausible Erklärung dafür zu finden, daß Amelia den Ring in ihrem Besitz hatte. Wie gewöhnlich herrschte gähnende Leere in ihrem Gehirn, wenn sie versuchte, eine Lüge zu erfinden.
Anne kam ihr zu Hilfe. »Du hast gesagt, sie hätte ihn von einer Großtante, die vor vielen Jahren gestorben ist, nicht wahr, Sophy?«
»Ja«, warf Jane ein, bevor Sophy antworten mußte. »Ich glaube, das hast du gesagt, Sophy.«
»Ja. Richtig. Eine recht seltsame Tante, ich glaube, ich hab sie nie richtig kennengelernt«, sagte Sophy hastig.
»Hm. Sehr seltsam ist genau richtig«, murmelte Fanny, als sie noch zwei schwere Bände auf den Tisch fallen ließ und zum Regal ging, um noch weitere zu holen. »Ich frage mich, wie sie in den Besitz dieses Rings gekommen ist.«
»Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren«, sagte Anne streng, mit einem vorwurfsvollen Blick auf Sophy, der man ihr schlechtes Gewissen auf Meilen ansah.
Harriette blätterte eine Seite weiter. »Hast du den Ring Ravenwood gezeigt, Sophy? Als Mann weiß er vielleicht mehr über solche Dinge als wir.«
»Er hat den Ring gesehen«, sagte Sophy, froh endlich die Wahrheit sagen zu können. »Er hat ihn nicht erkannt.«
»Na, dann müssen wir wohl selbst dranbleiben.« Fanny holte noch ein Buch aus dem Regal. »Rätsel sind doch herrlich, findest du nicht, Harry?«
Harriette strahlte. »Du meine Güte, ja. Es gibt nichts Schöneres.«
Vier Tage später entdeckte Sophy, die zusammen mit Jane eine uralte Abhandlung über Mathematik durchblätterte, den Ursprung des merkwürdigen Dreiecks, das auf dem Ring eingraviert war.
»Das ist es«, sagte sie aufgeregt, als die anderen sich um das alte Buch versammelten. »Schaut es euch an. Das Dreieck ist genau wie das auf dem Ring, sogar mit den seltsamen Schlingen an jeder Ecke.«
»Sie hat recht«, sagte Anne. »Was steht denn da über das Dreieck?«
Sophy überflog mit gerunzelter Stirn das Latein. »Es soll irgendwie nützlich sein für gewisse finstere Zeremonien, mittels derer man weibliche Dämonen beherrschen kann, die -« Sie verstummte abrupt, als sie merkte, was sie da übersetzte. »Ach, du meine Güte.«
»Was ist denn los?« Fanny beugte sich über ihre Schulter.
»Ah, ich verstehe. >Eine Form, die sehr nützlich für die Kontrolle weiblicher Sukkubi ist, während man sich ihrer fleischlich erfreut.« Faszinierend. Das können auch nur Männer, sich Sorgen machen um weibliche Dämonen, die arme, hilflose Männer im Schlaf belästigen.«
Harriette lächelte. »In der Tat faszinierend. Dämonische Prostituierte, die man kontrollieren kann, während man sich gleichzeitig ihrer Gunst erfreut. Du hast ganz recht, Fanny. Definitiv eine Fantasie, die dem männlichen Gehirn entsprungen ist.«
»Hier kommen noch mehr Beispiele für männliche Fantasien«, verkündete Anne und zeigte auf ein weiteres Bild der mythologischen Kreatur, die sie untersucht hatte. »Das Tier in dem Dreieck soll angeblich ungewöhnliche Kräfte haben. Es kann anscheinend stundenlang dem Beischlaf frönen, ohne seine Kraft zu verlieren.«
Fanny stöhnte. »Ich glaube, jetzt können wir mit einiger Gewißheit sagen, daß Sophys Erbstück tatsächlich ein Männerring ist. Er scheint speziell dafür angefertigt, daß Männer glauben, sich eine Menge auf ihre Künste im Schlafzimmer einbilden zu können. Vielleicht sollte es eine Art Glücksbringer für diesen Teil ihres Lebens sein. Auf jeden Fall ist es kein Schmuckstück, das Ravenwood in der Öffentlichkeit an seiner Frau sehen will.«
Harriette kicherte. »Wenn ich du wäre, Sophy, würde ich deinem Mann nichts von der Bedeutung der Zeichen auf dem Ring sagen. Steck das Ding weg und bitte Ravenwood statt dessen um die Familiensmaragde.«
»Dein Rat ist sicherlich ausgezeichnet«, sagte Sophy, die nicht im Traum daran dachte, ihren Mann um die Ravenwood-Smaragde zu bitten. »Und ich bin Euch wirklich dankbar für Eure Hilfe auf der Suche nach Informationen über diesen Ring.«
»Gern geschehn«, sagte Harriette strahlend. »Es war wirklich ein faszinierendes Projekt, nicht wahr,
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