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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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dich zurückgekommen ist. Die Dienerschaft sucht schon den ganzen Abend nach dir. Ich wollte sie gerade wieder losschicken. Wo warst du?«
    »Ich... es war alles meine Schuld, Julian. Ich war auf dem Heimweg von Old Bess. Meine arme Stute ist über irgendwas in den Bäumen erschreckt, und ich habe nicht aufgepaßt. Sie muß mich abgeworfen haben. Ich hab mir den Kopf angeschlagen und war einige Zeit ohnmächtig. Ich kann mich kaum an etwas erinnern bis vorhin.« Gütiger Gott, sie plapperte zuviel, zu schnell. Sie mußte sich am Riemen reißen.
    »Tut dir der Kopf noch weh?« Julian tastete sanft unter ihren zerzausten Locken nach einer Wunde oder einer Beule. »Hast du sonst noch Verletzungen?«
    Sophy merkte, daß sie irgendwo ihren Hut verloren hatte. »Äh, oh, nein, Julian, mir geht’s wunderbar. Das heißt, ich hab Kopfweh, aber nichts Schlimmes. Und... dem Baby geht’s gut«, fügte sie rasch noch hinzu in der Hoffnung, das würde ihn von ihren nicht vorhandenen Verletzungen ablenken.
    »Ah, ja, das Baby. Ich bin froh, daß in der Hinsicht alles in Ordnung ist. Du wirst während deiner Schwangerschaft nicht mehr reiten, Sophy.« Julian trat zurück und musterte ihr Gesicht im Mondlicht. »Du bist ganz sicher, daß es dir gutgeht?«
    Sophy war so erleichtert darüber, daß er ihr anscheinend glaubte, daß sie nicht gleich auf ihr Recht zu reiten pochen wollte. Sie versuchte es mit einem beschwichtigenden Lächeln und mußte mit Entsetzen feststellen, daß ihre Lippen zitterten. Sie blinzelte verlegen. »Mir geht es wirklich gut, Mylord. Aber was führt Euch hierher? Ich dachte, Ihr bleibt noch ein paar Tage in London. Wir haben keine Nachricht bekommen, daß Ihr schon so bald zurückkehrt.«
    Julian sah sie lange und eindringlich an, dann nahm er ihre Hand und führte sie zu der ängstlich wartenden Dienerschaft. »Ich habe meine Pläne geändert. Komm mit Sophy, ich werde dich deiner Zofe übergeben, die dir ein Bad bereiten wird und dafür sorgt, daß du etwas zu essen kriegst. Wenn du dann wieder ganz die alte bist, werden wir reden, Sophy.«
    »Worüber, Mylord?«
    »Na ja, darüber, was dir heute wirklich passiert ist, Sophy.«

Neunzehn
    »Wir ham uns ja alle solche Sorgen gemacht, Mylady. Todesängste ham wir ausgestanden. Ihr könnt es Euch nicht vorstellen. Die Stallburschen waren ganz außer sich. Wie Eure Stute in den Hof galoppiert ist, sind sie gleich los, um Euch zu suchen, ham aber keine Spur gefunden. Einer ist dann zu Old Bess, und sie hat sich genausoviel Sorgen gemacht wie wir, als sie gehört hat, daß Ihr nicht heimgekommen seid.«
    »Es tut mir leid, daß ich Euch so viel Kummer gemacht habe, Mary.« Sophy hörte nur mit halbem Ohr die Schilderung ihrer Zofe dessen, was passiert war, nachdem sie an diesem Nachmittag nicht zurückkehrte. Sie war in Gedanken schon bei dem bevorstehenden Gespräch mit Julian. Er hatte ihr nicht geglaubt. Sie hätte wissen müssen, daß er ihre Lüge sofort durchschaut hatte. Was sollte sie ihm jetzt erzählen, fragte sich Sophy in panischer Angst.
    »Und dann hat der Stallmeister, der, der immer so schwarz sieht, den Kopf geschüttelt und gesagt, wir sollten im Teich nach Eurer Leiche suchen. Gott steh mir bei, wie ich das gehört habe, bin ich fast zusammengebrochen. Aber die ganze Aufregung war nichts im Vergleich zu dem, was passiert ist, als Seine Lordschaft so unerwartet aufgetaucht ist. Selbst das Personal, das schon zu den Zeiten der ersten Gräfin hier im Abbey war, hat gesagt, daß sie Seine Lordschaft noch nie so wütend gesehen ham. Hat gedroht, uns alle rauszuwerfen, das hat er.«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach Mary. Sie ging öffnen und nahm der Zofe, die davorstand, das Teetablett ab. »Das nehme ich. Lauf zu. Mylady muß sich ausruhen.« Mary schloß die Tür und stellte das Tablett auf den Tisch. »Oh, schaut nur. Die Köchin hat Euch ein paar Kekse dazugetan. Nehmt einen zum Tee, Madame.«
    Sophy warf einen Blick auf die Teekanne, und ihr wurde schlagartig übel. »Danke, Mary. Ich trink den Tee ein bißchen später. Ich hab momentan nicht viel Hunger.«
    »Das kommt von dem Schlag auf dem Kopf«, sagte Mary mit weisem Kopfnicken. »Das geht auf den Magen, o ja. Aber Ihr solltet wenigstens eine Tasse Tee trinken, Madame.«
    Wieder öffnete sich die Tür, und Julian kam ohne zu klopfen ins Zimmer. Er trug noch immer seine Reitkleidung und hatte offensichtlich die letzte Bemerkung der Zofe gehört. »Geh nur, Mary. Ich werde dafür

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