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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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der Stadt bin?«
    »Das ist auch noch etwas, was du über die feine Gesellschaft lernen mußt, Sophy. Klatsch verbreitet sich hier in der Stadt wie der Wind. Du tätest gut daran, das nicht zu vergessen, ich möchte wirklich keinen Klatsch über meine Frau hören. Ist das sonnenklar?«
    »Ja, Julian.«

Sechs
    »Verzeiht bitte meine Verspätung, aber ich weiß, daß Ihr mir alle vergeben werdet, wenn ich Euch sage, daß ich die zweite Folge habe. Hier ist sie, frisch aus der Druckerpresse. Ich mußte wirklich Kopf und Kragen riskieren, um sie zu kriegen. Ich habe keinen solchen Menschenauflauf mehr gesehen, seit dem Aufruhr nach dem Feuerwerk im Covent Garden.«
    Sophy und die anderen zehn Gäste, die in dem goldweißen Salon im ägyptischen Stil saßen, wandten sich der jungen rothaarigen Frau zu, die gerade durch die Tür gestürmt war. Sie hielt ein schmales, ungebundenes Buch in den Händen, und ihre Augen tanzten vor Erregung.
    »Bitte, setz dich, Anne. Du mußt wissen, daß wir alle vor Neugier fast vergehen.« Lady Frances Sinclair hatte sich graziös auf einem goldweißgestreiften Sofa drapiert, das mit kleinen Sphinxen verziert war und winkte ihren neuesten Gast zu einem Stuhl in ihrer Nähe. »Aber gestatte mir zuerst, daß ich dir die Frau meines Neffen, Lady Ravenwood, vorstelle. Sie ist vor einer Woche hier in der Stadt angekommen und hat ihr Interesse für unseren kleinen Mittwochnachmittagssalon bekundet. Sophy, das ist Miss Anne Silverthorne. Ihr zwei werdet Euch zweifellos heute abend beim Ball der Yelvertons wiedertreffen.«
    Sophy schenkte der jungen Frau ein herzliches Lächeln. Sie amüsierte sich blendend, wie schon die ganze Woche, seit Fanny Sinclair und ihre Freundin Harriette Rattenbury in ihr Leben gerauscht waren. Julian hatte recht gehabt, was seine Tante und ihre Gesellschafterin betraf. Die beiden waren offensichtlich engstens befreundet, obwohl das erste, was bei ihnen auffiel, die Unterschiede zwischen ihnen waren und nicht die Ähnlichkeit.
    Fanny war groß, von sehr aristokratischem Aussehen und hatte auch schwarze Haare und smaragdgrüne Augen, was offenbar ein Markenzeichen des Sinclair Clans war. Sie war Anfang Fünfzig, ein temperamentvolles, charmantes Wesen, das sich sichtlich wohl fühlte im Reichtum und dem ganzen Drumherum der feinen Gesellschaft.
    Sie war außerdem herzerfrischend optimistisch, an allem, was um sie herum passierte, sehr interessiert, und sie hatte erstaunlich freie Ansichten. Ständig war sie voller geistreicher Einfälle und Pläne und sprühte förmlich vor Begeisterung für jede neue Idee, die ihr über den Weg kam. Die exotische ägyptische Einrichtung ihres Stadthauses paßte sehr gut zu ihr. Selbst die Tapete, mit einer kleinen Bordüre aus winzigen Mumien und Sphinxen, war eine angemessene Kulisse für Tante Fanny.
    Sophy war zwar sehr begeistert von den bizarren ägyptischen Motiven in Lady Fannys Haus, stellte aber doch mit einiger Erleichterung fest, daß Julians Tante in bezug auf Kleider ein untrügliches Gespür für klassischen Schick hatte. Das hatte sie in der letzten Woche immer wieder für Sophy eingesetzt. Sophys Schränke quollen jetzt über mit den neuesten schmeichelhaftesten Modellen, und es waren noch mehr Kleider bestellt. Als Sophy es wagte zu fragen, ob diese exzessiven Ausgaben wirklich nötig wären, hatte Fanny fröhlich gelacht und mit einer lässigen Handbewegung die ganze Geschichte vom Tisch gewischt.
    »Julian kann es sich leisten, seine Frau stilvoll zu kleiden und das wird er auch, wenn ich dabei etwas zu sagen habe. Mach dir keine Sorgen um die Rechnungen, meine Liebe. Zahl sie einfach aus deiner Apanage und verlang mehr Geld von Julian, wenn du es brauchst.«
    Sophy war entsetzt gewesen. »Ich kann ihn doch unmöglich bitten, meine Apanage zu erhöhen. Er ist ohnehin unheimlich großzügig mit mir.«
    »Unsinn. Ich werde dir ein Geheimnis von meinem Neffen verraten. Er ist nicht von Natur aus geizig, nur hat er unglücklicherweise wenig Interesse daran, für etwas Geld auszugeben, was nicht mit Landverbesserung, Schafen oder Pferden zu tun hat. Du wirst ihn von Zeit zu Zeit daran erinnern müssen, daß es gewisse Dinge gibt, ohne die eine Frau nicht leben kann.«
    Genau wie sie ihn wohl gelegentlich daran erinnern mußte, daß er eine Frau hatte, dachte sich Sophy. In letzter Zeit hatte sie ihren Mann kaum gesehen.
    Harry, wie Fannys Gesellschafterin genannt wurde, war das krasse Gegenteil von ihr, was Aussehen und

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