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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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singen.
    Aber es würde sicherlich nicht schaden, wenn Sophy glaubte, ihn zu lieben, beschloß Julian. Gegen diese spezielle romantische Fantasie hatte er nichts einzuwenden.
    Plötzlich hatte er das Bedürfnis, noch einmal von ihr zu hören, warum genau sie sich gezwungen gefühlt hatte, Charlotte Featherstone zu fordern. Julian öffnete die Verbindungstür zu Sophys Schlafzimmer. Die Frage erstarb auf seinen Lippen angesichts der Gestalt auf dem Bett.
    Sie hatte sich zusammengerollt und schlief tief und fest. Julian ging zum Bett und betrachtete sie eine Weile. Sie ist wirklich sehr süß und unschuldig, dachte er. Wenn man sie jetzt so sah, konnte man sich kaum vorstellen, daß sie noch vor kurzem wie eine stolze Furie getobt hatte.
    Aber es war auch schwer, sich vorzustellen, daß eine warme Flut weiblicher Leidenschaft in ihr schlummerte. Sophy erwies sich immer mehr als Frau mit vielen interessanten Aspekten.
    Aus dem Augenwinkel sah er einen Stapel zart bestickter Taschentücher, die sich auf dem kleinen Schreibtisch aus Zedernholz türmten. Es war nicht schwer, sich zu denken, wie er zustande gekommen war.
    Elizabeth hatte ihre Tränen vor ihm vergossen, dachte Julian. Sie hatte auf Kommando herrlich weinen können. Aber Sophy war in ihr Zimmer gegangen, um allein zu weinen. Er zuckte zusammen, als ein seltsames Gefühl ihn packte, das verdächtig nach schlechtem Gewissen roch. Er verdrängte es. Er hatte ein Recht darauf, heute auf Sophy wütend zu sein. Sie hätte sterben können.
    Und was hätte ich dann gemacht?
    Sie war sicher erschöpft, dachte Julian. Er wollte sie nicht wecken und schickte sich an, in sein Zimmer zu gehen. Dann entdeckte er das wildgemusterte Zigeunerkostüm, das im offenen Schrank hing, und ihm fiel ein, daß Sophy vorhatte, heute abend zum Maskenball der Musgroves zu gehen.
    Normalerweise interessierten ihn Maskenbälle noch weniger als die Oper. Er hatte vorgehabt, seiner Tante zu erlauben, Sophy heute abend zu begleiten. Aber jetzt kam ihm der Gedanke, daß es vielleicht klüger wäre, später am Abend auf Lady Musgroves Maskenball vorbeizuschauen.
    Mit einem Mal schien es ihm sehr wichtig, Sophy zu zeigen, daß er sie mehr schätzte als seine Ex-Mätresse. Wenn er sich beeilte, könnte er es zum Juwelier und zurück schaffen, bevor Sophy erwachte.
    »Sophy, ich hab mir solche Sorgen gemacht. Geht es dir gut? Hat er dich geschlagen? Ich war mir sicher, daß er dich einen Monat lang nicht aus dem Haus läßt.« Anne, in einem weißroten Domino mit einer glitzernden Silbermaske, die die obere Hälfte ihres Gesichtes verdeckte, beugte sich ängstlich zu ihrer Freundin.
    In dem riesigen Ballsaal drängten sich kostümierte Männer und Frauen. Ketten bunter Lampions waren gespannt, und Dutzende Topfpalmen waren strategisch im Raum aufgestellt, um die Illusion eines Wintergartens zu schaffen.
    Sophy schnitt eine Grimasse unter ihrer Maske, als sie Annes Stimme erkannte. »Nein, natürlich hat er mich nicht geschlagen, und wie du siehst, bin ich auch nicht eingesperrt worden. Aber er hat nichts davon begriffen, Anne.«
    »Nicht einmal, warum du es getan hast?«
    »Das am allerwenigsten.«
    Anne nickte traurig. »Das hab ich befürchtet. Ich glaube, Harriette hat leider recht, wenn sie sagt, Männer gestatten den Frauen nicht einmal denselben Sinn für Ehre zu haben, den sie besitzen.«
    »Wo ist Jane?«
    »Sie ist hier.« Anne sah sich im Ballsaal um. »In einem dunkelblauen Satindomino. Sie hat Angst, du wirst sie bis in alle Ewigkeit schneiden, nach dem, was sie heute morgen getan hat.«
    »Natürlich werde ich sie nicht schneiden. Sie hat doch nur getan, was sie für das Beste hielt. Es war von Anfang an ein totales Desaster.«
    Eine Gestalt im blauen Domino tauchte plötzlich neben Sophy auf. »Danke, Sophy«, sagte Jane niedergeschlagen. »Es ist wahr, daß ich nur getan hab, was ich für das Beste hielt.«
    »Spar dir weitere Erklärungen«, sagte Anne brüsk.
    Jane ignorierte das. »Sophy, es tut mir so leid, aber ich konnte einfach nicht zulassen, daß du dafür dein Leben riskierst. Wirst du mir je verzeihen?«
    »Es ist aus und vorbei, Jane. Bitte vergiß es. Wie es der Zufall will, hätte Ravenwood wahrscheinlich das Duell auch ohne deine Hilfe gestört. Er hat mich heute morgen gesehen, als ich das Haus verließ.«
    »Er hat dich gesehen? Du lieber Himmel. Was muß er bloß gedacht haben, als er dich in die Kutsche steigen sah?« fragte Anne betroffen.
    Sophy zuckte die

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