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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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gegeben?«
    »Er gehörte meiner Schwester«, sagte Sophy vorsichtig. Sie mußte ruhig bleiben. Julian war nur etwas neugierig, was den Ring betraf. »Ich trage ihn manchmal, um mich an ihr Schicksal zu erinnern.«
    »Und was war ihr Schicksal?« Julian beobachtete sie jetzt genau, als wisse er, was sich hinter ihrer Maske verbarg.
    »Sie war so dumm, sich in einen Mann zu verlieben, der ihre Liebe nicht erwiderte«, flüsterte Sophy. »Vielleicht war er wie Ihr nicht empfänglich für solche Gefühle, aber er hatte gar nichts dagegen, daß sie sehr empfänglich dafür war. Sie hat ihm ihr Herz gegeben, und es hat sie das Leben gekostet.«
    »Ich glaube, Ihr zieht die falschen Schlüsse aus der traurigen Geschichte Eurer Schwester«, sagte Julian sanft.
    »Nun ja, ich denke ganz bestimmt nicht daran, mich selbst umzubringen«, erwiderte Sophy. »Aber ich denke auch nicht daran, einem Mann, der unfähig ist, es zu schätzen, ein wertvolles Geschenk zu machen. Verzeiht, Sir, aber ich habe gerade ein paar Freunde drüben am Fenster entdeckt. Ich muß mit ihnen reden.«
    Sophy versuchte, sich aus Julians Griff zu befreien.
    »Und wie steht’s mit meiner Zukunft?« fragte Julian, der sie jetzt nur noch an den Enden ihres Schals festhielt.
    »Eure Zukunft liegt in Euren Händen, Sir.« Sophy duckte sich geschickt aus dem Schal und floh in die Menge.
    Julian blieb auf dem Tanzboden zurück, mit dem bunten Seidenschal in den Händen. Er betrachtete ihn eine Weile, dann faltete er ihn lächelnd und steckte ihn in die Innentasche seines Capes. Er wußte, wo die Zigeunerdame später zu finden sein würde.
    Immer noch lächelnd ging er nach draußen, um seine Kutsche zu rufen. Tante Fanny und Harry würden wie geplant dafür sorgen, daß Sophy sicher nach Hause kam. Julian kam zu dem Schluß, daß er sich noch ein Stündchen in seinem Club gönnen könnte, ehe er nach Hause zurückkehrte.
    Er war wesentlich besserer Laune als heute früh, und der Grund dafür war nicht weit zu suchen. Sophy war zwar immer noch böse auf ihn, immer noch verletzt, weil er ihr Handeln heute morgen verurteilt hatte. Aber er hatte sich davon überzeugt, daß sie, wie immer, die Wahrheit gesagt hatte, als sie behauptete, ihn zu lieben.
    Er war sich dessen fast sicher gewesen, als er heute nachmittag das achtlos hingeworfene Armband auf seinem Kissen fand. Deshalb war er auch nicht direkt in ihr Schlafzimmer gestürmt und hatte ihr das Armband selbst ums Handgelenk gelegt. Nur eine verliebte Frau brachte es fertig, einem Mann ein so teures Geschenk an den Kopf zu werfen und sich statt dessen ein Sonett zu wünschen.
    In Sonetten war er nicht sonderlich gut, aber vielleicht sollte er das nächste Mal ein kleines Briefchen dazu schreiben, wenn er versuchte, Sophy das Armband noch einmal zu geben.
    Mehr denn je wünschte er, er würde endlich etwas über das Schicksal der Smaragde erfahren. Sie würden der neuen Gräfin Ravenwood sehr gut stehen. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie aussehen würde, mit nichts außer den Smaragden bekleidet.
    Das Bild tanzte für einen Moment vor seinen Augen und sofort regte sich seine Männlichkeit. Später, versprach sich Julian. Später würde er seine Zigeunerin in die Arme nehmen, sie berühren und küssen, bis sie ihre Lust hinausschrie, ihn um Erfüllung bettelte, ihm noch einmal von ihrer Liebe erzählte. Julian entdeckte, daß er auf den Geschmack gekommen war. Er konnte es kaum erwarten, noch einmal die Worte der Liebe aus ihrem Mund zu hören.
    Ihre Drohung, ihr Herz in Watte zu hüllen und es in einem Schrank zu verstauen, beunruhigte ihn nicht sonderlich. Allmählich lernte er sie kennen, und eins war sicher, Sophy konnte sich nicht lange den zarten ehrlichen Gefühlen widersetzen, die so lebendig in ihren Adern flossen.
    Im Gegensatz zu Elizabeth, die ein Opfer ihrer wilden Triebe war, war Sophy ein Opfer ihres eigenen Herzens. Aber sie war eine Frau, und ihr fehlte die Kraft, sich vor denen zu schützen, die ihre Natur ausnützen würden. Sie brauchte ihn als Beschützer.
    Jetzt mußte er es nur irgendwie schaffen, ihr begreiflich zu machen, daß sie ihn nicht nur brauchte, sondern ihm auch mit ihrer Liebe vertrauen konnte.
    Der Gedanke brachte die Erinnerung an den schwarzen Metallring wieder zurück. Julian runzelte grimmig die Stirn in der Dunkelheit der Kutsche. Die Vorstellung gefiel ihm gar nicht, daß Sophy diesen Ring als Andenken an ihre Schwester trug. Er war nicht nur häßlich, wie er ihr

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