Verfuehrung
gesagt hatte, es war auch offensichtlich, daß er ihr dazu diente, sich daran zu erinnern, daß es immer unklug war, sein Herz einem Mann zu schenken, der diese Liebe nicht erwiderte.
Daregate kam gerade aus dem Kartenzimmer, als Julian seinen Club betrat und sich in der Nähe einer Flasche Portwein setzte. Daregates Augen funkelten kühl amüsiert, als er seinen Freund entdeckte. Ein Blick auf sein Gesicht genügte, und Julian wußte, daß bereits Gerüchte kursierten über das, was heute morgen in Leighton Field passiert war.
»Da bist du ja, Ravenwood.« Daregate schlug ihm auf die Schulter und ließ sich auf den Stuhl neben ihn fallen. »Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht, mein Freund. Duelle unterbrechen ist ein gefährliches Geschäft. Hättest dir eine Kugel einfangen können. Frauen und Pistolen vertragen sich nicht gut, weißt du.«
Julian versuchte es mit einem vernichtenden Blick, aber der hatte erwartungsgemäß wenig Wirkung. »Woher hast du denn diesen Unsinn?«
»Ah, es ist also wahr«, bemerkte Daregate befriedigt. »Ich dachte es mir fast. Deine Lady hat das Temperament dazu, und die Featherstone ist, Gott weiß, exzentrisch genug, die Herausforderung anzunehmen.«
Julian sah ihm direkt in die Augen. »Ich hab dich gefragt, wo du das gehört hast?«
Daregate goß sich ein Glas Portwein ein. »Reiner Zufall, das versichere ich dir. Keine Sorge. Es hat noch nicht die Runde gemacht, und wird es auch nicht.«
»Die Featherstone?« Julian schwor sich, sein Versprechen wahr zu machen und sie zu ruinieren, falls sie tatsächlich geredet hatte.
»Du kannst versichert sein, daß sie nichts sagen wird. Ich hab es von meinem Kammerdiener, der heute nachmittag bei einem Boxkampf war mit dem Mann, der die Pferde der Featherstone versorgt. Er hat meinem Mann erzählt, er hätte die Kutsche der Featherstone heute früh vor dem Morgengrauen bereitstellen müssen.«
»Und wie hat dann der Knecht herausgefunden, was passiert ist?«
»Wie es scheint, hat der Knecht ein Techtelmechtel mit einer der Zofen der Featherstone, und die hat ihm erzählt, daß eine gewisse Dame der Gesellschaft Anstoß an einem der Erpresserbriefe der Featherstone genommen hat. Namen wurden keine genannt, deshalb bist du in Sicherheit. Offensichtlich haben die Hauptakteure in diesem kleinen Drama einen Sinn für Diskretion. Aber als ich die Geschichte gehört habe, dachte ich mir, daß Sophy vielleicht die Beleidigte sein könnte. Ich kenne keine andere Frau, die den Mumm hätte, so etwas zu tun.«
Julian fluchte leise vor sich hin. »Ein Wort davon zu irgend jemandem, und ich schwöre, ich zieh dir das Fell über die Ohren, Daregate.«
»Aber, Julian, jetzt reg dich doch nicht auf.« Daregates Lächeln war überraschend ehrlich. »Das ist nur Dienstbotentratsch, der bald versickert sein wird. Wie ich schon sagte, es wurden keine Namen genannt. Solange keiner der Beteiligten redet, könnt ihr es einfach ignorieren. An deiner Stelle würde ich mich sehr geschmeichelt fühlen. Ich persönlich kenne keinen andren Mann, dessen Frau ihn so schätzt, daß sie seine Mätresse zum Duell fordert.«
»Ex-Mätresse«, murmelte Julian. »Vergiß das bitte nicht. Ich habe, weiß Gott, schon genug Zeit damit zugebracht, das Sophy klarzumachen.«
Daregate kicherte. »Aber, hat sie deine Erklärungen verstanden, Ravenwood? Frauen können sehr begriffsstutzig in solchen Angelegenheiten sein.«
»Woher willst du das wissen? Du hast dir ja nie die Mühe gemacht, zu heiraten.«
»Ich bin aber fähig, durch Beobachtung zu lernen«, sagte Daregate frech.
Julians Augenbrauen schossen nach oben. »Du wirst vielleicht reichlich Gelegenheit haben, das, was du gelernt hast, in die Praxis umzusetzen, wenn dein Onkel so weitermacht wie jetzt. Entweder ein eifersüchtiger Ehemann bringt ihn um, oder er wird sich zu Tode saufen.«
»Egal wie, bis sein Schicksal ihn eingeholt hat, wird es wohl kaum noch eine Chance geben, den Besitz zu retten«, sagte Daregate wutentbrannt. »Er hat ihn ausgeschlachtet und ausbluten lassen.«
Bevor Julian etwas dazu sagen konnte, schlenderte Miles Thurgood daher und setzte sich zu ihnen. Er hatte offensichtlich Daregates letzte Worte gehört.
»Wenn du den Titel erbst, liegt die Lösung klar auf der Hand«, sagte Miles. »Du wirst einfach eine reiche Erbin zum Heiraten finden müssen. Wenn ich mir das recht überlege, diese rothaarige Freundin von Sophy wird wahrscheinlich recht wohlhabend sein, wenn ihr Stiefvater
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