Verfuhrt auf dem Maskenball
wenn er mit dir fertig ist?“, wollte Papa wissen.
„Ich weiß es nicht“, stieß sie hervor, denn plötzlich sah sie den Tag vor sich, an dem Tyrell sie nicht mehr brauchte. Es tat so unerträglich weh. „Ich weiß es nicht!“ Aber sie wusste es. Sie würde an gebrochenem Herzen sterben.
Papa erhob sich und wischte sich mit einem Leinentaschentuch über die Augen.
Lizzie sah ihm zu. Ihr war übel bei dem Gedanken, was sie ihrer Familie angetan hatte, wie sie ihren guten Namen und ihr Glück ruiniert hatte. Und jetzt schien ihr die Zukunft grau und Furcht einflößend.
Sie war eine Närrin gewesen, als sie glaubte, sie könnte sie ignorieren und so tun, als würde die Zukunft nicht existieren.
Papa sah ihr direkt ins Gesicht. „Ich habe dich sehr lieb“, sagte er heiser. „Aber mir bleibt jetzt keine andere Wahl. Ich muss mich um Mama kümmern, und ich muss auch Georgie retten, falls das überhaupt möglich ist.“
Lizzie begann zu zittern. „Nein, Papa.“
„Georgie kommt mit mir nach Hause“, erklärte Papa. „Und dich enterbe ich, Lizzie.“
Lizzie schloss die Augen. „Nein“, flüsterte sie. „Nein, Papa.“
„Mir bleibt keine andere Wahl, nicht wenn ich den Ruf unserer Familie retten will“, stieß Papa hervor. Und dann bedeckte er das Gesicht mit den Händen und weinte.
Er hat recht, dachte sie, während ihr selbst die Tränen über das Gesicht strömten. Wenn die eigene Familie sich öffentlich von ihr lossagte, dann würde die Gesellschaft ihr möglicherweise verzeihen und sie wieder in ihrer Mitte aufnehmen. Lizzie öffnete die Augen, doch sie konnte nichts sehen, zu viele Tränen verschleierten ihr die Sicht.
„Es tut mir leid“, sagte Papa mühsam. „Aber du bist nicht länger meine Tochter.“
„Ich verstehe“, schluchzte sie.
Seine Wange war tränennass, als er sich umwandte und dann erstarrte. Hinter ihm auf der Terrasse stand Georgie.
Auch sie weinte, aber sie hielt ihren Kopf hoch erhoben. „Ich bleibe bei Lizzie“, erklärte sie.
Das Essen war entsetzlich.
Papa war sofort gegangen. Keiner von ihnen wusste zu sagen, ob jetzt auch Georgie enterbt war, weil sie sich weigerte, nach Raven Hall zurückzukehren. Kurz vor sieben Uhr kam Tyrell zurück, und Georgie und Lizzie saßen in absolutem Schweigen an der langen Tafel, als er sich zu ihnen gesellte. Lizzie wagte nicht, ihn anzusehen. Er sollte nicht erfahren, was geschehen war, und das nicht nur, weil sie zu stolz war dafür. Sie war krank vor Kummer, und jetzt schämte sie sich für ihre Beziehung und für die Entscheidung, die sie gefällt hatte.
Er grüßte sie beide und nahm dann zwischen ihnen am Kopf der Tafel Platz. Lizzie brachte ein Lächeln zustande, mied dann aber schnell seinen Blick, als die Dienstboten begannen, das Essen zu servieren. Georgie war noch immer aschfahl, und sie wusste, dass sie selbst genauso aussah. Sie fühlte, wie Tyrell sie anschaute und dann verwirrt zu ihrer Schwester hinüberblickte, während er immer besorgter wurde.
Es gab Lammkeule mit kleinen gerösteten Kartoffeln und grünen Bohnen, doch Lizzie hatte keinen Appetit. Sie griff nach ihrem Weinglas, und als sie sah, wie sehr ihre Hand zitterte, zog sie sie rasch zurück. Dann blickte sie kurz hinüber zu Tyrell. Aus zusammengekniffenen Augen sah er sie misstrauisch an. Sie schenkte ihm ein unsicheres Lächeln und griff nach Messer und Gabel.
„Was ist hier los?“, fragte er in die bleierne Stille hinein.
Lizzie legte das Besteck wieder hin. „Ich habe Migräne, Mylord“, flüsterte sie.
Plötzlich sprang Georgie auf. „Mylord, Lizzie muss sich dringend hinlegen. Bitte entschuldigen Sie uns.“ Sie lächelte ihm zu und eilte dann um den Tisch herum, um Lizzie beim Aufstehen zu helfen. Tyrell ließ sie nicht aus den Augen, und für einen Moment hielt Lizzie Georgie zurück. „Ich bin nur krank“, flüsterte sie. „Würde es dir sehr viel ausmachen, wenn ich mich niederlege und meine Schwester sich um mich kümmert?“
Er musterte sie sehr gründlich und schüttelte dann den Kopf. „Natürlich nicht. Soll ich nach einem Arzt schicken?“
Lizzie zuckte die Achseln, denn sprechen konnte sie nicht mehr. Georgie führte sie hinaus, und erst im Herrenzimmer redeten sie wieder miteinander. „Soll ich dir etwas Wein bringen lassen?“, fragte Georgie.
Lizzie ließ sich auf das Sofa vor dem Kamin sinken. „Georgie, was habe ich getan?“
Georgie nahm neben ihr Platz. „Ich weiß es nicht. Aber du warst so
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