Vergangene Narben
sicherheitshalber.
Cio öffnete die Tür vor uns mit einer übertriebenen Verbeugung, und entließ uns mitten ins Chaos. Nein, das war in keinster Weise übertrieben. Überall wuselten Leute geschäftig hin und her, dekorierten Decken und Wände mit Girlanden, richteten auf der erhöhten Ebene, die über drei Seiten des riesigen Saal verlief, Tische und Stühle zurecht, um sie anschließend mit feinstem Porzellan, und Kristall zu bestücken. Natürlich durften dabei auch nicht die Kerze, und das kleine Blumenbukett fehlen.
Es wurde gewienert, gebohnert, gewischt, und gefegt, um auch das letzte unerwünschte Staubkörnchen zu beseitigen.
Ein fülliger Mann, mit kleinen Schweinsäuglein stand mit einem dicken Klemmbrett mitten auf der Tanzfläche, und koordinierte dieses durchorganisierte Chaos bis ins kleinste Detail. Rief Befehle und Anweisungen, und schien kurz vor einem Herzinfarkt zu stehen, als einer der Helfer ein Lampignons fallen ließ.
Zu meiner Rechten, die einzige Seite, die nicht von der äußeren, erhöhten Ebene eingenommen wurde, führten drei säulenartige Marmorbögen in einen weiteren Saal, den ich von meinem Standpunkt aus nicht richtig einsehen konnte.
Links war die Außenwand von einer gläsernen Front eingenommen, die einen prächtigen Blick hinaus in den Garten gewährte. Wenn er in voller Blüte stand, dann musste er wunderschön aussehen.
„Das ist ja der reine Wahnsinn!“, quietschte mir Alina begeistert ins Ohr. „Und das ist wirklich alles für dich?!“
Sofort wurde sie von allen Seiten angezischt ruhig zu sein, und Ayden klatschte ihr zur Sicherheit sogar die Hand auf den Mund. „Ist die der Begriff Geheimnis geläufig?“
„´tschuldigung“, nuschtelte sie zwischen seinen Fingern hindurch, machte sich dann aber von ihm frei, als wie die kristallenen Kronleuchter unter der Decke entdeckte. „Oh, Zaira, guck dir die an, wie schön die funkeln.“
„Mädchen und Glitzerzeig“, schmunzelte Cio, und griff nach meiner Hand. „Komm, Cheyenne ist im Thronsaal.“ Und schon zog er mich die sieben Stufen von der erhöhten Ebene herunter, auf die Marmorbögen zu.
Cheyenne entdeckte ich sofort vor dem Podest mit dem Thron. Und auch die Soldatentürsteher, mit denen sie gerade sprach. Fast im gleichen Moment rutschte mir das Herz in die Hose. Unter ihnen befand sich zu meinem Schrecken auch Iesha in der gleichen schwarzen Uniform. Sofort, noch bevor sie mich entdecken konnte, hatte ich mich von Cio losgerissen, und tat so, als müsste ich ganz schnell Flair auf den Arm nehmen, weil es sehr unanständig von ihr war, an den Stufen zu schnüffeln. Zwar bekam ich von Cio und Alina einen skeptischen, und von Ayden einen wissenden Blick, aber ich tat einfach so, als würde ich es nicht bemerken, während ich Flair an mein wildschlagendes Herz presste. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, als wir auf Cheyenne und ihre Leutchen zuliefen, zwang mich dazu Ieshas Anwesenheit zu ignorieren. Nur nicht zu ihr sehen, und Abstand halten, dann würde alles gut werden.
Cheyenne lachte grade über etwas, dass ein älterer Mann mit weißen Haaren gesagt hatte, und entdeckte mich dann. „Ah, da ist sie ja. Zaira komm her, ich möchte dir jemanden vorstellen.“ Sobald ich in ihrer Reichweite war, legte sie mir einen Arm um die Schultern, und zog mich zu sich ran. „Zaira, das sind Eddy Lauin, Yasmin Lauin, und Alejandro Pan, die Elite meiner Wächter. Eddy, das ist Zaira, die Tochter von meinem Bekannten, die sich zu ihrem Geburtstag gewünscht hat, eine Prinzessin sein zu dürfen.“ Lächelnd drückte sie mich an sich. „Und heute erfüllt sich dieser Wunsch.“
Ich ergriff die mir angebotene Hand von diesem Eddy, und lächelte, wie es mir schon von klein auf beigebracht wurde: ohne die Beißerchen zu zeigen. Dabei versuchte ich den Blick von Iesha, der sich mit in die Seite brannte zu ignorieren, genau wie die Tatsache, dass Cio an ihre Seite schlenderte. Hoffentlich interpretierte sie es nicht wieder falsch, dass ich mit ihrem Freund unterwegs gewesen war.
„Sie geht wirklich als Werwolf durch“, überlegte Eddy. „Nicht mal ihr Geruch verrät sie.“
Nanu, die wussten dass ich ein Vampir war? O-kay. Hätte man mich darüber nicht vorher aufklären können?
„Oder ihre Augen“, fügte dieser Alejandro hinzu. „Ich hab noch nie einen Vampir mit so normalen Augen gesehen.“
Was vielleicht daran liegen konnte, dass ich gar kein Vampir war. „Gendefekt“, murmelte ich.
Alejandro runzelte
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