Vergangene Narben
Cio in ein Gespräch zu verwickeln, und tat mehr als er staunt, als sie feststellte, dass sowohl Alina, und auch ich
nur
Freunde von ihnen waren – von wegen. Danach ging sie erst richtig in die Vollen, doch als keiner der beiden darauf ansprang, widmete sie sich Kian. „Und wie passt ein Mensch in diese illustre Runde?“
„Er ist mit der Tochter der Königin befreundet“, erwiderte er ruhig.
Shiva runzelte die Stirn. „Die Zwillinge?“
„Nein, mit …“
„Igitt, das ist ja voll eklig“, kam es da von Alina. Mit ausgestrecktem Finger zeigte sie auf einen kleinen, schwarzen Punkt, der sich eilig auf acht Beinen über den Fliesenboden bewegte.
„Spinne!“, kreischte ich, und im nächsten Moment stand ich auf meinem Stuhl, die Gabel fest umklammert – wer wusste schon, wozu ich die noch brauchen konnte.
Bis auf Kian und Alina, die das schon von mir kannten, war jedes Augenpaar in diesem Raum plötzlich auf mich gerichtet. Aber das war mir egal. Diese Vieh waren eklig, haarig, und hatten von überzähligen Gliedmaßen einmal abgesehen, auch viel zu viele Augen.
„Da, am Schrank! Mach sie weg bevor sie verschwindet!“
Cio sah zu mir hoch, und versuchte nicht einmal seine Belustigung zu verbergen. „Hast du etwa Angst vor einer kleinen Spinne?“
Ich kniff die Augen zusammen. „Nein, natürlich nicht. Ich steh hier nur wegen der schönen Aussicht auf dem Stuhl!“
Das entlockte nicht nur ihm einen Lacher.
„Ach komm schon, die tut dir nichts, die ist viel kleiner als du.“
Mit der Gabel zeigte ich anklagend auf ihn. „Das ist eine Sprengladung auch, trotzdem möchte ich ihr nicht zu nahe kommen.“
In seine Augen trat ein Funkeln, das mir so gar nicht gefallen wollte. „Na wenn das so ist, gibt es nur eine Möglichkeit.“ Er legte sein Besteck auf den fast leeren Teller, erhob sich von seinem Stuhl, und zog mir die Beine weg, sodass ich ihm mit einem überraschten Laut in die Arme fiel, und mich an seinen Hals klammerte. „Hey, nein, was machst du da?!“
„Ich bringe dich aus der Gefahrenzone, bevor die Spinne auf dich aufmerksam wird“, sagte er mit toternster Stimme, und schritt zügig durch die Küche.
Alina war nicht die einzige im Raum, die lautstark lachte.
„Nein, lass mich runter!“ Auch wenn es irgendwie nett war. Vor diesen ganzen Fremden überwog die Peinlichkeit der Situation.
„Ich soll dich runterlassen?“, fragte Cio scheinheilig, und zuckte dann gleichgültig mit den Armen. „Okay, wie du willst.“
„Nein!“ Als er die Arme lösen wollte, klammerte ich mich fester an seinen Hals. „Lass mich nicht runter!“ Nicht zu diesem krabbelnden Monster.
Er schmunzelte. „Du kannst dich aber auch nicht entscheiden, wie?“
Dafür funkelte ich ihn an. „Die Spinne läuft hier immer noch frei herum.“ Außerdem fand ich es in seinen Armen gar nicht so unangenehm.
„Ja, und sie wird sich wie eine wilde Bestie auf dich stürzen, und auf dir rumkrabbeln, sobald du den Boden berührst“, schmunzelte er.
„Könnte doch sein“, murmelte ich trotzig. Natürlich wusste ich dass das Blödsinn war, aber in Gegenwart einer Spinne war rationales Denken nicht so ganz meins.
Noch drei Schritte, dann waren wir im Flur, und auch wenn Cio mich jetzt nicht mehr festhalten musste, ließ er mich nicht runter. Stattdessen sagte er: „Ich bin dir wohl zu ewigem Dank verpflichtet.“
„Warum?“
„Weil du mir eine Möglichkeit geboten hast von Schnatterinchen wegzukommen, bevor ich meine Idee sie zu erwürgen in die Tat umsetzen konnte.“
Ah, also war er von Shivas Annäherungsversuchen doch noch so begeistert. „Also ewiger Dank, hm?“ Ich neigte den Kopf leicht zur Seite. „Beinhaltet das auch ewige Treue und gehorsam? Denn wenn ja, wünsche ich morgen zum Frühstück Spiegeleier.“
„Wirst du sie dann auch essen, oder wieder nur darin herumstochern?“ Er sah mich ernst an, als ich nichts darauf erwiderte. „Mir ist sehr wohl aufgefallen, dass du nicht einen Bissen gegessen hast.“
„Es war Fleisch“, erwiderte ich trotzig. „Ich esse kein Fleisch.“
„Da waren auch Kartoffeln. Und wenn du die wegen der Soße nicht hättest essen wollen, wäre im Kühlschrank sicher noch ein Jogurt oder sowas für dich gewesen.“
Als ich seinen Hals losließ, und mein Gewicht verlagerte, blieb er stehen, und setzte mich auf dem Boden ab.
„Zsa Zsa“, seufzte er. „Das was du da machst, ist nicht gut. Was soll das? Willst du vor Kummer jetzt nichts mehr essen, oder ist das so ´ne verrückte
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