Vergangene Narben
du willst König werden?!“,
höhnte Cerberus, und versuchte mit der Zunge die Fellreste aus seiner Schnauze zu bekommen.
„Du könntest nicht mal als Wächter eine gute Figur machen!“
Ayden bleckte die Zähne, sprang auf die Beine, und stürzte sich auf seinen Großcousin. Mit angelegten Ohren, und gesträubten Rückenfell krachten die beiden Kontrahenten aufeinander, und schenkten sich nichts. Sie verbissen sich in Beine, Ohren, Hals, alles was sie erreichen konnten. Sprangen wieder auseinander, um erneut aufeinander loszugehen.
Die Luft war erfüllt von ihrem Grollen und Knurren, und mehr als ein Zuschauer musste eilig zur Seite springen, um nicht mit in den Kampf gezogen zu werden.
Ich krallte meine Finger in Cios Arm, um zu verhindern, dass ich mich einmischte. Davon abgesehen, dass ich es nicht durfte, würde ich es damit auch nicht besser, sonder nur noch schlimmer machen.
Ayden jaulte laut auf, als Cerberus ihn an der Flanke erwischte, und an dem Bein zog und zerrte, bis das Geräusch von reißendem Fleisch an meine Ohren drang.
Cheyenne spannte alle Muskeln an, und knurrte. Sie war kurz davor auf Regeln zu scheißen, und ihr Kind zu retten. Und auch oben auf der Freitreppe wirkte Sydney mit einem mal doppelt so groß. Im Gegensatz zu seiner Gefährtin gab er kein Geräusch von sich, doch die Muskeln waren zum zerreißen gespannt, bereit jeden Moment in Aktion zu treten.
Cerberus ließ von Ayden ab, der eilig ein paar Schritte weghumpelte. In seinem Schenkel klaffte eine große Fleischwunde.
Ich sah den Schmerz in seinen Augen, sah wie stark er hechelte. Er war Cerberus nicht gewachsen, und trotz dieses Wissens stürzte er sich wieder auf ihn. Doch der König hatte damit gerechnet, konnte Aydens langsame Bewegungen abschätzen, und sprang im richtigen Moment einfach zur Seite, um ihn dann zu Boden stoßen zu können, und sich in seine Kehle zu verbeißen. Wieder jaulte Ayden auf. Er trat nach Cerberus, schnappte nach seinem Ohr und zerrte daran, bis es blutete, aber gleichzeitig wurde ihm der Atem knapp. Er röchelte, die Muskeln arbeiteten auf Hochtouren. Mit den Hinterbeinen kratzte er Cerberus den ganzen Innenschenkel auf, doch der verstärkte seinen Biss nur noch.
„Er wird ihn töten“, flüsterte ich. Ich musste etwas unternehmen.
In nächsten Moment war Cerberus es, der ein schmerzerfülltes Jaulen von sich gab, und zur Seite wegsprang. Ayden hatte es geschafft seine Zähne in den Kopf zu schlagen, und ihm die Haut um die Augen aufzureißen.
Röchelnd rollte mein Halbruder sich auf den Bauch, und hustete ein paar Mal, doch der König gab ihm keine Gelegenheit sich zu erholen. Schon war er wieder über ihm, und verbiss sich in seine Schulter. Dann waren die beiden nur noch ein knurrender Haufen aus Zähnen und Fell, der sich über den Vorplatz des Schlosses wälzte. Sie schenkten sich nichts, bissen, rissen, und kratzten sich. Dabei wirbelte der Staub von der Explosion um sie herum auf. Die windenden Körper zerrissen die Nebelfetzten, und dann schaffte Ayden es seinen Großcousin von sich zu stoßen, und ihm an die Kehle zu gehen.
Meine Augen wurden groß. Und zum ersten Mal glaubte ich, dass er es doch schaffen konnte. Er biss immer fester zu, ließ den zappelnden König nicht mehr auf die Beine kommen. Sein ganzes Körpergewicht drückte ihn herunter.
„So ist es richtig“, flüsterte Cio neben mir. „Komm schon, unterwirf dich du Dreckssack.“
Mein Blick huschte kurz zu Cio hoch. Glaubte er wirklich, dass Cerberus seinen Stolz hinunterschlucken konnte? Eher würde er sterben, und genau das war es, worauf es in diesem Kampf hinaus lief. Wenn Ayden gewinnen wollte, musste er den König töten.
Doch das Machtverhältnis zwischen ihren verschob sich wieder, als Cerberus das Bein seines Großcousins zwischen die Zähne bekam, und mit aller Kraft zubiss.
Das Jaulen das Ayden ausstieß, war markerschütternd.
Cheyenne machte einen Satz nach vorne, zwang sich dann aber wieder stehen zu bleiben, und knurrte nur leise, und auch Sydney stand nicht mehr oben auf der Freitreppe, sondern fast unten am Fuß.
Ayden sprang zur Seite, doch Cerberus ließ ihn nicht los. Er stolperte, und pflügte mit der Nase voran den Boden.
Und das war der Moment, in dem wir alle wussten, was geschehen würde. Die Fleischwunde in der Flanke, der gedrückte Kehlkopf, die Pfote, die zumindest stark gestaucht, wenn nicht sogar gebrochen sein musste. Es war vorbei, er konnte nicht mehr gewinnen. Er hatte
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