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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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dumm, so dumm.
    „Du bist grausam, Cerberus“, sagte sie mit leiser Stimme. „Grausamer noch als vieles was mir wiederfahren ist, grausamer als König Isaak, der oftmals mit viel zu strenger Hand über das Rudel geherrscht hat.“ Sie schüttelte kaum merklich den Kopf, als könnte sie nicht glauben, dass das wirklich möglich war. „Ich habe einen Fehler gemacht, als ich deiner Mutter half. Ich war verwirrt, verängstig, glaubte ihre Täuschung, da ich nicht klar denken konnte. Doch jetzt weiß ich dass es ein Fehler gewesen war, und ich diesen beheben muss, damit das Rudel endlich Frieden findet.“ Sie trat einen Schritt vor, selbstsicherer als sie wirkte. „Die Herausforderung wurde ausgesprochen. Du musst sie annehmen, oder kampflos von deinem Posten zurücktreten. So wollen es die Regeln, so ist das Gesetzt, dass du in den letzten Wochen mit Füßen getreten hast. Du hast die Wahl.“ Sie öffnete die Hände, und breitete die Arme ein wenig aus. „Es liegt ganz bei dir.“
    Dem König sträubte sich das Rückenfell. Es passte ihm so gar nicht, von einer so kaputten Frau bloßgestellt zu werden. Und kampflos würde er seinen Thron sicher nicht aufgeben.
„Ich gebe dir die Möglichkeit, deine Herausforderung zurückzuziehen, und so dankst du es mir?!“
    Naomi sah ihn nur stimm an, und wirkte dabei so zerbrechlich, als würde der nächste Windhauch sie einfach umpusten.
    „Dann sei es so“,
knurrte er.
    Als wenn Naomi nur drauf gewartete hatte, setzte Augenblicklich ihre Verwandlung ein. Diese ging so schnell vonstatten, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte, und auch viele der anderen Wölfe schnappten hörbar nach Luft. In dem einen Moment war sie noch ein Mensch. Dann beugte sie sich in einer geschmeidigen Bewegung nach vorne, und kam als Wolf auf dem Boden auf.
    Das Kleid rutschte ohne viel Zutun von der mageren Gestalt, und ließ einen Wolf zurück, der nicht nur klein und zerbrechlich wirkte, sondern auch einen, bei dem man jede Rippe einzeln zählen konnte. Wenn das jetzt noch so schlimm aussah, wollte ich nicht wissen, was für ein Anblick sie noch vor ein paar Wochen gewesen sein musste.
    Und dann geschah erst mal gar nichts. Die beiden standen sich einfach nur schweigend gegenüber und starrten sich an, als wüssten sie nichts miteinander anzufangen.
    Währenddessen brachten Cio und mein Vater Ayden zur Seite, um ihn aus dem Schussfeld zu haben. Cheyenne wich ihm dabei nicht einen Moment von der Seite, und redete die ganze Zeit leise auf ihn ein. Er hatte schmerzen, das war offensichtlich, und war mehr als froh, sich an der Seite wieder hinlegen zu können, bis jemand kam, der ihm helfen konnte.
    „Hast du es dir anders überlegt?“,
fragte Cerberus lauernd.
    „Nein. Ich warte darauf das du den ersten Schritt machst.“
Wie sie das sagte, so völlig unbeteiligt, als ginge sie das alles gar nichts an
. „Ich habe dich in der letzten Zeit oft kämpfen sehen, Cerberus, und du warst immer derjenige, der den ersten Schritt getan hat.“
    „Dann soll es auch dieses Mal so sein.“
Doch entgegen seiner Worte griff er nicht sofort an, sondern schlich erst einmal um sie herum. Sie verunsicherte ihn. Ihre Gestalt, ihre Ruhe, die ganze zerbrechliche Präsenz. Warum begab sie sich in einen Kampf, den sie auf keinen Fall gewinnen konnte? Er war stärker, größer, jünger. Sie hatte keine Chance gegen ihn!
    Ich bildete mir gerne ein, dass es genau diese Dinge waren, die ihm durch den Kopf schossen, als er sie langsam lauernd umkreiste, denn in meinem Kopf schwebten genau diese Gedanken, als ich die beiden beobachtete. Und den anderen um mich herum ging es nicht anders. Warum nur machte Naomi das? Hatte sie Todessehnsucht?
    „Warum zögerst du?“,
fragte Naomi leise, und senkte den Kopf leicht, ohne ihren Gegner dabei aus den Augen zu lassen. Ihre Stimme hatte etwas Sanftes, etwas Geisterhaftes an sich.
„Fürchtest du dich etwa?“
    Cerberus bleckte die Zähne.
„Ich soll mich vor sowas wie dir fürchten?!“
Und damit griff er an. Es ging so schnell, dass der gesamte Vorhof hörbar nach Luft schnappte, als der riesige Wolf, auf die zerbrechliche, schwarze Hündin zusprang, und sie unter sich zu begraben drohte. Doch einem Wunder gleich schaffte er es nicht seine Zähne in sie zu graben, sondern nur mit seiner Schnauze über den Boden zu pflügen.
    Naomi war einfach flink zur Seite gesprungen, und sah ihm nun mir ruhiger, ausdrucksloser Miene entgegen, als er verärgert zu ihr

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