Vergangene Narben
bereuen wirst.“
„Spar dir deine Drohungen.“
Der amtierende König griff so gelassen nach den Knöpfen seines Hemdes, dass es den Eindruck machte, er habe alle Zeit der Welt. Dabei setzte seine Verwandlung ein. Stück für Stück ließ er den Wolf in sich an die Oberflächte treten, während ein Teil nach dem anderen seiner Kleidung achtlos zu Boden segelte.
Ein Stück weiter fluchte ein Wolf, als ihm jemand auf die Rute trat. Im nächsten Moment trat Cio in mein Sichtfeld. Cheyenne war ihm direkt auf den Fersen. Sie sahen beide nicht mehr ganz frisch aus.
Mich hielt nichts mehr bei meinem Vater. Mit eiligen Schritten rannte ich ihm entgegen, und warf mich an seine Brust. Er lebte, oh Gott, er lebte. Die alte Narbe an seiner Augenbraue war zwar wieder aufgeplatzt, und der Verband an seinem Arm hatte sich gelockert, aber ansonsten schien er heile zu sein. „Wir müssen sie aufhalten, sonst …“
„Nein“,
kam es von Cheyenne. Sie ließ weder Cerberus noch ihren Sohn auch nur einen Moment aus den Augen.
„Wie kannst du das sagen?!“, fuhr ich sie an. „Er ist dein Sohn, er könnte dabei drauf gehen!“
Ihre Haltung sank förmlich in sich zusammen.
„Es gibt keinen anderen Weg“,
flüsterte sie.
Meine Eltern kamen an unsere Seite geeilt.
„Das kannst du nicht ernst meinen! Verdammt, Cheyenne, du hast dein ganzes Leben für dieses Rudel geopfert, du hast
mich
geopfert, und jetzt willst du das gleiche mit deinem Sohn machen?“ Das konnte ich einfach nicht glauben. „Wie kannst du nur …“
„Hör auf, Zsa Zsa“, mahnte Cio mich.
„Du auch?“, fragte ich ungläubig, obwohl er es mir bereits gesagt hatte. Doch ich konnte einfach nicht glauben, dass er es auch wirklich so meinte. „Aber …“
„Du kannst es nicht aufhalten. Niemand kann das. Ayden wird es nicht zulassen.“
„Cio hat recht“, sagte mein Vater, auch wenn er damit nicht zufrieden war. „Manchen Dingen muss man eben einfach seinen Lauf lassen.“
Verdammt!
In der Ferne, über den Gipfeln der Wälder sah ich den Morgen herannahen, der das Bild vor mir in ein schauriges Licht tauchte.
Cerberus Körper krümmte sich. Er fiel nach Vorne, und war im nächsten Moment das Tier, das er hinter seiner menschlichen Haut verbarg.
Im ganzen Hof war es unnatürlich still geworden. Nur wenige bewegten sich noch, um ihren Verletzten Genossen zu helfen. Aber selbst dabei waren sie so leise, das sie kaum mehr als Schatten waren.
„Komm, Welpe“,
knurrte Cerberus.
„Lass uns tanzen.“
Er zögerte. Ich sah es ganz genau. Ayden zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er langsam die Treppe runter trappte, und in dem Moment wurde mir klar, dass ich recht hatte. „Er will das nicht“, flüsterte ich, und klammerte mich an Cios Arm.
Cheyenne legte die Ohren an. Sie wusste dass ich recht hatte, aber jetzt war es zu spät, es ließ sich nicht mehr aufhalten. Egal ob Ayden wollte, Cerberus würde sich auf ihn stürzen, und sollte jemand von außen eingreifen, würden die Kämpfe nicht nur von neuem beginnen, sie würden des Verrats wegen erbarmungsloser geführt werden als vorher.
Durch das Loch, das einmal das Portal gewesen war, kamen zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die blonde Gefährtin von Cerberus, im Blick Triumpf, da sie um den Sieg ihres Gefährten wusste, und neben ihr Naomi, die nur ein Schatten ihrer selbst zu sein schien. Sie wirkte so blass und zerbrechlich, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn sie im nächsten Moment durchscheinend geworden wäre, nur um sich dann einfach in Luft aufzulösen.
Ein leichtes Grollen ging durch die Wölfe, als Ayden den Fuß der Treppe erreicht hatte, und Cerberus mit Blicken herausforderte den ersten Schritt zu machen. Und das tat er auch. Ohne ein Zeichen der Warnung stürzte er sich mit gebleckten Zähnen auf Ayden, und riss ihn zu Boden. Der Prinz jaulte auf, Zähne bohrten sich in sein Nackenfell und schüttelten ihn. Seine Pfoten kratzen auf der Suche nach Halt über den steinernen Boden, doch Cerberus riss in ein Stück herum, so dass er wieder abrutschte.
Ich schlug die Hand vor den Mund, als Ayden versuchte sich zu drehen, um nach den König zu schnappen aber nur Luft zu fassen bekam. Doch dann gelang es ihm doch irgendwie sich unter Cerberus auf den Rücken zu drehen, und ihn mit den Pfoten wegzustoßen. Dabei riss der König ihm mehr als nur ein Büschel Fell aus dem Nacken heraus, und der Geruch nach Blut breitete sich langsam aus.
„Und
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