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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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mich störte das nicht. Ich mochte den Winter.
Die Herrlichkeit der gepflegten Anlage war unter dem Schnee nur zu erahnen, trotzdem war es hier wunderschön. Friedlich, still.
Doch bei der wunderschönen Aussicht, den systematisch angelegten Wegen, den Bäumen, Büschen und abgedeckten Beeten, der friedlichen Ruhe fand ich eines nicht, meine Erzeugerin. Entweder war sie irgendwo tiefer im Garten, oder eben überhaupt nicht hier draußen. Jedenfalls entdeckte ich sie nicht, egal wie sehr ich den Hals regte, um einen besseren Überblick zu erlagen.
„Okay, lass und mal da hinten gucken.“
Flair, die gerade ausgiebig an einem verschneiten Busch geschnüffelt hatte, sah zu mir auf, und wedelte mit der Rute. Ja, dem Hund reichte es völlig, wenn ich sie ansprach, damit konnte ich sie überglücklich machen.
„Komm“, ich winkte sie weiter, immer den Weg entlang, bis ich zu einer Abzweigung kam. Ich war gerade noch am überlegen, welchen Weg ich nehmen sollte, als ich weiter Vorne ein Gestallt entdeckte, die in Pulli und Jeans gedankenversunken durch den Garten streifte.
Im ersten Moment schlug mein Herz schneller, doch sehr bald musste ich erkennen, dass es sich bei dieser Person nicht um meine Erzeugerin handelte. Es war nicht mal eine Frau, sondern ein Mann mit sandfarbenem Haar, das ihr etwas länger ins Gesicht fiel.
Ich runzelte die Stirn. Irgendwas war komisch an diesem Kerl. Ich hatte ihn schon mal gesehen, aber wo? Vielleicht war er mit ja heute schon einmal begegnet. Doch als er den Kopf leicht drehte, und ich die vielen Narben in seinem Gesicht sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ja, ich kannte den Kerl, aber nur von Bildern im Internet. Er war häufig an der Seite meiner Erzeugerin zu sehen. Das war Sydney Frey, der Gefährte meiner leiblichen Mutter.
Hastig ging ich hinter dem nächsten Baum in Deckung – schon wieder – obwohl ich nicht genau wusste warum. In dem Moment schien es mir einfach das klügste. Leider vergaß ich dabei meinen kleinen Mini-Yorki, der den Kerl aufmerksam musterte.
„Flair“, zischte ich, „komm her!“
Sie sah nur einen kurz zu mir rüber, und dann flitzte sie einfach los.
„Nein, Flair, warte, bleib hier!“ Mist! Ich spähte an dem Baum vorbei, und musste mit Schrecken dabei zusehen, wie das kleine Miststück direkt auf diesen Sydney zurannte. An der Abzweigung, an der ich eben noch gestanden hatte, erreichte sie ihn, und brachte ihn mit einem aufgeregten Kläffen zum Stehen. Schwanzwedelnd parkte sie ihren Hintern direkt vor ihm, und wirbelte dabei mit ihrer Rute jede Menge Schnee auf.
Dieser Sydney richtete seine Aufmerksamkeit auf sie, was sie dazu veranlasste, gespannt die Ohren aufzurichten. Langsam ließ er die Hände aus den Hosentaschen gleiten, und hockte sich vor sie, damit sie an seinen Fingern schnüffeln konnte. „Was machst du hier?“
Redete er da etwa mit Flair? Naja, so seltsam war das auch nicht, ich machte das auch ständig. So war das eben, wenn man gerade keinen anderen Gesprächspartner zur Hand hatte. Aber dann richtete er seinen Blick zielgenau auf den Baum, hinter dem ich mich verbarg.
„Ich weiß dass du dich da versteckst.“
Mist. Also redete er wohl doch nicht mit meinem Hund. Super, Mission Impossible gescheitert. Na dann konnte ich mich auch genauso gut zeigen, und mir eine schnelle Ausrede einfallen lassen, warum ich mich hier versteckte. Noch einmal tief durchatmen, dann trat ich dem Mann entgegen, der dafür verantwortlich war, dass meine Erzeugerin meinen Vater verlassen hatte. „Hi“, sagte ich etwas nervös, und schob die Brille auf meiner Nase wieder zurecht.
Er erwiderte nichts, sah mich nur starr an, und diese Augen, da war nichts Menschliches. Was ich hier vor mir hatte, waren die wilden Augen eines Wolfes in einem menschlichen Gesicht. Genau wie bei Ayden.
Um seinen Hals baumelte an einem Lederband ein kleiner Anhänger – war das ein Kätzchen? Doch was wirklich auffallend war, waren die vielen Narben, die sich von seinem Gesicht unter den Rollkragenpullover zogen. Auch auf dem Kopf schien er welche zu haben, und ein paar feine Linien konnte ich auch auf seinen Händen entdecken.
„Ähm …“, sagte ich, und begann mich unter seinem eindringlichen Blick zu winden. Konnte der nicht mal woanders hinsehen? Das war irgendwie irritierend. „Also … ich … ich bin neu hier, in den Ställen.“ Unnötigerweise deutete ich irgendwo hinter mich und hoffte einfach mal darauf, dass es die richtige Richtung war. „Ich

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