Vergangene Narben
arbeite seit heute hier.“
Endlich senkte dieser Sydney seinen Blick, und beobachtete Flair, die freudig an seinen Fingern leckte. „Vampire dürfen den Garten nicht betreten.“
„Oh.“ Wirklich nicht? Hätte Cio mir das nicht sagen können? Idiot. „Tut mir leid, das wusste ich nicht.“
„Aber du riechst nicht wie ein Vampir“, sagte er, als hätte er mich gar nicht gehört.
„Ich … äh … ich … ähm.“
Man, stotter hier nicht wie blöde rum, sondern tu etwas!
Und ich tat etwas, ich fing aus voller Kehle an zu lachen. „Toller Scherz, ha ha, voll witzig, ha ha ha, Sie sind voll der Komiker, ha ha.“ Oh bitte, kann mich mal jemand erschießen? „Ähm, aber … ich sollte wohl besser wieder an die Arbeit gehen.“ Wieder zeigte ich unbestimmt hinter mich, dieses Mal jedoch mit beiden Händen. „Denn ich wollte ja nur mal gucken, weil ich neugierig war, und Cio gesagt hat, dass die Königin sich hier aufhält, aber sie ist ja nicht hier, sondern nur Sie und …“ Hastig klappte ich den Mund zu. Oh Gott, was faselte ich da eigentlich für einem Mist zusammen? Seufz. „Ich geh dann besser mal. Flair, komm.“
Mein Mini-Yorki – diese kleine Verräterin – sah einmal zu mir, dann noch mal zu dem Typ, und dann wieder zu mir, bewegte sich aber kein Stück vom Fleck.
„Flair, komm jetzt“, sagte ich etwas nachdrücklicher, und vermied es das Stirnrunzeln in dem vernarbten Gesicht zu beachten.
Nur langsam erhob sich die kleine Lady, als wollte sie sagen:
Ich will aber noch nicht gehen.
Kurzerhand trat ich ein paar Schritte vor, schnappte sie einfach, und klemmte sie mir unter den Arm. „Gut, dann … vielleicht sieht man sich mal wieder.“ Hastig drehte ich mich um, und trat die Flucht an. Gott, das war so peinlich gewesen.
„Abends“, sagte Sydney da plötzlich hinter mir.
Überrascht drehte ich mich noch einmal zu ihm um. „Was?“
Langsam erhob er sich wieder auf die Beine, und bedachte mich wieder mit diesem eindringlichen Blick. „Cheyenne ist meistens abends im Garten, aber sie geht dann ins Labyrinth. Sie liebt das Labyrinth.“
„Oh … äh, okay.“ Warum erzählte er mir das? Dieser Kerl war irgendwie seltsam. Absolut nicht so wie ich ihn mir nach Papas Erzählungen vorgestellt hatte, aber doch irgendwie verschroben. „Dann … äh … danke?“
„Nichts zu danken“, sagte er noch mit einem nachdenklichen Blick auf mir, und wandte sich dann ab.
Wirklich merkwürdig dieser Typ.
Da die Zeit drängte, hielt ich mich nicht lange mit meinen Gedanken auf, sondern sah zu, dass ich in die Reitstube kam. Ellen war noch nicht da, und bis sie kam hatte ich noch genug Zeit zusammen mit Flair eine halbe Tüte Gummibärchen zu verputzen.
Ich schnappte mir dann meine Tasche, und ließ mir die Unterkünfte der Vampire zeigen. Da das Schloss nur von Werwölfen betreten werden durfte, standen uns ein paar eigene Gebäude zur Verfügung, die ein Stück abseits lagen. Die meisten Wohnräume dort waren richtige Wohnungen, doch es gab auch einen Trakt, wo den Vampiren nur einzelne Zimmer zur Verfügung standen. In ein solches Zimmer wurde ich einquartiert. Ich sollte noch zwei Mitbewohnerinnen haben, mit denen ich mir diesen doch recht großzügig geschnittenen Raum teilen sollte, doch die waren wie es sich für artige Vampire gehörte noch bei der Arbeit.
Ellen zeigte mir die Gemeinschaftsduschen, die große Küche, und vor allen Dingen die Kühlschränke – ja, Mehrzahl –, in denen jeder Bewohner sein eigenes Fach hatte. Zum Ende des Rundgangs wies sie mich noch darauf hin, dass es im Keller einen Hobbyraum gab, in dem die Angestellten gerne ihre Freizeit verbrachten, und teilte mir mit, dass er nicht dazu gedacht war Partys zu veranstalten – warum sie mir das auch noch extra sagte?
„Okay, verstanden, keine Partys.“
„Gut.“ Sie schielte auf die Küchenuhr an der Wand. „Ich muss dann auch wieder zurück an die Arbeit, und du wirst sicher schon von meinem Mann im Stall erwartet.“
„Ähm …“, sagte ich. Wo wir schon in der Küche waren, fiel mir noch etwas ein. „Ich hab nicht gewusst, dass ich hier ein Zimmer bekommen würde, und habe deswegen nur ´ne Tüte Gummibärchen bei, und … naja. Habe ich heute noch mal Zeit einkaufen zu gehen?“
Sie lächelte. „Natürlich. Um sechs hast du Feierabend, dann kannst du noch mal schnell runter nach Tenor gehen, und dich mit Essen eindecken.“
„Okay, cool.“
Und dann ging es wieder zurück in den Stall. Für Flair nahm ich extra
Weitere Kostenlose Bücher