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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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schon, oder? Da war Sydney, und dann diese immer weiter anwachsende Masse. Da war … Moment, da stand noch jemand. Nein, zwei Leute, ein Pärchen. Ein Mädchen mit kurzrasierten, braunen Haaren, und ein Typ mit einer kleinen, unauffälligen Narbe an der Schläfe. Iesha und Cio. Und sie hatten sich so sehr umschlungen, dass es nicht einfach war auszumachen, wo der eine begann, und der andere aufhörte. Und da hinten bei den Bäumen, da waren die Zwillinge, die in ihrer Reitkleidung zu der Musik aus ihren iPods tanzten. Und, ein Stück weiter sah ich auch Ayden. Er wirkte ein wenig traurig. Und dort hinten war der Großvater von Fujo.
Überall in der Menge tauchten plötzlich vertraute Gestalten auf. Entfernte Bekannte, Vertraute, Freunde, Familie. Doch nur bei dem Anblick meines Vaters erschrak ich, bei dem verletzten Ausdruck in seinen Augen. Ich hatte ihn belogen, und er hatte es herausgefunden.
Wie er mich ansah… es versetzte mir einen Stich. Diesen Blick würde ich sicher niemals mehr vergessen.
„S-sieh hin!“

„Sieh hin, wuff, sieh hin!“

„Sieh h-h-hin!“

Die Flocken die von der Decke fielen wurden dicker. Wind kam auf, und blies mir schneidend kalt ins Gesicht. Im aufkommenden Schneegestöber verschwanden Flairs und Fujos Geschallt zusehends, doch ihre Stimmen blieben laut und dröhnen in der Halle hängen.
„Sieh hin, sie kommt, sieh hin!“

Ich blinzelte den Schnee aus den Augen. Vor meinem Mund bildeten sich bei jedem Atemzug keine Wölkchen. Es war kalt, so kalt, und plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde etwas im Hintergrund lauern. Ich sah mich um, aber durch den vielen Schnee war meine Sicht stark begrenzt.
„Sieh hin!“,
verlangte Flair Stimme.
„Sieh hin, wuff!“

„Ich kann nicht, da ist zu viel Schnee!“

„Sie hin, wuff, sie kommt!“

Draußen verharrte die Menge plötzlich mitten im Schritt. Sie blieben alle stehen, und wandten ihren Blick auf einen Punkt in der Ferne.
Ein Strahlen, das immer näher zu kommen schien. Eine wunderschöne Gestalt in einem langen, prachtvollen Kleid formte sich daraus. Großgewachsen, blond. Die feinen Gesichtszüge von schulterlangem, blondem Haar umrandet, graue, stürmische, doch so liebevolle Augen. Die Lippen wurden von einem sanften Lächeln umspielt. Die Engelsgüte in Person, bewegte sie sich elegant und anmutig durch die Gasse, die sich vor ihr bildete – genau auf mich zu.
Um meine Ohren rauschte nur der Schneesturm. Meine Sicht war beschränkt. Eiskristalle hatten sich auf meine Wimpern gelegt. Und doch sah ich, wie sie ihre Arme in einer willkommenden Geste öffneten.
„Zaira“
, formten ihre Lippen.
„Zaira, meine Tochter, komm zu mir.“

Ihre Stimme war die Herrlichkeit in Person, voller Liebe, Anstand, und Wohlwollen, genau wie sie selber.
„Zaira“,
hallte ihre Stimme um mich herum.
Mich hielt nichts mehr. Durch den Schnee versuchte ich mich zu ihr in die Sonne zu kämpfen, doch an der Glaswand scheiterte ich. Sie hielt mich auf, gefangen.
„Zaaaiiiraaa …“

Ich klopfte dagegen, rief nach ihr, versuchte durch das Schneetreiben einen Ausgang zu finden, doch ich kam hier nicht weg. Sie blieb für mich unerreichbar.
Plötzlich setzte die Menge sich wieder in Bewegung. Ihr helles Leuchten blieb erhalten, und ich sah ihre Erscheinung immer wieder zwischen den ganzen gesichtslosen Wesen auftauchen.
„Zaaaiiiraaa …“

Die anderen Gestalten, Sydney, Ayden, die Zwillinge, Cio, und Iesha gingen zu ihr, stellten sich neben sie wie eine Einheit. Selbst meine Eltern, meine ganzen Verwandten bildeten eine Gruppe um sie, wie eine Einheit. Nur ich, ich blieb außen vor, kam nicht zu ihnen, war eingesperrt in diese Eiseskälte. Getrennt von ihnen, konnte alles nur mit ansehen, ohne selber daran teilhaben zu können.
Das Schneetreiben wurde stärker. Die Masse drängte heftiger gegen das Glas.
„Zaaaiiiraaa …“

Die Glaswände vibrierten. Erste Sprünge zeigten sich in der Oberfläche, wuchsen blitzartig an zu riesigen Netzen, und diese Leute drängten immer heftiger dagegen.
„Nein!“,
schrie ich.
„Geht weg!“

Die ganze Reithalle knirschte und wackelte. Es wurde immer schlimmer.
„Sieh hin, sie was dir verwehrt bleibt, wuff.“

„D-d-du wirst niemals d-dazu-ge-gehören.“

Das Glas würde platzen, wurde mir klar, und nur einen Moment später explodierten die Scheiben mit einem Ohrenbetäubenden Geräusch unter dem Druck …
Ich schlug die Augen auf, und sah in die Dunkelheit. Alles um mich herum war ruhig, nur

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