Vergangene Narben
Blick zu, und setzte sich dann ohne ein weiteres Wort in Bewegung.
Ich zögerte, sah zu meiner Erzeugerin die meinem Vater mit einem ernüchterten Blick nachsah.
„Komm, Donasie.“ Meine Mutter zog mich an der Hand, als sie Papa folgte, so dass ich mich langsam in Bewegung setzte. Doch ich konnte meine Augen einfach nicht von meiner Erzeugerin wenden, und als sie mich vorsichtig anlächelte, lächelte ich genauso vorsichtig zurück. Sie hatte gewollt, dass ich bleibe. Sie wollte meinen Geburtstag mit mir feiern. Ich konnte es immer noch nicht richtig glauben. Sie wusste, dass ich am Freitag Geburtstag hatte. Und … und … sie wollte ich kennenlernen.
„Ähm … Zsa Zsa“, rief da plötzlich Cio hinter mir. Der war ja auch noch da.
Ich drehte mich halb zu ihm um.
„Denk dran, was du mir versprochen hast.“ Er zwinkerte mir zu. „Wir sehen uns dann morgen.“
Ich nickte, obwohl ich nicht ganz wusste, was das jetzt wieder von ihm sollte.
„Wer ist das?“, fragte meine Mutter, als wie weiter gingen. Vorne am Schloss vorbei.
„Cio. Ich glaube er ist der Sohn von Diego. Und er hat gesagt, er sei Aydens Umbra. Das ist so ´ne Art spezieller Leibwächter.“
„Halt dich von ihm fern“, kam es da von meinem Vater.
Ich runzelte die Stirn. „Warum?“
Ohne anzuhalten, oder sich umzudrehen, stellte er eine Gegenfrage. „Wo warst du gerade mit ihm gewesen?“
„Ys-oog“, tadelte meine Mutter. „Das geht dich nun wirklich nichts an. Wenn sie auch endlich jemand zum Küssen hat, ist das doch toll!“
Oh man, konnte mich bitte wer erschießen? Oder meine Mutter ein bisschen weniger euphorisch werden lassen? Ihre Begeisterung trieb einem ja fast die Schamesröte ins Gesicht.
„Er ist ein Reinblüter“, erwiderte mein Vater schlicht. „Außerdem sind wir in fünf Tagen eh auf dem Weg nach Hause.“
Ein „Und deswegen darf ich hier niemanden küssen?“ konnte ich einfach nicht runterschlucken. Ich meine, was bildete er sich eigentlich ein? Klar, er war mein Vater, aber irgendwo musste doch mal eine Grenze gezogen werden. Wahrscheinlich dachte er, ich sei immer noch Jungfrau – und aus diesem Glauben würde ich ihn sicher nicht rausreißen.
„Halt dich einfach von ihm fern“, wiederholte er.
Ich biss die Zähne zusammen, und reagierte auch nicht auf den tröstenden Druck von Mamas Hand. Das war wieder so typisch für ihn. Natürlich, ich freute mich dass er mir endlich erlaubte meine Erzeugerin kennen zu lernen, aber deswegen musste er doch nicht gleich wieder den Drillmaster raushängen lassen. Das war wieder so … ahrrr!
Schweigend liefen wir durch die ganze Winterlandschaft des Vorhofs, und erst als Flair sich in meinem Arm bewegte, bemerkte ich, dass ich noch immer Cios Jacke hatte. Die würde ich ihm zurückgeben müssen, es war schließlich seine.
Als wir vom Weg abbogen, fragte ich mich zum ersten Mal, wo wir hier eigentlich waren. Diesen Teil des Geländes hatte ich mir noch nicht angesehen. Er sah viel gepflegter aus, als der mit den Ställen. Dort vorne war ein großes Nebengebäude, in dem trotz dieser späten Stunde noch mehrere Fenster hell erleuchtet waren. Ich sah sogar ein paar Leute davor stehen, und eine rauchen. Ein anderer rieb sich die Arme, und verschwand dann darin.
Mein Vater hielt genau auf dieses Gebäude zu.
„Wo gehen wir eigentlich hin?“
„Ins HQ“, sagte meine Mutter. „Das Hauptquartier der Drachen.“
„Drachen?“
Sie nickte. „Ja, Drachen. Die Drachen sind spezielle Soldaten mit Sondergenehmigung in der Verborgenen Welt. Cheyenne hat sie ein paar Jahre vor deiner Geburt ins Leben gerufen, um ihr Rudel besser schützen zu können. Diese Leute sind …“
„Schluss jetzt“, unterbrach mein Vater sie. „Das muss Zaira nicht wissen. Alles was für sie interessant ist, habe ich ihr bereits erzählt, der Rest ist egal.“
Egal?
„Vergiss es einfach ganz schnell wieder. Nach diesen fünf Tagen wird das alles für dich sowieso keine Bedeutung mehr haben.“
Ja, aber auch nur weil du mich dazu zwingst, nicht weil ich das s möchte!,
hätte ich ihm am liebsten an den Kopf geknallt. Doch ich presste ein weiteres Mal die Lippen aufeinander, und schwieg.
Zielsicher peilte mein Vater die Eingangstür des HQs an, nickte den beiden Rauchen einmal kurz zu, und hielt uns dann die Tür auf. Sofort wurde ich von Wärme umschmeichelt, und konnte mich freuen, dass meine halb gefrorenen Finger wieder auftauten.
„Da lang“, sagte mein Vater, und zeigte den doch ziemlich sterilen
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