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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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ein paar Stunden geschlafen hatte, kam ihm zu Bewusstsein, was er getan hatte -und er konnte kaum noch in den Spiegel sehen. Vor allem konnte er Carly nicht mehr unter die Augen treten.
    Was hätte er zu ihr sagen sollen? Tut mir Leid, es war ein Fehler? Es kommt mir vor, als hätte ich meine eigene Schwester gebumst?
    Matt verzog das Gesicht, als er sich daran erinnerte. Rückblickend betrachtet, hätte er es ihr sagen sollen - oder vielleicht etwas eine Spur Taktvolleres, aber zumindest irgendetwas. Ihr den ganzen Sommer einfach aus dem Weg zu gehen war, wie Lissa sagen würde, überhaupt nicht cool.
    Also hatte er heute Nacht ihr kleines pelziges Monster gerettet, um es ihr als eine Art Wiedergutmachung zurückzubringen. Und er dachte sich, dass er sich irgendwann in den nächsten Tagen zu einer aufrichtigen Entschuldigung würde durchringen müssen.
    So kämpferisch wie sie neuerdings war, würde sie ihm wahrscheinlich sagen, dass er sich seine Entschuldigung sonst wohin stecken könne. Matt lächelte ein wenig säuerlich angesichts der Vorstellung, als er sein Haus betrat - diesmal Gott sei Dank, ohne eine unwillkommene Überraschung zu erleben. Er ging die Treppe hinauf und trug dabei den Seesack, den Toler ihm überlassen hatte und in dem das kleine Ungetüm mit den rasiermesserscharfen Krallen steckte, so vorsichtig wie eine Bombe in den Händen.
    Es war jetzt kurz nach vier Uhr morgens. Das Haus von Carlys Großmutter war mittlerweile nach Fingerabdrücken und anderen Spuren abgesucht worden. Man hatte das gesamte Grundstück und auch die Nebengebäude sorgfältig überprüft. Als er die verdammte Katze gerettet hatte und gerade mit ihr kämpfte, um sie in den Seesack zu bekommen, hatte sein Handy geklingelt. Es war Cindy Nichols, die gespenstische Klopfgeräusche in ihrem Schlafzimmer meldete, die ihr eine Riesenangst einjagten. Nachdem Mrs. Nichols einen wahren Verfolgungswahn entwickelt hatte und überzeugt war, dass ihr Haus von einem Poltergeist heimgesucht wurde, und er persönlich mehrere Male vorbeigekommen war, um der Sache nachzugehen, fühlte er sich diesmal nicht verpflichtet, sie aufzusuchen. Stattdessen fragte er die Frau, wo sie sich genau aufhielt - sie hatte sich in ihrem Schlafzimmerschrank eingesperrt und sprach mit ihm im Flüsterton über ihr Handy, um den Poltergeist nicht auf sich aufmerksam zu machen -, und schickte Antonio los, der sich gerade über die Bemühungen seines Vorgesetzten, die Katze zu bändigen, schieflachte. Matt hoffte, dass der Poltergeist diesmal bereit und imstande war, jemand anders als Mrs. Nichols zu terrorisieren. Antonio zum Beispiel.
    Dann war er - mit seinem Friedensangebot im Seesack - nach Hause gefahren. Er war seit fast vierundzwanzig Stunden im Dienst und dementsprechend erledigt. Wenn der Bezirksrat nicht bald die Mittel für einen oder zwei zusätzliche Stellvertreter locker machte, würden die hohen Herren selbst die eine oder andere Schicht übernehmen müssen.
    Als Matt den oberen Treppenabsatz erreichte, hielt er inne, als ihm einfiel, dass er gar nicht sicher wusste, wo Carly schlief. Nun, für welches Zimmer er sich auch entschied - das seine oder das von Erin -, er hatte auf jeden Fall eine fünfzigprozentige Chance. Es war ihm alles recht, solange er nicht selbst zusammen mit dem Krallenmonster in einem Zimmer schlafen musste. Er wusste, dass sein Zimmer mit einer schweren Tür und einer massiven Klinke ausgestattet war - genau das, was die Situation erforderte. Er würde das Tier einsperren und dann nachsehen, ob Dani zu Hause war. Wenn ja, würde er nach unten gehen und sich endlich schlafen legen. Wenn nicht...
    Verdammt, sie war immerhin zwanzig Jahre alt. Neun Monate des Jahres war sie auf dem College, und er hatte keine Ahnung, wie sie ihre Nächte verbrachte. Wenn sie nicht in ihrem Zimmer war, würde er trotzdem hinuntergehen und es sich auf der Couch bequem machen.
    Er öffnete vorsichtig die Tür zu seinem Zimmer, um diejenige, die hier schlief, nicht zu wecken. Dann öffnete er den Seesack und schüttelte das kleine Monster heraus. Es bereitete ihm eine gewisse Genugtuung, dass die Katze mit einem dumpfen Knall auf dem Boden landete, wo sie erst einmal ziemlich benommen sitzen blieb. Er sah immer noch auf die Katze hinunter, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er sie tatsächlich sehen konnte und dass man in seinem Zimmer überhaupt viel mehr sah als im übrigen Haus, wo es stockdunkel war. Er blickte auf und sah, warum das so

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