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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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war: Das Licht in seinem Badezimmer war eingeschaltet. Die Tür war nur einen Spalt geöffnet, doch das genügte. Er blickte zum Bett hinüber, weil er wissen wollte, ob Carly oder ihre Freundin hier schlief. Stirnrunzelnd stellte er fest, dass das Bett leer war. Das Kissen war zerwühlt und die Bettdecke zurückgeschlagen, doch es lag niemand im Bett.
    Er zog eben den einzig möglichen Schluss, dass derjenige, der in diesem Bett gelegen hatte, gerade im Badezimmer war, als sein Blick aus irgendeinem, ihm völlig unverständlichen Grund zum gegenüberliegenden Winkel des Zimmers gezogen wurde. Dort - in seinem bequemen alten Lehnstuhl - saß Carly. Sie kauerte mit angezogenen Knien auf dem Stuhl und sah unglaublich klein und verloren aus.
    Sie sah ihn an. Ganz still und regungslos saß sie da, so als hoffe sie, dass er sie nicht bemerkte, und verfolgte jede seiner Bewegungen. Für einen Augenblick empfand er ungewohnte Schuldgefühle, weil er ihr Haustier nicht gerade sanft behandelt hatte.
    Da fiel ihm noch etwas anderes auf. Die Faust gegen ihren Mund gepresst, kämpfte sie gegen die Tränen an, was ihr jedoch keineswegs gelang.
    Verdammt. Er wollte wirklich nicht wissen, was in ihr vorging. Nein, er war ganz und gar nicht neugierig darauf. In den vergangenen sieben Jahren, nachdem seine Mutter gestorben war und er eine vielversprechende Karriere beim Marine Corps hingeschmissen hatte, um sich um seine jüngeren Schwestern zu kümmern, hatte er es mit der ganzen Vielfalt an großteils unverständlichen weiblichen Gefühlen zu tun gehabt. Und jetzt, wo er endlich Licht am Ende des Tunnels sah - sollte er sich da mit den Problemen einer weiteren Frau beschäftigen?
    Nein. Verdammt, nein. Ganz bestimmt nicht.
    Doch das hier war Carly. Er hatte sich um sie gekümmert, seit sie acht Jahre alt war. Zu seiner eigenen Bestürzung stellte er fest, dass sie immer noch einen starken Beschützerinstinkt in ihm weckte. Ihre Freundschaft mochte ja in jener Nacht auf dem Rücksitz seines Wagens einen ziemlichen Knacks abbekommen haben - doch das Fundament war immer noch vorhanden. Es wurde ihm klar, dass es mit einer so langjährigen Freundschaft wie der ihren so ähnlich war wie mit dem Radfahren: Wenn man einmal herausgefunden hatte, wie es ging, dann verlernte man es nie mehr. Er konnte einfach nicht weggehen und sie hier ganz allein im Dunkeln sitzen und weinen lassen.
    Verdammt, er konnte es einfach nicht.
    »He«, sagte er, um einen beiläufigen Ton bemüht, »was ist denn los?«
    »Geh weg.« Ihre Stimme klang irgendwie heiser, und er wusste aus bitterer Erfahrung, dass sie schon eine ganze Weile weinte - doch ihr Ton war eindeutig abweisend.
    Gut, sagte er sich. Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Na gut, dann hatte er hier nichts mehr verloren. Er konnte sich einfach umdrehen und ...
    Sie schniefte laut und herzzerreißend.
    »Verdammt«, murmelte er und fügte sich in sein Schicksal. Er trat in das Zimmer und scjjloss die Tür hinter sich. Die Katze fauchte ihn feindselig an, als er auf sie zukam, und flüchtete sich dann unter das Bett. Matt achtete kaum auf sie. Er ging zu Carly hinüber und verwünschte sein Pech, dass er ausgerechnet in diesem Augenblick hatte hereinkommen müssen. Er blieb vor dem Lehnstuhl stehen und blickte zu ihr hinunter. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, betrachtete er sie schweigend, bis sie schließlich zu ihm aufblickte.
    Aus der Nähe sah sie sogar noch kleiner und verletzlicher aus, wie sie so zusammengekauert vor ihm saß. Sie trug eine lange Pyjamahose und ein Top, das ein wenig von ihrem Bauch sehen ließ. Ihre Füße waren nackt. Abgesehen von der veränderten Haarfarbe und ihren weiblichen Formen, die ihm unwillkürlich auffielen, sah sie genauso aus wie als sechzehnjähriges Mädchen.
    Scheiße.
    »Ich habe deine Katze gefunden.«
    Wenn sie sich deshalb Sorgen gemacht hatte, so hatte er Glück - dieses Problem war wenigstens gelöst.
    »Juhu. Vielen Dank. Und jetzt lass mich allein.«
    Heute schien wirklich sein Glückstag zu sein. Es war offensichtlich, dass ihr Problem nicht gelöst war, indem er ihr die Katze zurückbrachte. Bei Frauen wusste man nie. Dass sie geweint hatte, konnte viele Ursachen haben. Aber was auch immer schuld daran war, die Tränen dürften jedenfalls reichlich geflossen sein. Jetzt, da sie zu ihm aufsah, konnte er erkennen, dass ihre Augen und ihre Nase gerötet waren. Ihre glänzenden Wangen waren noch immer tränenfeucht.
    Scheiße.
    »Okay,

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