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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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Wie auch immer, einer der Lieblingssprüche ihrer Großmutter hatte gelautet: Es lohnt sich nicht, über vergossene Milch zu reden. Carly war von der strengen alten Frau sicher nie ermutigt worden, über ihre Erlebnisse im Heim zu sprechen.
    »Erzähl mir, wie es war.«
    »Ich habe selbst jahrelang nicht mehr daran gedacht«, sagte sie mit so leiser und rauer Stimme, dass er Mühe hatte, sie zu verstehen. »Ich weiß auch nicht, warum ich gerade heute ... davon geträumt habe. Da waren diese eisernen Betten, die jedes Mal quietschten, wenn man sich bewegte. In meinem Traum habe ich dieses Quietschen wieder gehört.« Sie hielt inne und atmete tief durch. »Ich hatte solche Angst.«
    Ihre Stimme zitterte, und sie drückte die Faust an den Mund, so als wäre sie fest entschlossen, nicht wieder zu weinen. Doch ihre Entschlossenheit nützte nichts; wenige Augenblicke später strömten ihr die Tränen über die Wangen.
    Ihre Tränen trafen ihn mitten ins Herz.
    »Hey«, sagte er und stand auf. Sie wehrte sich nicht, als er sie aufhob, als wäre sie immer noch ein kleines Mädchen, und sich - mit ihr auf seinem Schoß - auf seinen Sessel setzte. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und barg ihr Gesicht an seiner Schulter, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Er sagte kaum etwas, außer »ist schqp gut«, doch er hielt sie in den Armen und lauschte ihrem ziemlich unzusammenhängenden Gemurmel. Er war vor allem einfach da, was seiner Erfahrung nach in solchen Situationen das Einzige war, worauf es ankam.
    Als sie sich schließlich ausgeweint hatte, lag sie matt und erschöpft in seinen Armen. Sie atmete stoßweise, wie er an dem unregelmäßigen Heben und Senken ihrer Brust erkennen konnte, doch sie hatte aufgehört zu schluchzen.
    »Geht's besser?«, fragte er und strich ihr über das Haar. Ihre Löckchen ringelten sich um seine Finger, wie er es von früher kannte. Seine Wange berührte ganz leicht die ihre. Ihre Haut fühlte sich seidenweich an, und sie roch irgendwie vertraut; sie musste beim Duschen seine Seife benutzt haben, wie ihm bewusst wurde.
    Sie nickte, was er nicht sehen konnte, aber deutlich spürte.
    »Ich komme mir ziemlich albern vor«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Ich weine sonst nie. Na ja, zumindest nicht oft.«
    »Ich weiß«, sagte er und spielte mit ihren Löckchen.
    »Du hättest mich allein lassen sollen. Ich hätte mich schon wieder beruhigt.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist wegen dir. Ich weiß auch nicht, warum - aber du bist der einzige Mensch, bei dem ich weine.«
    »Nicht gerade toll, wenn man andere zum Weinen bringt.«
    Sie atmete tief durch, setzte sich auf und sah ihn an.
    »Irgendwie unglaublich«, sagte sie plötzlich und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Was?«, fragte er. Sie saß jetzt aufrecht auf seinem Schoß; er hatte seine Arme immer noch ganz leicht um ihre Taille gelegt. Sie fühlte sich warm und sehr weiblich an; vor allem die feste Rundung ihres Hinterns auf seinen Oberschenkeln verursachte ihm ein Kribbeln, das zwar alles andere als unangenehm war, das er jedoch besser für sich behielt.
    »Dass wir beide hier sitzen.«
    Sie schniefte erneut und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Matt lächelte angesichts der vertrauten Geste, die ihn so stark an das freche kleine Mädchen erinnerte, das sie einst gewesen war. Wie sie ihn so ansah, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck mit einem Mal, und er sah nichts als Abneigung in ihrem Blick.
    »Arschloch«, stieß sie hervor.
    Es war eindeutig ein Fehler gewesen, zu lächeln.
    Er war so müde, dass er das Gefühl hatte, jede Bewegung würde ihm eine große Anstrengung abverlangen. Seine ineinander verschränkten Hände berührten ganz leicht ihren Nacken, und er hätte lügen müssen, wenn er behauptet hätte, dass er es nicht genoss, sie so nahe zu spüren. Es war ein warmes, angenehmes Gefühl, und er merkte, dass er ein ganz klein wenig erregt war. Er hätte die Frau auf seinem Schoß nur allzu gern in seinem Bett gehabt, wenn es nicht gerade Carly gewesen wäre. Schließlich hatte er diesen Fehler schon früher einmal begangen.
    Das konnte ihn jedoch nicht davon abhalten, den Anblick zu genießen: ihr hübsches Gesicht mit den im Moment etwas verweinten Augen und der leicht geröteten Nase; nicht einmal der finstere Blick, mit dem sie ihn ansah, konnte den Genuss beeinträchtigen. Ihre weichen runden Brüste hatten sich enorm entwickelt, seit er Carly zum letzten Mal gesehen hatte. Über den Rest

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