Vergangene Schatten
waren Handtücher, Seife und verschiedene Toilettenartikel deponiert. Nachdem Carly ihre Schmerzen mit einer Riesendosis Tylenol deutlich gemildert hatte, fühlte sie sich wieder so gut wie neu. Sie hatte den Großteil ihrer Habseligkeiten ausgepackt und in ihr einstiges Zimmer gebracht, das sie auch jetzt für sich beanspruchen wollte. Dies geschah einerseits aus praktischen Überlegungen, nachdem dieses Zimmer eher klein war und sie die größeren Räume für ihre Gäste freihalten wollte, andererseits aber auch aus einem ganz persönlichen Grund: Sie fühlte sich in diesem Zimmer einfach am wohlsten. Sandra hatte ebenfalls ein kleineres Zimmer ausgewählt, und es war möglicherweise kein Zufall, dass es das Zimmer neben dem von Carly war. Damit blieben vier Zimmer zum Vermieten übrig. Carly hatte sich mittlerweile wieder mit dem Haus vertraut gemacht, das außer den sechs Zimmern plus Bad im Erdgeschoss noch ebenso viele Zimmer sowie zwei Bäder im ersten Stock und das zweite Stockwerk aufwies, das im Wesentlichen ein einziger großer Raum war. Carly hoffte, dass das Geschäft so gut gehen würde, dass sie irgendwann auch im zweiten Stock Gästezimmer einrichten konnte. Für den Augenblick mussten %ie froh sein, wenn sie mit den vorhandenen Mitteln das Erdgeschoss und das erste Stockwerk in Schuss bringen konnten. Das Chaos, das der Einbrecher im hinteren Wohnzimmer angerichtet hatte, war inzwischen beseitigt, doch die Löcher in den Wänden mussten noch ausgebessert werden. Abgesehen davon war das Erdgeschoss in gutem Zustand. Wenn man noch sauber machte und hier und dort die Wände strich, würden die beiden Wohnzimmer, das Musikzimmer, das gegenüber dem vorderen Wohnzimmer lag, und das Esszimmer, das sich gleich daneben befand, durchaus herzeigbar sein. Natürlich würde man neue, moderne Küchengeräte anschaffen müssen, doch der Großteil des verfügbaren Geldes würde in die Renovierung der Gästezimmer und die Erneuerung der elektrischen Leitungen fließen.
Das Haus, das auf Carly immer einen eher düsteren Eindruck gemacht hatte, schien bereits eine etwas andere Atmosphäre anzunehmen. Es kam Carly so vor, als würde es aus einem langen Winterschlaf erwachen. Sie wusste selbst nicht genau, wie es gekommen war, aber zum Abendessen hatten sich bereits so viele Menschen eingefunden, dass das Haus aus allen Nähten zu platzen schien. Und alle schienen vor allem eines im Sinn zu haben: Sie wollten essen. Und daran war allein Sandra schuld. Sie konnte endlich wieder das tun, was sie ohnehin am liebsten tat: am Herd stehen und für andere kochen. In diesem Fall zauberte sie ein köstlich duftendes Shrimps-Gericht aus verschiedenen Zutaten, die sie in Speisekammer und Gefriertruhe gefunden hatte. Carly bereitete währenddessen den Salat zu - eine der wenigen Aufgaben in der Küche, die Sandra bereit war, Carly zu überlassen. Der Salat bestand aus Tomaten und Zwiebeln, die Carly von Mrs. Naylor bekommen hatte. Ihre alte und neue Nachbarin war zusammen mit ihrer Tochter Martha Highcamp und einer älteren Freundin gegen vier Uhr nachmittags vorbeigekommen, um ihr einen Kuchen als Willkommensgeschenk zu überreichen. Irgendwie hatte es sich ergeben, dass die drei Frauen beschlossen, zum Abendessen zu bleiben. Antonio und Mike waren ebenfalls noch da; sie waren nach der getanen Arbeit zwar ziemlich müde, doch die Aussicht auf ein köstliches Mahl ließ sie ebenfalls bleiben. Ron Graves, der soeben mit der Installation der Alarmanlage fertig geworden war, hatte einige lobende Bemerkungen über die Düfte aus der Küche gemacht und die darauf folgende Einladung zum Essen freudig angenommen. Loren Schuler war gekommen, um den beschädigten Schreibtisch ihrer Tante abzuholen. Dabei kam sie mit Martha Highcamp ins Plaudern, mit der sie zusammen einem Nationalfeiertagskomitee angehörte, und so beschloss sie, ebenfalls zum Essen zu bleiben. Zuletzt war auch noch Matts Schwester Erin gekommen, um einen Ohrring vorbeizubringen, den Sandra vergessen hatte. Auch sie blieb länger, was, wie Carly beobachten konnte, vor allem daran zu liegen schien, dass auch Mike anwesend war, mit dem sie sich gut gelaunt unterhielt. Wenn man bedachte, dass Erin mit Collin Holcomb verlobt war, so konnte einen die Tatsache, dass sie Mikes Gesellschaft so offensichtlich zu genießen schien, schon ein wenig stutzig machen, dachte Carly. Doch andererseits, so sagte sie sich, ging es sie wirklich nichts an, was Erin tat, und so konzentrierte
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