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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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Annahme, dass ihnen irgendwann auch der Sheriff höchstpersönlich einen Besuch abstatten würde - es sei denn, er ging ihr absichtlich aus dem Weg.
    Mit der Zeit wurde es immer offensichtlicher, dass er genau das tat. Wütend stellte Carly fest, dass sie ihre Aufmerksamkeit mehr auf Matt richtete als auf das Feuerwerk. Der Mann, von dem früher so gut wie jeder dachte, dass man sein Gesicht eines Tages auf einem Steckbrief wiederfinden würde, wurde heute von allen respektiert und von den meisten gemocht. Und entgegen allen Erwartungen wurde er heute nicht von der Polizei gejagt, sondern höchstens von den Frauen. Überall, wo er hinkam, schien eine Schar von Frauen um ihn herum zu sein. Nicht dass Carly davon überrascht gewesen wäre. Matt hatte auch früher schon Mühe gehabt, sich des Andrangs der Mädchen zu erwehren. Die Tatsache, dass er heute dreiunddreißig Jahre alt und alleinstehend war, einen sicheren Posten hatte und dass er sogar in der langweiligen Sheriff-Uniform toll aussah, machte ihn für das andere Geschlecht begehrter als je zuvor.
    Diese Tatsache trug dazu bei, dass Carlys Zorn nur noch weiter anwuchs. Er fand also, dass sie nichts als Ärger machte? Nun, sie würde ihm schon zeigen, wie viel Ärger sie machen konnte, wenn sie wirklich wollte.
    Er hatte nicht einmal den Anstand, ihr zuzuwinken. Er wusste genau, wo sie saß. Wenn alle seine Mitarbeiter es wussten, dann konnte es auch dem Häuptling persönlich nicht unbekannt sein. Überall kam er hin, um Hände zu schütteln oder einem Angeheiterten zu verstehen zu geben, dass er schon genug Bier genossen habe - nur bei ihr ließ er sich nicht blicken. Die zwanzig Quadratmeter, die sie mit ihrer Gruppe in Anspruch nahm, schien er zu meiden wie die Pest. Sie konnte einfach nicht glauben, dass das Zufall war.
    Schließlich kam Carly auf den Gedanken, dass dieser niederträchtige, gemeine Schuft vielleicht denken könnte, dass sie ihn wollte. Dass es so war oder vielmehr bis vor kurzem so gewesen war, tat nichts zur Sache. Es war die Tatsache, dass er das zu denken schien, was sie so erzürnte, dass sie ihn hätte umbringen können. Die Vorstellung, dass er annahm, dass sie ihn wollte, obwohl er sie nicht wollte - oder zumindest nicht als etwas anderes als eine gute Freundin -, ließ sie förmlich rot sehen, und das nicht nur, weil sich gerade in diesem Augenblick ein Sternenregen leuchtend rot über den Himmel ergoss. Es machte sie rasend, dass er offenbar annahm, dass sie genauso hinter ihm her war wie der Rest der weiblichen Bevölkerung von Benton. Sie beobachtete, wie sich eine Frau in engen weißen Shorts erhob, als er vorbeikam, und verspürte richtiggehende Übelkeit, als er einen Arm um sie legte und den Kopf hinunterbeugte, um mit ihr zu sprechen. Doch selbst als sie bemerkte, dass es sich bei der Frau um seine Schwester Erin handelte, mit der er ein kurzes Schwätzchen unter Geschwistern hielt, hatte sie kaum Gelegenheit, sich von dem Gefühl der Übelkeit zu erholen - denn kurz darauf tauchte bereits eine andere Frau in weißen Shorts auf und umarmte ihn. Im Licht des Feuerwerks sah Carly, dass diese Frau groß und dünn war und hoch aufgetürmtes blondes Haar hatte und dass es sich um niemand anders als Shelby handelte.
    Shelby, die im Gegensatz zu Carly zu der Sorte von Mädchen gehörte, mit denen er bumste.
    Schließlich verschwand die Übelkeit, und Carly konnte nur noch daran denken, wie sie ihn am liebsten ermorden würde. Ihr war nämlich soeben klar geworden, dass er sie im Moment ganz genau so behandelte wie in den Tagen und Wochen nach ihrem Abschlussball. Mit einem Schlag wurde ihr alles klar. Es war ihm unangenehm, dass ihre Beziehung eine sexuelle Komponente bekommen hatte - und genau wie damals reagierte er darauf, indem er sich von ihr fern hielt. Und so wie beim letzten Mal wollte er nichts davon wissen, dass sie eine Schwäche für ihn hatte.
    Nicht dass es so gewesen wäre; jedenfalls nicht, wenn sie hellwach und ganz bei Sinnen war.
    Jedenfalls war er auch scharf auf sie gewesen. Er mochte ihr aus dem Weg gehen und es abstreiten, so lange er wollte - doch sie war kein schüchternes naives achtzehnjähriges Mädchen mehr. Sie war eine erwachsene Frau von dreißig Jahren, und sie wusste, wie ein Ständer aussah. Tatsache war, dass er genauso scharf auf sie gewesen war wie sie auf ihn.
    Nur konnte er nicht damit umgehen, weil sie ihm, wie er sagte, zu wichtig wäre und weil er wollte, dass sie Freunde blieben. Offenbar

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