Vergeben, nicht vergessen
schaute mein Kopf aus dem Mantel. Ramsey hat mich gesehen, und dann musste der Mann mich fallen lassen.« Sie drehte sich zu Ramsey um. »Schade, dass du ihn nicht gefangen hast.«
»Das wünschte ich mir auch, Liebling.«
Dr. Loo unterhielt sich noch eine Weile alleine mit Emma. Dann tranken sie den Champagner und Emma ihr Dr. Pepper und nahmen die Glückwünsche der Angestellten und zweier wartender Patienten entgegen.
Einer der Patienten, ein alter Mann mit einem starken Augenzucken, bemerkte: »Ich habe ein verschwommenes Foto von Ihnen in einer der Zeitungen gesehen, Richter Hunt. Sie haben ein kleines Mädchen umarmt.«
»Nein«, widersprach Emma laut und presste ihr Klavier fest an sich. »Mich hat er umarmt. Es ging ihm nicht gut.«
»Nein, ich habe niemanden gesehen«, sagte Mason Lord zu Detektiv O’Connor. Er machte eine Pause und atmete scharf ein, denn plötzliche Schmerzen hatten ihn übermannt. Er verabreichte sich per Knopfdruck über den Tropf etwas mehr Morphium.
Detektiv O’Connor wartete, bis der akute Schmerz aus Lords Blick gewichen war. »Keine Schatten, keine Warnung, nichts dergleichen?«
»Nein, Gunther und ich kamen gerade vom Büro eines Freundes, mit dem wir eine kurze Unterhaltung hatten. Ein guter Mann, ein Politiker.«
»Sein Name, Sir?«
»Senator Quentin Kordie. Machen Sie sich seinetwegen keine Sorgen, Detektiv O’Connor, er würde nicht versuchen, mich zu erschießen. Wir sind ganz einfach nur befreundet, mehr nicht.«
»Nun gut. Wer wusste, wo Sie sich aufhielten?«
Molly war klar, das ihr Vater darüber bereits nachgedacht hatte. Sie hasste das Berechnende in seinen Augen, den Schmerz, während er die wenigen Menschen durchging, die gewusst hatten, wo er sich zu diesem Zeitpunkt aufgehalten hatte.
Schließlich sagte Mason: »Natürlich wusste es eine Reihe von Leuten, allerdings alles Leute innerhalb meiner Organisation.« Er machte eine Pause und pumpte sich noch mehr Morphium in die Vene. »Sollte es einen Verräter in meiner Mitte geben, ist das allein meine Sache, Detektiv O'Connor.«
»Nein, Herr Lord, es ist Sache der Polizei. Es läuft unter der Rubrik versuchter Mord. «
»Dann wissen Sie ja, wer dahintersteckt. Rule Shaker.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Bisher war er noch nie derart offensichtlich dumm. Idiot.«
Detektiv O’Connor erhob sich von seinem Stuhl. »Mir scheint, Herr Lord, wenn Herr Shaker tatsächlich ein solcher Idiot war und Sie umzubringen versucht hat, haben Sie wirklich ein Problem. Momentan scheinen Sie gut geschützt. Wie ich annehme, wird Rule Shaker über Ihr Überleben informiert sein. Sollten Sie Recht haben, kann ich mir gut vorstellen, was er jetzt in diesem Augenblick gerade sagt.«
Rule Shaker sagte überhaupt nichts. Er stand dicht hinter dem gigantischen Glasfenster seines Büros, das über die endlose Wüste hinausschaute. Er hatte niemals eine Aussicht über Las Vegas haben wollen. Er lebte in einer Stadt des Kitsches. Das wollte er sich nicht auch noch ansehen, es sei denn, er würde dazu gezwungen.
Die Wüste war sauber, die Luft klar und so heiß, dass alles Leben, Menschen eingeschlossen, sich während der glühenden Mittagsstunden verkroch. Nicht eine Menschenseele konnte er dort draußen erkennen. Langsam wandte er sich um, als Murdock sagte: »Rudy hängt immer noch in einem Motel in Oak Park herum und wartet auf Anordnungen.«
»Er soll weiter warten. Wie ich höre, geht es Lord im Krankenhaus von Tag zu Tag besser. Er wird überleben.«
»So sieht es aus«, meinte Murdock und stellte die Beine auf. Seit seiner Rückkehr aus Deutschland hatte er leicht zugenommen. Es hatte ihm nicht gepasst, Louey Santera zu beschatten, doch Herr Shaker hatte es angeordnet, also hatte er sich dem gefügt. Jetzt war er wieder zu Hause und konnte nach Herzenslust Kentucky Fried Chicken essen. Seit seiner Rückkehr hatte er sechs Pfund zugenommen.
»Gibt es irgendetwas, was ich tun sollte, Sir?«
»Darüber denke ich gerade nach, Murdock. Im Moment sollten wir ihn einfach in seinem Bett ruhen lassen, mit jeder Menge Schmerzen, und ihn über seine eigenen Fehler und Vergehen grübeln lassen.«
»Mason Lord glaubt nicht an Fehler und Vergehen«, erwiderte Murdock. Er musterte seinen Chef, den Mann, der ihn vor sechs Jahren von der Straße geholt und ihn zu einem seiner führenden Leute ausgebildet hatte. Ja, er war jetzt tatsächlich einer der führenden Leute einer von vielen gefürchteten Gruppierung. Er war
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