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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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die Todesdrohung in Ramseys Blick bemerkt haben, denn er stolperte in Richtung der Werft, wobei er sich immer wieder durch die Menschen hindurchschlängelte. Ramsey brüllte ihm hinterher, er solle anhalten. Der Mann beschleunigte. Als die Werft vor ihm lag, begann er zu rennen. Ramsey rannte ihm hinterher, und Emma folgte ihnen beiden. Die Leute traten beiseite, um ihnen Platz zu machen. Dickerson wandte sich um, sah, dass Ramsey aufholte, drehte scharf ab und sprang ins Wasser. Ramsey griff sich Emma, drehte sich zu einer beleibten Frau um, die von kleinen Kindern umringt war und einen sehr bodenständigen Eindruck machte, und sagte: »Er ist ein Kinderschänder. Er war meiner Tochter hinterher. Bitte halten Sie sie fest, und bringen Sie sie in Sicherheit.« Er warf Emma der Frau in die Arme. Dann sprang er Sonny Dickerson in das eisige Wasser des Monterey Bay hinterher.
    Sein Körper schien zu gefrieren, seine Lungen schnürten sich zusammen. Er kam wieder an die Oberfläche und sah sich vergeblich nach Dickerson um. Er konnte nicht weit weg sein. Ramsey hatte das Gefühl gehabt, ihm fast auf den Kopf gesprungen zu sein.
    Dann hörte er Molly schreien: »Er schwimmt auf das Pfahlwerk zu, Ramsey. Beeile dich! Sei vorsichtig! Verdammt, sei vorsichtig!«
    Er war ein guter Schwimmer, aber die Strömung war unberechenbar und schwankend. Lfm sie herum waren Steine, scharfkantig und gefährlich. Das Wasser war so kalt, dass seine Brust ganz eingeengt war und sich die Beine wie Gummi anfühlten. Dann schließlich sah er Dickerson, der sich zwischen den glitschigen Pfählen hindurchwand.
    Diesmal würde er das Ungeheuer nicht entkommen lassen. Er glaubte an das Gesetz und die Gerichtsbarkeit, bis ins Mark glaubte er an die Ordnung des Gesetzes, aber gleichzeitig wusste er, dass kein Verteidiger die Chance erhalten würde, diesen Mann zu repräsentieren. Jedenfalls nicht, wenn er es verhindern konnte. Er kämpfte sich durch die wild tosenden Wellen und hatte ihn schon fast eingeholt, als Dickerson, mit an dem Kopf klebenden Haaren, plötzlich mit einer Pistole wedelte.
    »Komm mir nicht zu nah!«, rief er, ehe er einen Schwall Wasser in den Mund bekam. Er verschluckte sich und spuckte aus. »Ich meine es ernst, Hunt. Wenn es sein muss, lege ich dich um.«
    Ramsey kämpfte mit dem Wasser und rief mit kräftiger, ruhiger und trotz seiner Wut überzeugender Stimme zurück: »Hör mir zu, Dickerson, Emma wirst du nie mehr bekommen. Die Polizei hat dein Foto, ebenso das Bundeskriminalamt. Angesichts dessen, was du getan hast, wollen sie dir miesem Kerl unbedingt an den Kragen. Du wirst weder Emma noch irgendein anderes kleines Kind jemals mehr in die Finger bekommen. Die Sache ist für dich zu Ende. Gib auf.« Ramsey griff nach einem der glitschigen Pfähle, an dem seine Hand abrutschte. »Komm schon, Dickerson, sei nicht dumm. Die Sache ist aus.«
    »Das ist eine Lüge. Keiner weiß, wer ich bin. Ich kenne mich sehr gut mit Make-up und Masken aus. Alles, was sie gesehen hat, ist Clinton. Das war so gut!«
    »Doch am Strand hast du keine Verkleidung getragen. Emma hat dich sehr genau beschrieben. Außerdem bist du nicht gerade taufrisch aus dem Ei geschlüpft. Du hast eine Vergangenheit, Fingerabdrücke, Fotos, die ganze Liste. Die Sache ist vorbei. Du wirst nie wieder in ihre Nähe kommen. Hat Rule Shaker denn gewusst, dass du ein Kinderschänder bist, als er dich mit der Entführung von Emma beauftragt hat?«
    »Ich bin ihm nie begegnet, einer seiner Männer hat mich angeheuert. Er hat mir immer wieder gesagt, dass ich dem kleinen Mädchen keinen Schaden zufügen soll, dass sie wieder zu ihrer Mutter zurückkehren würde, wenn ihr Vater sich Shaker beugen würde. Aber als ich Emma gesehen hatte, wusste ich, dass sie für mich bestimmt ist.
    Ich wusste, dass sie zu mir gehört. Die Woche war nur ein Anfang. Aber dann hat sie mich gefoppt und ist weggerannt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie mir wieder gehört.«
    Ramsey wäre fast durchgedreht, aber er war nicht dumm.
    »Du hast angerufen, nachdem sie verschwunden war, und hast diese Männer dort oben in den Bergen auf mich angesetzt, damit sie mich umbringen, nicht wahr?«
    »Ja. Ich musste sie wiederhaben, aber du bist mir entkommen.«
    »Richtig, und dich habe ich auch, nicht wahr?«
    Dickerson schrie auf. Er machte eine Bewegung weg von Ramsey, dann drehte er in Richtung einer wackligen Holzleiter ab, die den Eindruck machte, als ob sie schon vor Jahren hätte

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