Vergeben, nicht vergessen
sie von Frau Rallis, die sie für Sie gekauft hat. Außerdem hat sie Ihre Frau und Ihre Tochter mit neuer Kleidung eingedeckt. Sie wollte sie nicht in der Krankenhauskleidung sehen. Anscheinend hat sie alles auf der Werft beobachtet. Hier in Monterey ist sie sehr einflussreich. Wenn sie der Ansicht ist, Sie sollten weiche Kissen haben, wird ihr niemand widersprechen.«
Ramsey wollte nach Mollys und Emmas Befinden fragen, doch die Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Bedeutung der Worte zu kennen, sie jedoch nicht aussprechen zu können. Er spürte, wie ihm der Mann leicht auf den Arm klopfte. »Der Arzt hat Ihnen eine wirklich starke Spritze gegeben. Seiner Ansicht nach vermittelten Sie ihm nicht den Eindruck, als ob Sie sich zurücklehnen und entspannen würden. Deshalb wollte er Ihnen unter die Arme greifen. Haben Sie mitbekommen, was ich über Ihre Tochter und Frau Hunt gesagt habe? Sie sollten schon bald hier auftauchen. Ich habe noch gehört, wie Frau Rallis darauf bestanden hat, dass Ihre Frau und Emma Kaffee und heißen Kakao trinken sollen. Vergeblich habe ich den Arzt davon abhalten wollen, Ihnen diese Spritze zu geben. Können Sie sprechen, Richter Hunt?«
»Nein, ich bin vollkommen entspannt«, erwiderte Ramsey. Doch McPherson schwieg, weshalb er annahm, dass er sich ohnehin nur in Gedanken mit ihm unterhalten hatte.
Er lächelte Molly und Emma an, als sie in sein Zimmer traten. Emma trug neue Sachen, die er noch nie an ihr gesehen hatte. Und Molly sah in ihrem gelben, seidenen Hosenanzug mit ungewohnt hochhackigen Schuhen wie ein Model aus. Ihr prachtvolles Haar hatte sie zurückgekämmt und mit einer breiten goldenen Spange im Nacken zusammengehalten. Beide sahen hinreißend aus, einfach hinreißend. Er wollte ihnen entgegenschreien, dass sie diesmal gewonnen hatten. Er wollte Molly anbrüllen dafür, dass sie einfach so ins Wasser gesprungen war. Andererseits wollte er sich bei ihr bedanken, dass sie ihm seine Haut gerettet hatte. Er wollte ihnen sagen, dass er sie beide mehr liebte, als er jemals zuvor in seinem ganzen Leben zwei Menschen geliebt hatte. Doch er brachte nichts hervor. Er fragte sich, wohin seine Worte entschwebt waren.
Dann hörte er McPherson sagen: »Nein, es geht ihm gut, wirklich. Er nickt ständig wieder ein. Der Arzt möchte, dass er sich ausruht, also ruht er sich aus. Emma und Sie sehen einfach hinreißend aus. Wie geht es Ihnen, Frau Hunt? Können Sie mir jetzt ein paar Fragen beantworten?«
Dann hörte er Virginia Trolleys Stimme, die McPherson maßregelte, er solle Molly in Ruhe lassen. Sie würde mit ihm sprechen, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass es Ramsey gut ging. Sie war wirklich sehr schnell hierher gekommen. Er wusste, dass sie sich um alles kümmern würde. Er wusste auch, dass sie den beiden Polizisten, die sie angeblich beschützen sollten, die Leviten lesen würde. Einer der beiden jungen Polizisten hatte ihm gesagt, er habe die Toilette aufsuchen müssen. Das sei der Grund gewesen, weshalb sie ein paar Minuten zu spät ihm zu Hilfe gekommen seien. Die Frage nach dem Verbleib seines Partners hatte Ramsey ihm zwar stellen wollen, es jedoch nicht über die Lippen gebracht.
Er lächelte Emma an, die von ihrer Mutter wegrutschte und auf ihn zukam. »Es geht mir gut, Em«, glaubte er zu sagen, doch ihr Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen. Er spürte ihre weichen Lippen an seiner Wange. Dann flüsterte sie in sein Ohr: »Wir haben ihn, Ramsey. Frau Ral-lis hat mir versprochen, dass er nicht aus ihrem Krankenhaus entkommen kann.« Er hatte lachen wollen, nickte jedoch wieder ein. Das Letzte, was er noch spürte, waren Emmas Finger auf seiner linken Hand.
»Er wird überleben«, sagte Molly. »Sie haben ihn stundenlang operiert, und jetzt wird er überleben.«
Tief aufseufzend meinte Virginia Trolley von der anderen Seite her: »Sie wussten, wer und was er war. Hätten sie ihn doch einfach aus dem Leben scheiden lassen. Jetzt müssen wir ihn vor Gericht stellen, und es wird noch mehr Müll geben, durch den ihr euch durchkämpfen müsst.«
»Ist schon gut, Virginia«, erwiderte Ramsey, dessen Stimme heute Morgen tief und rau war. Er hatte großen Appetit auf eine Tasse Kaffee, doch man hatte sie ihm verweigert. Die Schwester hatte ihm erklärt, er würde sich schrecklich übergeben müssen, wenn er jetzt Kaffee tränke. Zu gerne hätte er den Beweis angetreten, dass sie entweder Recht oder
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